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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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vorschriftsmäßig vor die Brust hielt.
    »Ist das ein Verbrecher? Warum soll so einer meinen Mann besuchen?«
    »Ihr Mann stammt aus Ostpreußen?«
    Sie nickte. »Ein Tilsiter. Hat immer Witze darüber gemacht. Mit dem Käse, Sie verstehen?«
    Sie lächelte, als sie das sagte, aber dann schien die Erinnerung zu kommen, und mit ihr kamen die Tränen.
    Rath wartete, bis die Witwe sich wieder gefasst hatte und mit einem schneeweißen Taschentuch in ihrem Gesicht herumtupfte.
    »Und Marggrabowa?«, fragte er.
    »Wie?«
    »Was sagt Ihnen der Name Marggrabowa?«
    »Sie meinen Treuburg?«
    »Ihr Mann hat dort seinen Führerschein gemacht.«
    »Ja, da hat er ein paar Jahre gelebt. Bevor er nach Berlin gekommen ist. Hat für die Kornbrennerei Mathée gearbeitet, Luisenhöhe, das ist da irgendwo in der Gegend.«
    »Die machen den Luisenbrand, den Ihre Firma vertreibt?«
    Sie nickte. »Und den Bärenfang. Eine ostpreußische Spezialität.«
    »Das heißt, Ihr Mann hatte immer noch gute Verbindungen zu seinem alten Arbeitgeber?«
    »Wir haben immerhin den Mathée-Alleinvertrieb für Berlin und Brandenburg, das ist ein ganz gutes Geschäft.«
    »Wird sich daran durch den Tod Ihres Mannes etwas ändern?«
    »Ich hoffe nicht.« Sie schaute ihn vorwurfsvoll an. »Ihre Kollegen haben sämtliche Firmenakten der letzten Jahre mitgenommen, ich hoffe, wir bekommen die bald zurück, damit die Geschäfte weiterlaufen können.«
    »Wer soll die Geschäfte denn führen? Sie sagen doch, Sie haben keine Ahnung davon.«
    »Ich habe inseriert. Ich suche einen Geschäftsführer. Außerdem hat Direktor Wengler mir Hilfe versprochen.«
    »Direktor Wengler?«
    »Dem gehört die Luisenhöhe. Und die Brennerei.«
    Rath notierte den Namen.
    »Zurück zu Marggrabowa, Frau Lamkau …«
    »Treuburg …«
    »Wie auch immer, ich vermute, dass Ihr Mann Herrn Wawerka aus seiner Zeit dort gekannt hat. Sind Sie sicher, dass er diesen Namen Ihnen gegenüber niemals erwähnt hat? Wenn er von früher erzählt hat?«
    »Wenn ich es doch sage. Überhaupt hat er nie viel von früher erzählt.«
    »War Wawerka vielleicht ein alter Kollege? Einer aus der Brennerei?«
    »Herr Kommissar, ich weiß es nicht! Kann die Polizei denn so etwas nicht herausfinden?«
    »Kann sie. Das ist zufällig genau das, was ich gerade versuche.«
    Edith Lamkau schaute, als sei sie erschrocken über ihre eigene Patzigkeit, und schlug wieder einen friedlicheren Ton an. »Dieser Wawerka«, fragte sie, »was ist mit dem? Warum ist es so wichtig, ob er Herbert gekannt hat?«
    »Wenn ich das wüsste, Frau Lamkau«, sagte Rath, »dann wäre ich schon einen großen Schritt weiter.«
    Er ließ sie stehen mit ihrem verständnislosen Gesicht und ihren Kuhaugen und fuhr zurück in die Burg. Er hatte sich mehr versprochen von seinem Ausflug nach Tempelhof, hatte gehofft, dass Edith Lamkau sich doch noch an irgendetwas erinnern würde, wenn sie mit dem Stichwort Marggrabowa konfrontiert wurde. Fehlanzeige.
    Bevor er aufgebrochen war, hatte er noch mit der Polizei in Treuburg telefoniert, jedoch ohne Ergebnis. Wie Oberkommissar Watzke gesagt hatte: Wawerka war in seiner alten Heimat nicht auffällig geworden. Jedenfalls nicht auffällig genug, um in einer Polizeiakte zu landen. Ebenso wenig Herbert Lamkau, der in derselben masurischen Kreisstadt seinen Führerschein gemacht hatte, in der Hans Wawerka das Licht dieser Welt erblickt und bis zu seinem Umzug nach Dortmund gelebt hatte. Natürlich bewies diese Tatsache noch überhaupt nichts, aber Rath würde seinen Hut fressen, sollten die beiden Mordopfer sich nicht gekannt haben.
    Erika Voss hatte ein ganzes Bündel Nachrichten für ihn, als er ins Büro zurückkehrte.
    »Kriminalrat Gennat möchte Sie dringend sprechen«, sagte sie und schaute auf einen Zettel, »und dann hat noch Kriminalsekretär Gräf angerufen wegen dieser Drogengeschichte, und das Fräulein Ritter hat sich noch mal gemeldet.«
    »Kommissaranwärterin«, verbesserte Rath und hängte seinen Hut auf.
    Die Voss tat, als habe sie ihn nicht gehört, und pustete sich ihre blonden Fransen aus der Stirn. »Ach ja«, fuhr sie fort, »und der Erkennungsdienst bittet um Rückruf. Hab ich noch gar nicht notiert, hat eben erst angerufen.«
    »Na, da soll mal einer sagen, ich sei nicht begehrt«, meinte Rath, »was wollte Fräulein Ritter denn?«
    » Kommissaranwärterin Ritter würde sich gern mit Ihnen treffen, um Bericht zu erstatten. Sie kann nicht so oft anrufen, hat sie gesagt, das fällt

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