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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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schweigend.
    »Was zum Teufel willst du, Rath?«
    »Wie du dasitzt, siehst du tatsächlich aus wie eine Tippse. Wie viel Anschläge schaffst du denn pro Minute?«
    Dettmann stutzte. So langsam schien ihm zu dämmern, worum es ging.
    »Hat dir da jemand Geschichten erzählt?«
    »Du hast diese Frage doch gestellt, oder? Sehe ich aus wie eine Tippse? Und ich würde sagen: Ja.«
    »Hat die Schlampe tatsächlich gepetzt!« Dettmann schüttelte den Kopf. »Ich würde nicht alles glauben, was du so hörst. Frauen kriegen schnell mal etwas in den falschen Hals. Der Umgangston im Polizeiapparat ist nun einmal etwas rauer. Das muss man schon ertragen können, will man da unbedingt mitmischen. Ich an deiner Stelle hätte mir so ein Früchtchen gar nicht erst in die Ermittlungsgruppe geholt, aber das musst du ja selber …«
    »Halt’s Maul!«, fuhr Rath den Kollegen an, und der war so überrascht, dass er tatsächlich den Mund hielt.
    »Wenn du Arschloch«, sagte Rath und stützte sich mit beiden Händen auf den Schreibtisch, »die Kollegin Ritter noch ein einziges Mal beleidigst, wenn du sie auch nur schief anguckst, bekommst du gewaltigen Ärger mit mir!«
    »Ach ja?« Der ehemalige Rauschgiftfahnder schaute Rath von oben bis unten an. »Was erleben wir denn hier? Den großen Beschützer? Was hat die Kleine dir denn erzählt?«
    »Du weißt genau, wovon ich rede. Es geht hier nicht um die Einzelheiten, es geht ums Prinzip: nicht darum, was eine Drecksau wie du einer Kollegin an den Kopf wirft, sondern darum, dass du sie künftig in keinster Weise mehr belästigst, nicht in Gedanken, Worten und Werken!«
    »Das wird mir zu katholisch hier.«
    »Hast du mich verstanden?«
    Dettmann schüttelte gespielt ungläubig den Kopf.
    »Tatsächlich! Ich glaub’s nicht! Der Kollege Rath spielt sich auf zum Rächer der Flittchen und Schlampen!« Harald Dettmann zeigte sein feistes Grinsen. »Musste sie dir einen blasen, damit du so einen Auftritt hinlegst, oder hat sie einfach nur gepetzt und dich mit ihren Rehaugen angeschaut?«
    »Ich warne dich!« Rath näherte sich Dettmanns Gesicht auf wenige Zentimeter. »Pass auf, was du sagst!«
    Unmerklich wich Dettmann ein Stück zurück. »Du warnst mich? Mach dich nicht lächerlich! Was hast du denn vor? Wovor soll ich Angst haben?« Das Grinsen kehrte in sein Gesicht zurück. »Ach ja! Natürlich, wie konnte ich das vergessen. Es heißt, dass du gerne mal Kollegen schlägst.«
    »Nur die Arschlöcher unter den Kollegen …« Rath hielt inne. »… aber du hast recht! … wenn ich dich so anschaue … könnte schon sein, dass du in Gefahr bist.«
    »Sehr witzig. Willst du noch ein Disziplinarverfahren riskieren? Dann schlag ruhig zu. Ich werde mich nicht wehren.« Dettmann zeigte auf seine Kinnspitze. »Na los! Nur zu! Aber dann räumst du besser schon mal deinen Schreibtisch, denn dann war das heute dein letzter Arbeitstag hier.«
    »Ich kann mich beherrschen«, sagte Rath und stieß sich wieder vom Schreibtisch ab. »An dir mach ich mir doch die Finger nicht schmutzig.«
    »Du kannst dich beherrschen? Das wäre mir neu.« Dettmann taxierte Rath. »Na, ich kann dich verstehen. So ’ne Kleine in der Ermittlungsgruppe, da könnte ich auch schwach werden. Hast du sie schon mal ordentlich über den Schreibtisch gezogen? Viele von den Jungs würden das bestimmt gerne mal tun. Und ich selbst würde auch nicht Nein sagen. Aber mir hat der Buddha ja nur Henning und Czerwinski gegönnt.«
    Noch während Dettmann sprach, hatte Raths rechte Hand das Tintenfass auf dem Schreibtisch ertastet. Er ließ den Drecksack reden, schaute ihm weiter in die Augen und leerte das Fass langsam über den schönen, frisch getippten und gelochten Tiergartenbericht. Erst als die Tinte von der Schreibtischkante auf seinen Schoß tropfte und ein hässliches Muster auf seine helle Sommerhose zauberte, verstand Dettmann, was da gerade passierte. Er sprang auf und wich zurück, so hektisch, dass sein Stuhl umkippte und er beinah rückwärts darüber gestolpert wäre.
    Fassungslos starrte er auf die Bescherung.
    »Sag mal, spinnst du?«, brüllte er unvermittelt los. Von seinem Grinsen war nichts mehr zu sehen.
    »Hups«, sagte Rath und stellte das leere Tintenfass in aller Ruhe zurück auf den Schreibtisch. »Wie ungeschickt von mir. Ich fürchte, die Hose kannst du wegwerfen.«
    Doch die Hose interessierte Dettmann schon gar nicht mehr. Sein Blick war auf die in Tinte ertrinkenden Seiten gerichtet, an denen er alles in

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