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Die Akte Golgatha

Die Akte Golgatha

Titel: Die Akte Golgatha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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bringen. Dabei ging ihm Francescas Liebesgeständnis nicht aus dem Kopf. Andererseits spielte aber auch Felicia Schlesinger in seinen Gedanken noch eine Rolle.
    Mit nasser Haut, ein Badetuch um den Bauch geschlungen, zog Gregor die Vorhänge in seinem Zimmer zur Seite. Der milchige Morgendunst versprach einen sonnigen Tag. Er ging zum Telefon und wählte Felicias Nummer.
    Felicia meldete sich kurz angebunden, und mehr aus Höflichkeit erkundigte sie sich: »Wo steckst du?«
    »In Turin, ich komme aus Israel und bringe wichtige Neuigkeiten!«
    »So.« Ihre Stimme ließ jede Anteilnahme vermissen. »Wenn es sich dabei um neue Erkenntnisse über das Vorleben Schlesingers handelt, hält sich mein Interesse in Grenzen. Das habe ich dir doch bereits gesagt!«
    Gropius fühlte, dass eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen stand. Die Kühle, mit der Felicia ihm seit geraumer Zeit begegnete, ließ Zweifel in ihm aufkommen, ob sie ihm überhaupt jemals nahe gewesen war. Gewiss, sie hatten miteinander geschlafen, und Gregor hatte sie in dieser Hinsicht in bester Erinnerung; aber Sex und Liebe sind zwei verschiedene Dinge, und im Gegensatz zum Sex bleibt die Liebe oft in der Planung stecken. Vielleicht hatten sie ihre Liebe zu sehr geplant, weil sie gut in ihre Situation gepasst hatte, vielleicht wäre es besser gewesen, sich mehr vom Zufall der Gefühle leiten zu lassen als von einer Idee.
    »Etwas Furchtbares ist geschehen«, nahm Gregor einen neuen Anlauf. »Sheba Yadin wurde ermordet, hier in Turin.«
    Eine Weile herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung, dann hörte er Felicia sagen: »Du erwartest doch jetzt hoffentlich nicht von mir, dass ich in Tränen ausbreche?«
    »Natürlich nicht. Ich wollte nur, dass du es weißt.«
    »Ermordet?« Es schien, als begriffe Felicia erst jetzt die ganze Tragweite der Nachricht. »Ist der Mörder denn schon gefasst?«
    »Nein. Aber was noch furchtbarer ist, Sheba Yadin starb durch dasselbe Gift wie dein Mann, durch eine Chlorphenvinphos-Injektion.«
    »Und was sagt die Polizei dazu?«
    »Vorläufig gar nichts, vorläufig weiß die Polizei überhaupt noch nichts von einem Zusammenhang zwischen Shebas Tod und dem der Transplantationspatienten.«
    »Du solltest die Leute aufklären.«
    »Ja. Vielleicht hast du Recht. Und in diesem Zusammenhang habe ich eine Frage: Erinnerst du dich, ob Arno Schlesinger jemals das Kürzel IND erwähnt hat?«
    »IND? Was soll das bedeuten?«
    »Das wüsste ich auch gerne. Sheba Yadin hat die drei Buchstaben auf eine Tischplatte geschmiert. Vermutlich ein Hinweis auf ihren Mörder.«
    »Ja, natürlich! IND! Bei Schlesingers Einäscherung wurde ein Blumengebinde mit einer Schleife abgegeben. Darauf stand: REQUIESCAT IN PACE. IND – Ruhe in Frieden. Ich habe mich damals zwei Dinge gefragt: Wer wusste von der Einäscherung, und was bedeutete das geheimnisvolle Kürzel?«
    »Das hast du nie erwähnt!«
    »Wieso! Konnte ich denn ahnen, dass diese harmlose Geschichte noch einmal Bedeutung erlangen würde? Ich wollte einfach die mysteriösen Umstände um Schlesingers Tod aus meinem Gedächtnis streichen, mir lag daran, Arno ganz zu vergessen. Warum fängst du jetzt wieder von vorne an?«
    »Verzeih, aber wie es den Anschein hat, wurden Sheba Yadin und Arno Schlesinger von derselben Organisation umgebracht!«
    »Kein Wunder, wahrscheinlich gab Arno der kleinen Schlampe das Geheimnis preis, das ihm die zehn Millionen eingebracht hat. Schließlich hat er die meiste Zeit mit ihr verbracht.«
    Felicia war tief in ihrem Stolz getroffen. Das konnte man jedem ihrer Worte entnehmen. Sie hasste diesen Schlesinger, der sie in vier Jahren Ehe schamlos betrogen hatte. Gropius hatte sogar den Eindruck, dass sie in der gegenwärtigen Lage alle Menschen hasste. Ein Zustand, in dem sie sich zu verlieren drohte.
    »Ich verstehe deine Bitterkeit«, sagte Gropius, »aber du musst versuchen, darüber hinwegzukommen. Schlesinger ist tot, du lebst. Immerhin hat er dir eine Summe hinterlassen, die dir ein sorgenfreies Leben ermöglicht.«
    Als gingen Gregors Worte an ihr vorbei, stellte Felicia unvermittelt die Frage: »Und diese Italienerin, diese Francesca, ist sie bei dir?«
    »Nein«, beteuerte Gropius, »du kannst mir glauben!« Er sah sich plötzlich in der absurden Situation, sich verteidigen zu müssen; deshalb fügte er unwillig hinzu: »Und wenn, müsste ich dich nicht um Erlaubnis bitten. Das sehe ich doch richtig?«
    »Ja, das siehst du richtig«, entgegnete Felicia.
    Das

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