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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Das hat doch nichts mit Herbert zu tun! Und mit Ihrem Mordfall!«
    »Das ist so eine dumme Angewohnheit«, meinte Rath und aschte ab, »Kriminalbeamte fragen eben viel unnützes Zeug, wenn der Tag lang ist. Aber Sie haben recht, lassen Sie uns wieder zu Herrn Lamkau kommen! Wie würden Sie den Mann denn einschätzen? Charakterlich? Ich muss mir ein möglichst genaues Bild machen, verstehen Sie?«
    Wengler gab sich nachdenklich und zog an seiner Zigarette, bis er eine Antwort hatte. »Herbert Lamkau war einer meiner fähigsten Mitarbeiter. Betriebsleiter, wie gesagt. Der hat den Laden in Schwung gehalten, das können Sie mir glauben, da hat niemand gefaulenzt. Vor dem hatten die Leute Respekt.«
    »Und das hat er auch auf der Straße getan? Sich Respekt verschafft?«
    »Ich weiß nicht, warum Sie immer wieder darauf herumreiten müssen. Herbert Lamkau hatte einen tadellosen Charakter. Die Leute zerreißen sich gerne das Maul über einen, der einmal mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist. Auch wenn ihm niemals etwas nachgewiesen wurde.«
    »Wovon reden Sie denn jetzt?«
    » Das hat Ihnen also noch niemand erzählt.« Wengler schüttelte den Kopf, als wolle er sagen: Sie sind mir ja ein schöner Kommissar! »Man soll ja eigentlich nicht schlecht über Tote reden«, sagte er stattdessen, »aber wenn Sie hier ein bisschen genauer nachforschen, dürften Sie es sowieso herausfinden: Herbert Lamkau soll vor ein paar Jahren schwarzgebrannten Alkohol als Luisenbrand verkauft haben. Ich weiß bis heute nicht, ob das wirklich auf sein Konto ging oder ob irgendein Arbeiter das verschuldet hat. Jedenfalls musste ich ihn natürlich entlassen. Um den guten Ruf unserer Marke zu retten.«
    »Natürlich. Und haben ihm gleichwohl in Berlin den Alleinvertrieb für Luisenbrand übertragen. Ist das nicht leichtsinnig?«
    »Hören Sie, ich habe den Mann seinerzeit eindringlich ins Gebet genommen, und Herbert hat mir geschworen, mit der Sache nichts zu tun zu haben. Ein bisschen wollte ich das auch wiedergutmachen, dass ich ihn rauswerfen musste. So konnte er in Berlin einen Neuanfang wagen, wo niemand ihn kannte.«
    »Offensichtlich mit Erfolg.«
    »Mit großem Erfolg. Nicht zuletzt seinem Einsatz verdanken wir die heutige Marktdominanz von Luisenbrand im mitteldeutschen Raum.«
    »Und Sie sind von seiner Unschuld überzeugt?«
    Wengler zuckte die Achseln. »Wer kann schon in einen Menschen hineingucken? Aber selbst wenn er damals Dummheiten gemacht haben sollte, war ich mir sicher, dass er das nach all dem Theater nicht noch einmal versuchen würde. Solche Fehler macht man nur einmal, die wiederholt man nicht.«
    »Offensichtlich doch«, meinte Rath. »Genau das nämlich ist in Berlin wieder passiert. Eine ganze Lieferung Luisenbrand war nicht in Ordnung. Hat er denn die Reklamation von Kempinski nicht an Sie weitergeleitet?«
    Gustav Wengler war baff. »Eine Reklamation von Kempinski? Das ist das Erste, was ich höre.«
    Das wiederum wunderte Rath. Wenn Lamkau die Sache nicht weitergeleitet hatte, sprach das dafür, dass er tatsächlich rückfällig geworden war und wieder schwarzgebrannt hatte. Er legte das Foto von Hans Wawerka neben Lamkaus Führerschein.
    »Und den hier? Kennen Sie den?«
    »Kommt mir auch bekannt vor. Wer ist das?«
    »Johann Wawerka.«
    »Hänschen! Natürlich! Hat sich ziemlich verändert seit damals. War früher mal Hilfsarbeiter in der Brennerei.«
    »Und August Simoneit?«
    »Simoneit? Mein bester Schlosser seinerzeit. Der hielt die Destillationsanlagen in Schuss, sage ich Ihnen, da brauchten Sie kaum …« Wengler hielt inne, eine Ahnung schien ihn zu überkommen. »Was ist mit diesen Männern?«, fragte er.
    »Sie sind tot. Auf dieselbe Art und Weise gestorben wie Herbert Lamkau. Wir glauben, dass ihre Tode zusammenhängen.«
    Wengler schaute gedankenversunken auf den Rauch seiner Zigarette.
    »Und wie es aussieht«, fuhr Rath fort, »könnte der Zusammenhang in der Tatsache bestehen, dass alle drei einmal für die Luisenbrennerei gearbeitet haben.«
    »Wenn Sie Zusammenhänge suchen …« Gustav Wengler seufzte. »Ich fürchte, da habe ich einen besseren für Sie …«
    »Ja?« Rath war ganz Ohr.
    »Wawerka und Simoneit«, sagte Gustav Wengler, »waren seinerzeit auch in die Schwarzbrenneraffäre verwickelt.«
    36
    D er Archivkeller im Landratsamt war verwaist, als Rath gegen zwölf dort vorbeischaute. Auf dem Lesetisch stapelten sich Ermittlungsakten mit dem Stempel des Amtsgerichts Marggrabowa. Rath

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