Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03
könnte.
Es gehört zur Staatsführung, diese und andere, neue und alte Kräfte zu formen und sie mit den Prinzipien unseres demokratischen Systems zu vereinbaren und dabei stets die obersten Ziele unserer freien Gesellschaft im Auge zu behalten.
V.
Ein weiterer Faktor, der für den Erhalt des Gleichgewichts sorgt, ist die Zeit. Im Hinblick auf die Zukunft unserer Gesellschaft müssen wir – Sie, ich und unsere Regierung –, dem Impuls widerstehen, nur im Hier und Jetzt zu leben und aus Bequemlichkeit die wertvollen natürlichen Ressourcen der Zukunft zu plündern. Wir können das, was unseren Enkeln zusteht, nicht verpfänden und so den Verlust ihres politischen und geistigen Erbes riskieren. Die Demokratie soll den kommenden Generationen erhalten bleiben, und nicht zum insolventen Phantom der Zukunft werden.
VI.
Amerika ist sich bewusst, dass diese unsere Welt, die immer kleiner wird, in Zukunft nicht zu einer Gemeinschaft der Angst und des Hasses werden darf; sie soll sich zu einem stolzen Bündnis gegenseitigen Vertrauens und Respekts entwickeln.
Ein solches Bündnis besteht aus Gleichgestellten. Die Schwächsten müssen sich mit der gleichen Zuversicht an den Verhandlungstisch setzen können wie wir, die wir durch unsere moralische, wirtschaftliche und militärische Stärke geschützt sind. Dieser Verhandlungstisch trägt wohl die Narben vergangener Enttäuschungen, doch man sollte ihn nicht verlassen und gegen das sichere Leid des Schlachtfeldes eintauschen.
Abrüstung, in gegenseitigem Respekt und Vertrauen, ist eine absolute Notwendigkeit. Gemeinsam müssen wir lernen, Meinungsverschiedenheiten beizulegen, nicht mit Waffen, sondern mit Verstand und ehrbaren Absichten. Diese Notwendigkeit ist derart offensichtlich, dass ich zugeben muss, meine offiziellen Verantwortlichkeiten in diesem Bereich mit einem Gefühl der Enttäuschung niederzulegen. Ich habe das Grauen und die Verzweiflung des Kriegs erlebt, ich weiß, dass ein weiterer Krieg diese Zivilisation, die sich erst langsam und mühevoll über Jahrtausende entwickeln musste, vollends vernichten könnte, und ich wünschte, ich könnte heute verkünden, dass ein dauerhafter Friede in Sicht sei.
Glücklicherweise kann ich sagen, dass Krieg vermieden werden konnte. Wir bewegen uns kontinuierlich auf unser endgültiges Ziel zu. Aber es bleibt noch viel zu tun. Als normaler Bürger werde ich nie aufhören, meinen Beitrag, und wenn er noch so klein ist, zu leisten, um den Frieden in dieser Welt voranzubringen.
VII.
Und so, in meiner letzten Rede zu Ihnen als Präsident, bedanke ich mich für die vielen Gelegenheiten, die Sie mir gegeben haben, dem Land in Krieg und Frieden zu dienen. Ich hoffe, dass Sie einiges davon lobenswert fanden; für den Rest, so denke ich, werden Sie Wege finden, um es in Zukunft besser zu machen.
Sie und ich, liebe Landsleute, wir müssen stark sein in unserem Glauben, dass alle Nationen, unter Gott, Frieden mit Gerechtigkeit finden werden. Lasst uns unerschütterlich an unseren Prinzipien festhalten, zuversichtlich doch demütig mit Macht umgehen und die großen nationalen Ziele gewissenhaft verfolgen.
Allen Völkern der Erde möchte ich erneut Amerikas inständiges, kontinuierliches Bestreben zum Ausdruck bringen:
Wir beten dafür, dass die grundlegenden Bedürfnisse der Völker aller Glaubensrichtungen, aller Rassen, aller Nationen befriedigt werden, dass all denen, denen jetzt noch Chancen versagt sind, diese bald in vollen Zügen genießen können; dass alle, die sich nach Frieden sehnen, bald seinen spirituellen Segen erfahren; dass jene, die in Freiheit leben, auch ihre große Verantwortung erkennen; dass alle, die der Not der andern gefühllos gegenüberstehen, Wohltätigkeit lernen; dass die Geißeln der Armut, Krankheit und Ignoranz von der Erde verschwinden und irgendwann alle Völker in Frieden zusammenleben können, einem Frieden, der durch gegenseitige Achtung und Liebe sichergestellt wird.
Nun, Freitagmittag werde ich ein einfacher Bürger werden. Ich bin stolz darauf und sehe dem entgegen.
Vielen Dank und gute Nacht.
Original der Absch iedsrede von
Dwight D. Eisenhower - 34. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vom 17. Januar 1961
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Washington, D.C.:
White House Office of Communications
My fellow Americans:
Three days from now, after half a century in the service of our country, I shall lay down the responsibilities of office as, in traditional and solemn
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