Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vom 17. Januar 1961
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    Washington, D.C.:
    White House Office of Communications
     
    Meine amerikanischen Mitbürger und Mitbürgerinnen,
    in drei Tagen, nach einem halben Jahrhundert im Dienste unseres Landes, werde ich mein Amt niederlegen. In einer traditionellen und feierlichen Zeremonie wird die Präsidentschaft auf meinen Nachfolger übergehen.
    In meiner Abschiedsrede heute Abend möchte ich mit Ihnen allen, liebe Mitbürger und Mitbürgerinnen, ein paar letzte Überlegungen teilen.
    Wie jeder andere Bürger dieses Landes wünsche ich dem neuen Präsidenten und all seinen Mitarbeitern viel Glück. Ich bete dafür, dass die nächsten Jahre uns Frieden und Wohlstand bringen.
    Unser Volk erwartet vom Präsidenten und dem Kongress, dass sie in wesentlichen Belangen zu einer Einigung finden. Ihre vernünftigen Entschlüsse werden somit für eine bessere Zukunft des Landes sorgen.
    Meine Beziehungen zum Kongress begannen zaghaft aus der Ferne, als mich vor langer Zeit ein Mitglied des Senats nach West Point berief. Während des Kriegs und in der anschließenden Nachkriegszeit wurden sie enger und haben schließlich, in den vergangenen acht Jahren, zu einer wechselseitigen Abhängigkeit geführt.
    Zuletzt haben Kongress und Regierung in den wichtigsten Bereichen gut zusammengearbeitet; sie haben dem nationalen Wohl gedient und nicht schierer Parteilichkeit und so die nationale Wirtschaft vorangebracht. Mein Amtsverhältnis zum Kongress endet somit meinerseits in einem Gefühl der Dankbarkeit, dass wir so viel zusammen erreichen konnten.
    II
    Wir befinden uns in der zweiten Hälfte eines Jahrhunderts, das vier große Kriege zwischen bedeutenden Nationen erlebt hat. In drei dieser Kriege war auch unser Land involviert. Trotz dieser Holocausts ist Amerika heute die stärkste, einflussreichste und produktivste Nation der Welt. Auch wenn wir stolz auf diese Vormachtstellung sein können, so sind wir uns dessen bewusst, dass Amerikas Führungsrolle und Ansehen nicht nur von unserem einzigartigen materiellen Fortschritt, unserem Reichtum und unserer militärischen Stärke abhängig ist, sondern auch davon, wie wir unsere Macht und Kraft im Interesse des Weltfriedens und einer besseren Zukunft für die Menschen einsetzen.
    III
    Amerika hat sich auf das Abenteuer einer freien Regierung eingelassen und dabei seine grundsätzlichen Ziele nicht aus den Augen verloren: Die Sicherung des Friedens, die Förderung menschlicher Errungenschaften und die Stärkung von Freiheit, Würde und Integrität unter den Menschen und zwischen den Nationen. Nach weniger zu streben wäre eines freien und gläubigen Volkes unwürdig. Ein auf Arroganz zurückzuführendes Scheitern oder ein Mangel an Verständnis oder Opferbereitschaft würde uns schwerwiegenden Schaden zufügen, im In- und Ausland.
    Die Fortschritte auf dem Weg zu diesen hehren Zielen werden ständig von Konflikten in der ganzen Welt gefährdet. Sie bedürfen unserer ganzen Aufmerksamkeit, nehmen uns voll und ganz in Anspruch. Wir stehen einer feindlichen Ideologie gegenüber - global in seinem Umfang, atheistisch in seinem Wesen, rücksichtslos in seinen Zielen und heimtückisch in seiner Methode. Unglücklicherweise könnte die Gefahr, die sie darstellt, von Dauer sein. Um sie erfolgreich abzuwehren, sind nicht so sehr die krisenbedingten emotionalen und vorübergehenden Opfer gefordert, sondern eher jene, die uns erlauben, stetig und bestimmt und ohne zu klagen die Last eines längeren und komplexen Kampfes auf uns zu nehmen – denn die Freiheit steht auf dem Spiel. Nur so können wir, trotz Provokationen, auf unserem bereits eingeschlagenen Weg zu dauerhaftem Frieden und menschlicher Weiterentwicklung bleiben.
    Krisen wird es immer wieder geben und man wird sich ihnen stellen, ob sie nun national oder international, groß oder klein sind. Dabei könnte man der Versuchung erliegen zu glauben, dass spektakuläre und kostspielige Maßnahmen das Wundermittel zur Lösung aller gegenwärtigen Schwierigkeiten sind. Eine massive Zunahme neuer Verteidigungselemente, die Entwicklung unrealistischer Programme, mit denen man jede Plage der Landwirtschaft ausmerzen will, ein dramatischer Ausbau der Grundlagenforschung und der angewandten Forschung – diese und viele andere Möglichkeiten, die jede an sich möglicherweise Erfolg versprechend sind, könnten uns als unser einziger Weg hin zu unseren Zielen nahegelegt