Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Akte Daniel (German Edition)

Die Akte Daniel (German Edition)

Titel: Die Akte Daniel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: She Seya Rutan , Neko Hoshino
Vom Netzwerk:
eine klare Nacht, und eine schiefe, winzig wirkende Mondsichel beleuchtete den Himmel. Mehrere Schatten huschten und flogen über die Rasenfläche Richtung Wald.
    Daniel setzte hinterher. Er dachte darüber gar nicht mehr nach. Wie beflügelt war er fast wie einer der Schatten. Nur am Rande bemerkte er, dass nichts ihm wehtat, sein Kopf klar war und sein Körper machte, was er wollte. Als er den Waldesrand erreichte, blieb er kurz stehen. Dann folgte er den vielfältigen Geräuschen. Blieb wieder stehen und lief dann weiter.
    Alle Sinne so geschärft wie niemals am Tag, weil keine fremden Gedanken ihn störten, folgte Daniel dem stillen Zug der Nachtlinge.
    Mit ziemlicher Sicherheit hatten sie ihn schon lange bemerkt, doch selbst wenn, schienen sie sich nicht an ihm zu stören. Auf einer kleinen Lichtung hielten sie schließlich inne; Daniel konnte sehen, dass Sunday nicht untertrieben hatte: Er sah ein Eichhörnchen, einen Wolf, drei Katzen, einen Marder, zwei Tauben, sogar einen Leguan und ein Känguru. Und noch sehr viele andere Tiere, die er noch nie außerhalb einer Fernsehdokumentation gesehen hatte.
    Daniel hockte sich hin und beobachtete still. Warum versammelten sie sich auf einmal? Daniel konnte keinen Grund erkennen. Verwirrt versuchte er zu sehen, wer wohl wer als Mensch am Tage war, aber das war in der Dunkelheit des Waldes nicht auszumachen.
    Ein Piepsen ließ Daniel aufschrecken; unvermittelt landete eine kleine, graue Eule auf seiner Schulter und zupfte mit ihrem Schnabel an einer Ponyfranse. Obwohl er überrascht war, blieb er hocken. Er kannte diese Eule. Als er wieder zur Lichtung sah, waren die Tiere verschwunden.
    Verwirrt sah Daniel zurück zur Eule. »Diadree?«, fragte er. »Du bist Diadree, nicht wahr? Wohin sind sie alle?«
    Der kleine Vogel fiepte erneut und legte den Kopf schief. Es hatte etwas von einem menschlichen Schulterzucken.
    »Du weißt es nicht und du wirst wohl auch einfach wegfliegen. Weißt du, wo Sunday ist?« Daniel kitzelte die Eule leicht am Bauch. »Verrat es mir, wenn du es weißt. Bitte!« Diadree hopste von einem Bein aufs andere, zwinkerte mir ihren großen grauen Augen und gab diesen typischen Eulenlaut von sich, der wie »Schuhuh« klang. Dann flatterte sie über die Lichtung und drehte dabei einen Kreis. Daniel verstand und folgte Diadree. Sie war schnell, aber sie sorgte dafür, dass er sie nie aus den Augen verlieren konnte.
    Irgendwann war sie dann jedoch verschwunden. Suchend schaute sich Daniel um. Dann sah er Sunday. »Ich habe dich gefunden!«, flüsterte er und trotzdem kam ihm seine Stimme angesichts der nächtlichen Geräusche einfach zu laut vor. Außerdem schien ihm seine Feststellung ihm unsinnig, wo es doch offensichtlich war. Sunday spitzte jedoch die Ohren und machte einen überraschten Hopser, dann lief er auf Daniel zu und umkreiste ihn, wie es eine Katze zu tun pflegt, die ihr Herrchen begrüßt.
    Daniel kniete sich nieder. »Das ist Wahnsinn!«, wisperte er aufgeregt. »Ihr seid so viele. Ich kann nicht glauben, dass ich das alles sehe.« Daniel glaubte nicht, dass er soviel Vertrauen verdiente, nur weil er Telepath war. Aber er war glücklich, dass er ins Vertrauen gezogen wurde.
    Der kleine Fuchs leckte ihm wie zuvor die Hand und gab einen Laut von sich, der ein bisschen wie fröhliches Bellen klang. Dann rollte er sich kurzerhand auf Daniels Schoß zusammen. Dieser lachte erstaunt. Er begann Sunday zu streicheln. Wäre dieser noch der Junge gewesen, wäre das Daniel nicht eingefallen. So aber lockte das weiche Fell und die zuckenden Ohren.
    Daniel blieb, wo er war, bis auch das letzte bisschen Adrenalin aus seinem Körper verschwunden war und die Aufregung einer lockenden Müdigkeit Platz machte. Schläfrig rückte er Sunday zurecht, bettete ihn neben sich und schlief ein. »Bis morgen«, flüsterte er und seufzte. »Grinsekatze!«
    Sunday kuschelte sich zur Antwort an ihn.
     
    ***
     
    Irgendetwas kitzelte Daniel ganz gewaltig an der Nase. Er murrte und blinzelte, aber alles, was er sah, waren jede Menge roter Haare. Verdutzt pustete er sie weg.
    Er lag immer noch mitten im Wäldchen, aber die ersten Sonnenstrahlen schimmerten durch das Blätterdach. Ein paar Vögel sangen. Daniel wollte sich aufsetzen, aber das erwies sich als völlig unmöglich, weil sich ein tief schlafender und ziemlich nackter Sunday wie eine Schlingpflanze um ihn gewickelt hatte. Daniel blinzelte überrascht. Er hatte mit allem gerechnet, aber nackte Tatsachen

Weitere Kostenlose Bücher