Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03
einzuwenden hätte, der das Waffenrecht einschränken will“, erwiderte sie und sah ihm fest in die Augen. „Mir passt nur der Weg nicht, den Sie dafür eingeschlagen haben. Sie haben eine Grenze überschritten, als Sie Patrick McKenzie haben töten lassen.“
„Ich muss einräumen, kleine Litonya, dass ich seinen Tod bedauert habe. Patrick McKenzie war ein vernünftiger Mann.“ Er schien noch etwas hinzufügen zu wollen, aber ihm war offenbar bewusst, dass nichts eine solche Tat rechtfertigte. Also schwieg er.
Rabea bedachte ihn mit einem giftigen Blick: „Ich weiß, dass Sie Uriah Lightfood mit den Morden beauftragt haben.“
Whitewolf machte eine wegwerfende Geste. „Lightfood hatte nichts damit zu tun. Er war allerdings, genau wie Hunter, schlau genug rechtzeitig zu verschwinden. Ich hatte ihn auf Linda Farraday angesetzt, um mich über ihre Recherchen zu den Sieben auf dem Laufenden zu halten. Lightfood wusste, dass Sie nicht Farraday waren. Er hat übrigens Ihre Aufnahmen heimlich kopiert, kleine Frau. Ich wusste also von Anfang an über Ihre Aktivitäten Bescheid. Darum waren Sie nie eine Bedrohung für mich.“ Er hielt inne, schien auf eine Reaktion ihrerseits zu warten, doch Rabea sah ihn nur fragend an. Sie wollte Antworten.
Er deutete ihr Schweigen richtig und fuhr fort: „Kehren wir zurück zu Ihrer kleinen Rede. Sie haben Recht, ich habe tatsächlich dafür gesorgt, dass sich Saddam Hussein in seinem Größenwahn kurz in den Möglichkeiten einer atomaren Bedrohung sonnen konnte.“
„Ich nehme an, es war nicht sonderlich schwer, ihn zu täuschen?“
„Kaum. Und sein Sohn war ein Idiot. Er hat ja auch den Geheimdienst geleitet.“ Whitewolfs undurchdringliche Maske verzog sich gerade so weit, dass es fast als Lächeln durchging. „Ich habe ihm eine Kernspaltungsanlage hingestellt. Sie hatte allerdings einen kleinen Makel: Sie war nicht funktionsfähig. Ein bisschen angereichertes Uran und ein Geigerzähler haben ausgereicht. Im Irak gab es nicht einen fähigen Kernphysiker, zumindest keinen, der bereit gewesen wäre, für das Regime zu arbeiten. Es war beinahe grotesk, wie leicht alle zu täuschen gewesen waren.“
„Und einige Jahre später hatten Sie, die CIA und Ihre verbündete Hedgefond-Mafia ihren Irak-Krieg. Für die Einen das große Sterben, für Sie und Ihresgleichen das große Geld! Ihre Doppelmoral widert mich an“, stieß Rabea voller Abscheu hervor. „Und bis heute halten Sie alle Fäden in der Hand.“
„Korrekt. Das Dilemma für die ehemalige Bush-Regierung war nach 2003, dass sie nicht beweisen konnte, von allem nichts gewusst zu haben“, ergänzte er ungerührt. Er fixierte nun seinerseits Rabea. Sein Blick hatte etwas Hypnotisches. Rabea entzog sich ihm nur mit Mühe.
„Damit können Sie die Republikaner, falls Sie wirklich Präsident werden sollten, erpressen. Die Mehrheit der Stimmen im Repräsentantenhaus und im Senat dürfte Ihnen bei Abstimmungen sicher sein. Das ist der einzig positive Aspekt. Damit sind die Republikaner so gut wie im Arsch“, konstatierte sie grob.
Sie ärgerte sich über sich selbst. Sie wollte Whitewolf hassen für das, was er getan hatte, doch der Teil in ihr, der sie stets in Schwierigkeiten brachte, war auf widerwillige Art von ihm fasziniert. Er hatte die Menschen manipuliert, ihre Gier nach Macht und Reichtum kanalisiert und seinem Willen unterworfen, damit sie unbewusst den Weg für ihn ebneten. Sie alle waren dem Leitwolf blind gefolgt.
Whitewolf hatte sie beobachtet. Er schien ihren inneren Zwiespalt zu spüren. Rabea ballte die Fäuste und rief sich das Bild ihres Freundes Patrick McKenzie vor Augen, den Whitewolf so kaltblütig geopfert hatte, als handelte es sich um einen Bauern auf dem Schachbrett. Ihr Zorn gewann die Oberhand.
Ihre widerstreitenden Gefühle entlockten ihrem Gegenüber ein sardonisches Lächeln: „Wie ich sehe, verfügen Sie über ein gewisses politisches Gespür, kleine Frau. Sie haben Recht. Mit einer verlässlichen Mehrheit kann ich innenpolitisch all das vorantreiben, woran Clinton und Co. all die Jahre immer gescheitert sind.“ Er stand auf und trat an die Brüstung. Fast beiläufig sagte er: „Was soll ich nun mit Ihnen machen, Lintoya Meoquanee?“
Rabea erhob sich ebenfalls und stellte sich neben ihn. Äußerlich ruhig, obwohl ihr Puls sich jäh beschleunigt hatte, sagte sie: „Ich vermute, Sie überlegen jetzt, ob Sie mich töten sollen?“
„Das wäre eine Option. Allerdings gehe ich
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