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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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angerufen haben.«
    Rath nickte.
    »Was ist mit diesen Männern?«, fragte Naujoks. »Ermitteln Sie gegen die drei?«
    Rath schüttelte den Kopf. »Nein. Ich ermittele gegen Unbekannt. Genauer: gegen den Mörder dieser drei Männer.«
    Naujoks zuckte kaum merklich mit den Augenbrauen. »Sie sind tot?«
    »Ja.«
    Die Nachricht schien den pensionierten Polizeimeister nicht sonderlich zu erschüttern. Außer den Augenbrauen bewegte sich nichts in diesem Gesicht.
    Eine Haushälterin kam herein und servierte Tee. Robert Naujoks war offensichtlich Junggeselle, ein Familienstand, der bei Polizisten auffallend häufig anzutreffen war. Rath fragte sich, ob das einen Grund haben mochte, und im selben Moment fiel ihm ein, dass er sich immer noch nicht bei Charly gemeldet, nicht einmal eine Ansichtskarte auf den Weg gebracht hatte, seit er in Ostpreußen war.
    Er trank einen Schluck Tee. Kaffee wäre ihm lieber gewesen, aber er wollte nicht meckern.
    »Ich kannte in Köln mal einen Naujoks«, sagte er. »Wir waren zusammen Messdiener vor ewigen Zeiten. Sind Sie mit dem verwandt?«
    Naujoks schaute verständnislos. »Ich bin evangelisch.«
    »Natürlich.«
    Auch das hatte Robert Naujoks also mit Wilhelm Böhm gemein: Mit beiden war es unmöglich, ein lockeres Gespräch zu führen. »Warum haben Sie die Ermittlungsakte seinerzeit mitgenommen?«, fragte Rath. »Am Tag Ihrer Pensionierung? Und noch nicht wieder zurückgegeben?«
    Für eine Weile fürchtete er, der Mann werde nun gar nicht mehr antworten. Wie ein Stein gewordenes Mahnmal, wie ein Denkmal des Kriminalisten alter Schule, saß Robert Naujoks auf seinem ledergepolsterten Sessel und schaute mit starrem Blick aus dem Fenster. Nur am Aufglühen des Tabaks im Pfeifenkopf und an den Qualmwölkchen, die ab und an aus dem kaum geöffneten Mundwinkel pufften, war zu erkennen, dass der Mann noch lebte.
    Dann, mit einem Mal, kam Bewegung in die massige Gestalt, Naujoks nahm die Pfeife aus dem Mund und beugte sich nach vorne.
    »Kennen Sie das?«, fragte er, »wenn ein Fall Sie nicht mehr loslässt?«
    Rath, der das nur allzu gut kannte, nickte. »Gut, wenn man so einen Fall endlich abgeschlossen hat«, sagte er. »Verdammt schlecht für das Privatleben, wenn die Arbeit einem so nahegeht. Das kann einen auffressen.«
    »Sehen Sie, genau das ist mein Problem. Mein Fall ist nicht abgeschlossen. Die Ermittlungen wurden allein auf Geheiß der Staatsanwaltschaft eingestellt.«
    »Sie wurden also zurückgepfiffen.«
    »Wenn Sie so wollen.« Naujoks schaute aus dem Fenster. »Obwohl ick keen Hundchen nich bin.«
    Der letzte Satz klang fast trotzig, und obwohl Rath Ähnlichkeiten mit einer – allerdings in Ehren ergrauten – Bulldogge feststellen konnte, behielt er das lieber für sich.
    Naujoks wuchtete seine Körpermasse überraschend behände aus dem Lederpolster und holte einen dicken Leitzordner aus dem Regal. Rath konnte das Aktenzeichen lesen. II Gs 117   /   24 .
    Der pensionierte Polizeimeister legte die Akte vor Rath auf den Tisch. »Hier ist es«, sagte er.
    Rath schlug den Aktendeckel auf. Die Fotos von Lamkau und Wawerka blickten ihn an. Zum ersten Mal sah er auch Simoneits Gesicht. Die drei schauten nicht gerade vertrauenerweckend in die Kamera des Polizeifotografen, wie Schwerverbrecher sahen sie allerdings auch nicht aus. Simoneit wirkte beinahe zerbrechlich, Wawerka eher wie ein Kleiderschrank. Das Gesicht von Herbert Lamkau allerdings hatte etwas Gemeines, Hinterhältiges.
    »Ein Schwarzbrennertrio«, sagte Rath und schaute Naujoks an. »Nicht gerade das, was man einen spektakulären Fall nennt. Auch wenn eine renommierte Brennerei darin verwickelt war. Mich wundert, dass so etwas Sie nicht schlafen lässt. Hat es Sie so gewurmt, dass man den dreien am Ende nichts nachweisen konnte?«
    Dass die Ermittlungen an der allzu dünnen Beweislage gescheitert waren, hatte Rath den Zeitungsartikeln entnehmen können, die er im Auto gelesen hatte, in der guten halben Stunde, die Kowalski und der W10 bis Lyck gebraucht hatten. Ein Beweisstück, ein Brennkessel mit Lamkaus Fingerabdrücken, sollte seinerzeit sogar aus der Asservatenkammer verschwunden sein. Nichts also, bei dem sich Polizeimeister Naujoks mit Ruhm bekleckert hätte.
    Der Polizeimeister a.   D. schaute Rath an mit seinem bewegungslosen Blick. »Die Antwort«, sagte er und deutete auf die Akte, »finden Sie da drin.«
    »Finde ich da auch die Antwort, warum die drei Männer ermordet wurden?«
    Naujoks zuckte die

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