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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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allem wahrscheinlich ein paar Stunden gesessen hatte.
    »Du Schwein«, sagte Dettmann und zog den Papierstapel vom Schreibtisch, was die Sauerei nur vergrößerte. »Du verdammtes Schwein, der Bericht ist noch nicht mal kopiert!«
    Rath zuckte die Achseln. »Dann musst du ihn wohl ein zweites Mal schreiben. Tröste dich, alte Journalistenregel: Beim zweiten Mal schreibt es sich immer schneller. Das dürfte auch für Polizeiberichte gelten.«
    »Ich bring dich um, Gereon Rath, du Drecksau, ich bring dich um!«
    Rath hob die Hände. »Schlag mich ruhig«, sagte er und grinste. Ganz so schmierig wie Dettmann gelang ihm das leider nicht. »Schlag mich, Dettmann, ich werde mich nicht wehren.«
    Dettmann schlug nicht. Der Kommissar stand nur da und atmete heftig, den tintetriefenden Bericht in der Hand, und starrte Rath an, der seinen Zeigefinger an die Hutkrempe legte und zur Tür ging.
    »Ach, fast hätte ich es vergessen«, sagte er, bevor er den Raum verließ, »natürlich möchte ich mich in aller Form für das Malheur entschuldigen, das ich da angerichtet habe. Tut mir wirklich leid, Kollege, äußerst leid, aber ich bin manchmal eben etwas ungeschickt.«
    Bevor ihn das Tintenfass treffen konnte, hatte Rath die Tür schon geschlossen.
    Er konnte sich nicht erinnern, jemals mit einem derart guten Gefühl in die Pause gegangen zu sein.
    22
    E r hatte es geschafft, das Buch war in seinem Besitz. Geduld musste der Mensch haben! Auf den richtigen Moment warten können!
    Zwei Tage hatte er gebraucht, zwei Tage auf seine Gelegenheit gelauert, und er war belohnt worden.
    Seine Finger hatten schon mit den Sperrhaken in der Hosentasche gespielt, da hatte der Kommissar ihm die Sache noch leichter gemacht. Er hatte ihn, während er tat, als betrachte er die Steckbriefe, die in der Nähe der Glastür an der Wand hingen, genau beobachtet und gesehen, dass er den Schlüssel nicht gedreht hatte, bevor er zwei Türen weiter in einem Büro verschwunden war.
    Das nannte man Glück. Auf den Dietrich konnte er nun verzichten, allzu geschickt war er mit den Sperrhaken sowieso nicht. Und nun fiel auch das Risiko weg, womöglich erwischt zu werden, wie er sich in der Mittagspause an einer Kommissariatstür zu schaffen machte.
    Er hatte gestern zwar beobachten können, dass sich während der Mittagspause für fast zwanzig Minuten keine Menschenseele auf dem Gang blicken ließ, aber das musste nicht jeden Tag so sein. Auch jetzt war er nicht allein, aber die beiden Männer, die in seiner Nähe standen, hatten sich hier offensichtlich nur für die Polizeikantine verabredet und waren auch schon im Treppenhaus verschwunden.
    So hatte er in aller Seelenruhe die bewusste Tür angesteuert, hatte sich noch einmal umgeschaut, bevor er hineingegangen war. Diesmal hatte ihn kein Hund angebellt, diesmal war er ungehindert bis in das Büro vorgedrungen und hatte die Kartons auf dem Boden und auf den Stühlen stehen sehen, die die beiden Beamten bei Lamkau aus dem Haus geschafft hatten.
    Er hatte nicht lange gebraucht, um das Buch zu finden. Ein schnelles Blättern durch die Seiten hatte ihm gezeigt, dass es das richtige war. Mit ein bisschen Glück hatten sie dessen Bedeutung noch nicht erkannt. Mit Zahlen kannten Bullen sich normalerweise nicht so gut aus, Mordermittler jedenfalls nicht.
    Noch im Vorzimmer hatte er das Buch unter seine Jacke in den Hosenbund gesteckt und war, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass die Luft rein war, wieder auf den Gang getreten.
    Nun musste er nur noch ins Treppenhaus. Er hätte sich beinah zu Tode erschrocken, als er hinter sich Schritte hörte und, als er den Kopf etwas zur Seite drehte, erkannte, dass Kommissar Rath direkt hinter ihm war und immer mehr aufschloss. In der Tür zum Treppenhaus hatte der Kommissar ihn erreicht. Doch es folgte kein harter Griff in den Nacken, keine Frage: »Was hatten Sie in meinem Büro zu suchen?«
    Nichts von alldem passierte, er hörte nur ein freundliches »Mahlzeit!«, als der Kommissar ihn auf dem Treppenabsatz überholte und gut gelaunt die Stufen hinuntersprang.
    23
    R ath kam aus der Pause und gerade durch die Tür, als er seine Sekretärin sagen hörte: »Der Herr Kommissar kommt gerade durch die Tür.«
    Erika Voss presste ihre Hand auf die Sprechmuschel.
    »Dortmund«, sagte sie.
    Rath nickte, wuschelte Kirie einmal durchs Fell, hängte den Hut an den Garderobenhaken und ging nach hinten durch. Das Büro war leer, Lange und Gräf waren also immer noch unterwegs in

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