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Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Titel: Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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Ein solches Verhalten habe ich nicht verdient, Bruder. Ich bin doch kein lästiger Staubsaugervertreter, sondern deine Schwester“, empörte sie sich weiter. „Du siehst also, ich hatte keine andere Wahl, als dich aus dem Haus zu schleifen, da allzu offensichtlich war, dass du mich keinesfalls hereinbitten wolltest. Himmel, als wäre ich ein Vampir. Erzählst du mir jetzt, was mit dir los ist, Bruderherz?“
    Lukas ertappte sich bei dem Gedanken, dass der Vergleich mit einem Vampir gar nicht so unpassend war. Wenn er nicht aufpasste, würde seine Schwester jedes Wort einzeln aus ihm heraussaugen.
    Lucie hatte sich Auge in Auge vor ihrem Bruder aufgepflanzt, die Hände in die Hüften gestemmt.
    „Bitte, Lucie. Lass es gut sein. Es hat seinen Grund, warum ich jetzt nicht mit dir sprechen kann. Ich muss sofort wieder ins Haus zurück. Es ist wichtig. Vertrau mir, okay?“
    Lucie konnte die Angst und die Verzweiflung ihres Bruders deutlich spüren. Sie prallte wie eine Schockwelle auf sie. Lukas' Zustand ließ in Lucie die schmerzvolle Erinnerung an Rom wieder aufleben. Verlust und Schmerz verschmolzen ineinander. Heute war damals. Irgendetwas war geschehen. Umso mehr war Lucie entschlossen, sich nicht von ihrem Bruder ausschließen zu lassen.
    Damals hatte sie nicht nur ihre beste Freundin, sondern beinahe auch ihren Bruder verloren. Da Lukas weiter schwieg, sah Lucie keine andere Möglichkeit, als ihn selbst mit ihrer Vermutung zu konfrontieren. Seit man ihren Eltern anonym mit Entführung gedroht hatte - sie und ihre Brüder waren noch Kinder gewesen -, waren die Geschwister früh für diese Möglichkeit sensibilisiert worden.
    „Weißt du, was ich denke, Lukas? Etwas ist mit Magali oder mit Matti passiert. Du hast mich angelogen. Sie sind nicht zu einer Freundin gefahren. Ich bin nicht blind. Euer Auto parkt vor der Garage. Wo sind sie, Lukas?“
    Sie erhielt keine Antwort, aber damit hatte sie auch nicht gerechnet. „Also gut, dann sage ich es dir. Ich kann nämlich eins und eins zusammenzählen, mein Lieber. Hattest du etwa gedacht, mir wäre dein panischer Blick vorhin in Richtung Telefon entgangen, als hinge dein Leben von ihm ab? Wenn ich dein trostloses Verhalten hinzuaddiere, kommt für mich heraus, dass einer der beiden entführt worden ist. Die Entführer drohen dir sicher mit dem Allerschlimmsten, wenn du die Polizei einschalten solltest. Du wartest jetzt auf weitere Anweisungen. Das ist der Grund, warum du dich partout nicht vom Haus entfernen kannst, nicht wahr? Sag es mir, habe ich Recht?“
    Die Art, wie Lukas den Kopf hob und sie mit seltsam trüben Augen ansah, aus denen alles Blau gewichen schien, bestätigten Lucies Verdacht.
    Die Angst explodierte mit voller Wucht in ihrem Magen: „Heilige Scheiße, alle beide? Was sind das nur für verdammte, geldgeile Schweine. Mistkerle …“ Lukas ließ seine Schwester austoben. So wie er sich in der Verzweiflung in die Stille flüchtete, ließ Lucie ihre Angst ungehemmt von der Leine. Sie beruhigte sich jedoch schnell wieder und blies sich eine blonde Haarsträhne aus der Stirn: „Du verrückter dummer Dubbel, du. Los, hinein ins Haus. Wir warten zusammen.“
    Noch einmal unternahm Lukas einen Versuch, seine energische Schwester zu überzeugen, dass er die Angelegenheit ohne sie regeln musste. Doch er kämpfte auf verlorenem Posten. Lucie ließ sich weder abwimmeln, noch hatte sie ein Einsehen. „Ich lasse dich jetzt ganz bestimmt nicht alleine. Ich bin Familie, keine Polizei. Basta!“, lautete ihre Antwort.
    Lukas fühlte sich zu ausgelaugt, um seiner Schwester weiter Paroli bieten zu können. „Da ist noch was, was du wissen solltest“, flüsterte er und zog den zerknüllten Zettel der Entführer aus seiner Hosentasche. Nachdem Lucie ihn rasch überflogen hatte, meinte sie ebenfalls flüsternd: „Ich verstehe. Du glaubst, die hören da drinnen eventuell mit, was wir sagen? Na, nichts leichter als das! Auf, lass uns ihnen eine gute Show bieten.“
    Insgeheim war Lucie längst dabei, Plan B zu entwickeln. Sie hatte sofort an ihren alten Freund Jules Lafitte gedacht, einen Ex-Agenten des libanesischen Geheimdienstes, den sie während ihrer verrückten Abiturreise in den Nahen Osten kennengelernt hatte.
    Inzwischen war Jules aus persönlichen Gründen von Beirut nach München übergesiedelt. Jules hatte ihnen bereits in Rom zur Seite gestanden. Er würde sofort kommen, wenn sie ihn rief.
    „Da fällt mir ein, Lukas, ich muss noch meine Verabredung

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