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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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anderen Straßenseite, wirkte da schon monumentaler. Der Kaffee, den die Luft Hansa zum Frühstück servierte, war kein schlechter und auch ordentlich stark, dennoch fühlte Rath sich nach wie vor übermüdet, als er in der Stresemannstraße direkt vor dem Präsidium aus dem Taxi stieg und seinen Koffer die Treppe hinaufwuchtete.
    Vor einer guten halben Stunde waren sie auf dem Flughafen Devau in Königsberg gelandet, wach geworden war er aber schon zwei Stunden früher, bei der Zwischenlandung in Danzig. Als sie wieder gestartet waren, hatte er einen Blick auf die Danziger Innenstadt und die mächtige Marienkirche werfen können, hatte sogar das Fenster ein Stück heruntergekurbelt, um das Krantor inmitten der Spielzeughäuser entdecken zu können (was ihm auch gelungen war) und frische Luft hereinzulassen. So langsam gewöhnte er sich an die Fliegerei.
    Im Präsidium fragte er sich durch und hatte das Büro schnell gefunden. Hinter dem Schreibtisch saß ein gut gelaunter dicker Mann mit dünner Brille und dünnem Haar. Geradezu unangenehm gut gelaunt, wie Rath empfand, jedenfalls für diese Tageszeit. Der Kriminalrat schien ihn offenbar genau um diese Uhrzeit erwartet zu haben, seine Sekretärin stellte ein Tablett mit frisch aufgebrühtem Kaffee und zwei Tassen auf den Tisch, kaum hatte Rath das Büro betreten.
    »Willkommen im schönen Königsberg«, sagte der Dicke. Er stand auf und gab Rath die Hand. »Grunert, Kriminalrat Wilhelm Grunert.«
    »Gereon Rath. Kriminalkommissar.«
    »Weiß ich doch, weiß ich doch! Die Pforte hat Sie schon angekündigt.« Grunert wies auf den Besucherstuhl, und Rath setzte sich.
    »Nach Treuburg soll’s also gehen, hat mir der Kollege Gennat erzählt …« Der Kriminalrat schenkte unaufgefordert Kaffee ein.
    »Jawohl, Herr Kriminalrat. Spuren in einem Mordfall …«
    Rath trank einen Schluck Kaffee. Ein klarer Qualitätsabfall im Vergleich zum Flugzeug. Typischer Polizeikaffee: Der sollte nicht schmecken, sondern wach machen.
    »Soll das heißen, wenn Sie in Berlin keine Mörder mehr finden, suchen Sie die bei uns?«
    »Eher umgekehrt.« Rath zündete sich eine Zigarette an. »Drei Opfer stammen aus Ostpreußen. Der Mörder aber sitzt vermutlich in Berlin.«
    »Dann wollen wir mal hoffen, dass Sie den bald fangen«, sagte Grunert. »Ein Serientäter?«
    Rath zuckte die Achseln. »Vermutlich.«
    »Und der hat es auf Ostpreußen abgesehen?«
    »Auf ehemalige Ostpreußen. Auf Treuburger, die seit Jahren aber im Westen oder in Mitteldeutschland leben.« Rath lächelte den Kriminalrat an. »Sie haben also nichts zu befürchten, solange Sie in Ostpreußen bleiben.«
    Grunerts Sekretärin musste den Zigarettenrauch gerochen haben, jedenfalls kam sie herein und stellte Rath einen Aschenbecher hin.
    »Schön«, sagte Grunert und rieb sich die Hände. »Dann wollen wir Sie mal auf den Weg bringen. Wenn Sie jetzt aufbrechen, sind Sie noch zum Mittagessen in Treuburg. Ich habe mir erlaubt, die dortige Polizei bereits von Ihrer Ankunft zu unterrichten. Ich dachte, Sie können Ihr Anliegen mit den Kollegen dann beim Essen besprechen …«
    Rath hörte mit leichtem Unbehagen, wie viele Menschen und Dienststellen von seinem Besuch wussten. Am Ende würden sie ihn in Treuburg noch mit einem roten Teppich und einem Platzkonzert der örtlichen Blaskapelle empfangen.
    »Vielen Dank, Herr Kriminalrat«, sagte er dennoch.
    »Wir stellen Ihnen dann ein Fahrzeug. Für die Weiterreise.«
    »Fein«, sagte Rath, »dann brauche ich nur noch eine anständige Straßenkarte. Kenne mich in Ihrer Gegend nicht so gut aus.«
    »Brauchen Sie auch nicht.« Grunert winkte ab. »Ich habe da was Besseres.«
    Der Kriminalrat nahm den Telefonhörer und drückte einen weißen Knopf unter der Wählscheibe. »Fräulein Sieger?«, brüllte er in die Sprechmuschel, »sagen Sie doch Kowalski Bescheid, er möge jetzt bitte reinkommen.«
    Kurz darauf klopfte es, und ein hagerer junger Mann mit strähnigen blonden Haaren trat in das Büro. Irgendetwas an dessen Gesicht irritierte Rath, dann sah er, dass der Jüngling kleine Papierfetzen am Hals und im Gesicht kleben hatte, Toilettenpapierfetzen, mit denen er offensichtlich Rasierwunden abgetupft und die er dann in der morgendlichen Eile vergessen hatte.
    »Wo sich aufhört die Kultur, beginnt zu leben der Masur«, deklamierte Grunert und lachte. Rath lächelte höflich, der Jüngling blieb regungslos.
    »Kriminalassistent Kowalski«, sagte Grunert und gab seiner Stimme ein

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