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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Tür.
    »Kommen Sie mit«, sagte er, als Kowalski ihn fragend anschaute, »kommen Sie mit!«
    Und Kowalski kam mit.
    Erich Grigat saß schon beim Nachtisch, als Rath zusammen mit dem Kriminalassistenten den Gastraum des Salzburger Hofs betrat. Kowalski blieb an der Tür stehen, während Rath zum Tisch hinüberging.
    Grigat schaute auf und machte ein überraschtes Gesicht.
    »Ah, Herr Kommissar! Haben Sie es sich doch noch überlegt?« Er zeigte auf seine fast leere Puddingschüssel. »Leider ein bisschen spät, wie Sie sehen. Bin schon beim Nachtisch.«
    »Ich bin nicht hier, um mit Ihnen zu speisen«, knurrte Rath und legte eine vergilbte Titelseite der Oletzkoer Zeitung auf den Tisch. »Das hier«, sagte er und schlug mit dem Handrücken auf das staubige Papier, »hat vor acht Jahren für Schlagzeilen hier in Ihrer Stadt gesorgt.« Er las vor. »Marggrabowa. Im Schwarzbrennerskandal um gepanschten Luisenbrand sind heute drei Männer vorläufig festgenommen worden. Wie berichtet, war der schwarzgebrannte Alkohol, dessen Genuß, als stark gesundheitsgefährdend eingestuft wird, in Originalflaschen der Marke Mathée Luisenbrand abgefüllt und in den Handel gebracht worden. Bei den Festgenommenen handelt es sich um Mitarbeiter der Brennerei, unter anderem um den Betriebsleiter. Die Polizei ermittelt.«
    »Na und? Weswegen kommen Sie damit zu mir?«
    »Die Polizei ermittelt« , sagte Rath noch einmal. »Im Frühjahr vierundzwanzig gegen die Herren Lamkau, Simoneit und Wawerka, und ich muss das aus der Zeitung erfahren anstatt aus den Ermittlungsakten!«
    »Warum regen Sie sich denn so auf? Hauptsache ist doch, Sie haben’s erfahren.«
    Die Gemütsruhe dieses verfressenen Polizeimeisters regte Rath tatsächlich noch mehr auf als der Ärger über die fehlende Ermittlungsakte, doch er versuchte, sich zu beherrschen.
    »Seit zwei Tagen wissen Sie, dass die Berliner Polizei nach einer Verbindung sucht zwischen den drei Herren Lamkau, Simoneit und Wawerka«, sagte er so ruhig wie möglich, »mir geben Sie eine dünne Mappe, in der kaum mehr steht als die Namen dieser drei Männer, dem Kollegen Kowalski lassen Sie jede Menge Ermittlungsakten bringen, die für unseren Fall vollkommen belanglos sind. Aber die entscheidende Akte über diesen Schwarzbrennerskandal hier …« – Rath klopfte noch einmal auf die Zeitung. – »… die ist seltsamerweise nicht dabei.« Er holte tief Luft und lächelte. »Und nun raten Sie mal, warum ich mich aufrege!«
    »Ich bin mir sicher, das wird sich aufklären«, sagte Grigat und wischte sich den Schnauz mit der Serviette ab. »Kriminalassistent Kowalski wollte alle Ermittlungsakten des Jahres vierundzwanzig, und die habe ich ihm bringen lassen.«
    »Offensichtlich eben nicht alle …« Rath holte Luft. »Sie leiten die Polizei in dieser Stadt …«
    »Im ganzen Landkreis Oletzko!«
    »Umso schlimmer! Sie sind der Polizeichef in diesem Landkreis und sollten in der Lage sein, gewünschte Ermittlungsakten zu einem fest umrissenen Zeitraum beizubringen! Und zwar vollständig!« Rath schüttelte den Kopf. »So eine verdammte Sauwirtschaft!«
    »Nun mäßigen Sie mal Ihren Ton, Herr Kommissar!« Grigat legte die Serviette auf den Tisch und stand auf. Sein Schnurrbart zuckte. »Sie vergessen sich! Und Sie vergessen, mit wem Sie reden! Die Kreispolizeibehörde Oletzko muss sich eine solche Behandlung nicht gefallen lassen! Sie sind nicht mein Vorgesetzter!«
    »Nein, da haben Sie recht«, sagte Rath und kramte das Schreiben aus der Tasche, das er eigentlich nie hatte benutzen wollen. »Doktor Bernhard Weiß in Berlin ist mein Vorgesetzter, und Doktor Weiß erwartet von mir, dass ich einen Mordfall aufkläre! Und von Ihnen erwartet er, dass Sie mich dabei nach Kräften unterstützen!«
    Der Polizeimeister nahm das Papier und überflog es. »Was wollen Sie?«, sagte er. »Genau das, was Ihr lieber Doktor Weiß fordert, habe ich doch getan! Ich habe Ihnen eine Mappe über die bewussten Personen zusammenstellen lassen, habe Ihnen und dem Kollegen Akteneinsicht gewährt, habe einen Arbeitsplatz für Sie bereitgestellt, ein Arbeitszimmer samt Fernsprecher! Ich habe Ihnen jede erdenkliche Hilfe zukommen lassen und Ihnen darüber hinaus jegliche weitere Unterstützung angeboten. Sie sind derjenige, der das nicht in Anspruch genommen hat!«
    »Ich brauche keine Unterstützung, mir würde es schon reichen, wenn Ihre Kreispolizeibehörde und Ihr Amtsgericht ein bisschen besser organisiert wären!«
    »Nun

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