Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
Vom Netzwerk:
und der war heute Morgen noch im Wald. Und ob Radlewski seine Arbeit erledigt hat, wie Sie es nennen, das wissen wir noch nicht.«
    »Trotzdem sollte man sich seinen Unterschlupf einmal anschauen.«
    »Das werden wir ja auch. Wie wir es mit Adamek vereinbart haben. Alles zu seiner Zeit. Jetzt telefoniere ich erst einmal mit Berlin und mache Meldung. Werde nicht vergessen, Ihre Mitwirkung an diesem Ermittlungsfortschritt zu erwähnen, Kowalski. Sie haben einen guten Riecher.«
    »Na ja.« Zu viel Lob war dem Kriminalassistenten offensichtlich peinlich. »Eigentlich war es ja mein Onkel, der auf den alten Adamek gekommen ist.«
    »Dann danken Sie Ihrem Onkel. Und richten Sie bitte schöne Grüße aus.«
    Nachdem Kowalski gegangen war, hatte Rath sich erst einmal eine Zigarette angesteckt, um in Ruhe nachzudenken. Das konnte er immer noch am besten, wenn er alleine war. Das konnte er eigentlich überhaupt nur , wenn er alleine war und niemand seine Gedanken störte.
    Er hatte die beiden Akten vom Rücksitz geholt und noch mal durchgeblättert. Martha Radlewski war neunundvierzig Jahre alt geworden, ihren einzigen Sohn hatte sie da seit über zehn Jahren nicht mehr gesehen. Hatte der Kaubuk sich überhaupt noch für seine Mutter interessiert? Und wie hatte er von ihrem Tod und dessen Umständen erfahren?
    Rath hatte den Ordner schließlich zugeklappt und war hinüber ins Postamt gegangen, doch die Gedanken kreisten weiterhin in seinem Kopf, auch jetzt, während er auf die Verbindung mit Berlin wartete. Die Bücherei! Die Kreisbücherei! Was hatte Rammoser erzählt von den Indianerbüchern, die regelmäßig gestohlen und zurückgebracht wurden? Er wollte den Gedanken, der sich da in seinem Kopf formte, gerade greifen, da meldete sich die Vermittlung.
    »Teilnehmer? Ihre Verbindung mit Berlin!«
    »Vielen Dank.«
    Irgendetwas wurde umgeschaltet, und das Berliner Amt meldete sich. Rath ließ sich mit dem Alex verbinden und direkt auf den Apparat von Reinhold Gräf legen.
    Es dauerte einen Moment, ehe jemand abhob, aber die Verbindung war dann erstaunlich gut. Zu gut.
    »Mordinspektion, Oberkommissar Böhm am Apparat«, bellte es aus dem Hörer.
    Rath war so verdutzt, dass er ganz gegen seine Gewohnheit vergaß, sich zu melden. »Ist das nicht der Apparat von Kriminalsekretär Gräf?«
    »Mit wem spreche ich bitte?«
    »Ähh, Rath hier, Kommissar Rath.«
    »Ach, unser Mann in Masuren!«
    »Ich hätte gern den Kollegen Gräf gesprochen. Oder sonst jemanden von der Mordkommission Vaterland .«
    »Wenn es etwas Dienstliches sein sollte, das Sie mitzuteilen haben, und das hoffe ich doch sehr, müssen Sie schon mit mir vorliebnehmen.«
    »Es geht um den Fall Vaterland , und ich …«
    »Dann sprechen Sie mit mir, ich leite die Ermittlungen in diesem Fall.«
    »Wie?«
    »Kriminalrat Gennat hat mir die Leitung der Mordkommission Vaterland übertragen. Die Mordkommission Bellevue ist aufgelöst, und Sie hatten doch um Verstärkung gebeten.«
    Rath konnte es nicht fassen. Gennat hatte ihm wieder einmal Böhm vor die Nase gesetzt! Ausgerechnet! Wenn das ein Teil seiner Strafe wegen des Tintenfassattentats auf Dettmann sein sollte, dann hätte er, verdammt noch mal, lieber das Disziplinarverfahren gewählt!
    »Entschuldigung, Herr Oberkommissar, das kommt etwas überraschend.«
    »Diese Überraschung haben Sie sich selbst zuzuschreiben, Herr Kommissar. Wenn Sie sich etwas früher gemeldet hätten von Ihrer Dienstreise, dann wären Sie längst im Bilde. Wenn Polizeimeister Grigat nicht angerufen hätte, wüssten wir nicht einmal, dass Sie überhaupt heil in Masuren angekommen sind.«
    »Mit Verlaub, Herr Oberkommissar, ich sah die Notwendigkeit, mich zu melden, erst im Falle eines Ermittlungsfortschritts gegeben.«
    »Soll das heißen, Sie haben jetzt einen? Dann legen Sie mal los!«
    Das Fräulein vom Amt funkte dazwischen.
    »Teilnehmer? Ihr Gespräch ist in dreißig Sekunden beendet. Wollen Sie länger sprechen, werfen Sie bitte eine Zehnpfennigmünze nach.«
    Rath klemmte den Hörer an die Schulter und kramte in seinem Portemonnaie nach Kleingeld. Er fluchte innerlich. Nun konnte er sein Geld auch noch für Böhm aus dem Fenster werfen.
    »Sind Sie in einem öffentlichen Fernsprecher?«, ließ Böhms Stimme sich wieder vernehmen.
    »Jawohl, Herr Oberkommissar.« Endlich hatte Rath ein paar Groschen gefunden und warf sie in den Münzschlitz.
    »Hat Polizeimeister Grigat Ihnen kein Arbeitszimmer zur Verfügung gestellt?«
    »Schon.

Weitere Kostenlose Bücher