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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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den Buchdeckeln irgendwelche indianischen Giftrezepte verbargen. Man musste wohl den ein oder anderen Blick hineinwerfen.
    »Ich würde die hier gern ausleihen«, sagte Rath und zeigte auf das Regal.
    »Alle?«
    »Alle.«
    »Dann müsste ich Ihnen einen Leihausweis ausstellen«, sagte sie und kramte schon in einem Karteikasten, doch Rath legte seinen Dienstausweis auf den Tisch.
    »Ich denke, dieser Ausweis reicht«, sagte er.
    Sie zögerte einen Moment, aber dann half sie ihm, die Bücher in einen Karton zu packen. War ganz schön schwer; Gedanken, auf Papier gebannt, wogen mehr als gedacht.
    Rath nahm den Bücherkarton und wollte die Bücherei gerade verlassen, da fiel ihm ein Tisch auf, direkt neben der Eingangstür, auf dem die aktuelle Ausgabe der Treuburger Zeitung lag, mit einer langen, dünnen Kette gegen Diebstahl gesichert.
    »Liegt die immer hier?«, fragte er und zeigte mit dem Kinn auf das Titelblatt.
    »Nicht zur Ausleihe, können Sie aber gerne einsehen.«
    »Aber die Zeitung liegt auch nachts hier auf diesem Tisch?«
    »Ja. Ich lege jeden Morgen die aktuelle hin und nehme dann erst die alte weg.«
    »Es kann also sein, dass Artur Radlewski bei seinen nächtlichen Besuchen auch Zeitung gelesen hat.«
    Sie zuckte die Achseln und lächelte. »Zuzutrauen wäre es ihm.«
    »Können Sie sich erinnern, wann ungefähr Artur die Bücher im letzten Dezember zurückgebracht hat?«
    Sie hatte sogar das genaue Datum.
    Kowalski schaute erstaunt, als Rath vor der Tür stand, und das nicht nur wegen des Bücherkartons in seinen Händen.
    »So schnell hatte ich jetzt nicht wieder mit Ihnen gerechnet, Herr Kommissar.«
    »Wie geht’s denn Ihrem Kopf?«
    »Schon besser.«
    »Keine Gehirnerschütterung?«
    »Wie es aussieht, noch mal Glück gehabt.«
    »Gut«, sagte Rath. »Ich hätte da eine Aufgabe für Sie.«
    Kowalski schaute erwartungsvoll.
    »Gehen Sie doch noch mal zur Geschäftsstelle der Zeitung. Und schauen Sie sich die Ausgabe vom neunten Dezember einunddreißig an, sicherheitshalber auch noch einen Tag früher und später. Ob da irgendwas dringestanden hat, das den Kaubuk möglicherweise aus dem Wald gelockt haben könnte.«
    Die Enttäuschung zog Kowalskis Gesicht zusammen, als habe er in eine Zitrone gebissen.
    »Und danach«, fuhr Rath fort, »müssen Sie noch einmal Ihre Kenntnis von Land und Leuten ins Spiel bringen. Berlin möchte wissen, ob womöglich noch mehr Leute vierundzwanzig in den Schwarzbrandskandal verwickelt waren. Leute, die nicht in der Ermittlungsakte oder in der Zeitung stehen. Hören Sie sich mal um, was die Gerüchteküche in Treuburg zu diesem Thema sagt.«
    »Meinen Sie, der Kaubuk ist noch nicht fertig mit seinem Rachefeldzug?«
    Rath zuckte die Achseln. »Ich meine gar nichts. Oberkommissar Böhm in Berlin möchte, dass wir uns umhören, also machen wir das. Böhm ist der Ermittlungsleiter.«
    Kowalski nickte dienstbeflissen.
    »Und wenn Sie das erledigt haben«, sagte Rath und drückte Kowalski den Karton in die Hand, »schauen Sie heute Abend doch mal diese Bücher durch. Die ideale Bettlektüre.«
    »Was ist das?«
    »Bücher, die Radlewski gelesen hat. Ich würde gerne wissen, ob sich in einem von denen womöglich eine Anleitung zur Giftherstellung findet.«
    Kowalski nickte, brachte den Karton ins Haus und kehrte kurz darauf, den Hut in der Hand, zurück. Rath setzte den Kriminalassistenten vor dem Zeitungsgebäude ab und fuhr weiter zur Luisenhöhe. Herr Direktor Wengler sei leider nicht im Hause, informierte ihn der livrierte Diener mit schlecht gespieltem Bedauern. Fischer, der Privatsekretär, sei ebenfalls nicht da. Und wo die Herren sich aufhielten, konnte der Diener auch nicht sagen. Oder wollte es nicht sagen.
    Rath versuchte es in der Brennerei. Die Sekretärin im Büro des Betriebsleiters wirkte, als habe sie sich bereits auf Feierabend eingestellt. »Herr Aßmann ist leider nicht im Hause«, sagte sie.
    »Herr Aßmann? Wohnt der in der Lindenallee?«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Ja«, sagte sie, »aber da werden Sie ihn auch nicht antreffen. Herr Aßmann befindet sich auf Geschäftsreise. Danzig und Berlin.«
    »Und wann kommt er zurück?«
    Sie zuckte die Achseln und schaute in ihren Kalender. »Hier steht: bis auf Weiteres in Berlin.«
    »Bis auf Weiteres … Was macht er denn in Berlin?«
    »So genau bin ich da nicht eingeweiht. Ich kann Ihnen aber gerne das Hotel aufschreiben, in dem er abgestiegen ist …«
    »Ist nicht nötig. Ich brauche nur eine

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