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Die Akte Veden

Die Akte Veden

Titel: Die Akte Veden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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blickend. Aus dem Wohnhaus schwärmten jetzt ebenfalls diese Gestalten hervor wie Ameisen aus ihrem Loch. ›Das sind mindestens hundert GP.‹ Hora kicherte. ›Wenn das mal keine Ehre ist.‹
    ›Hecke‹, erwiderte Chest.
    ›Dann wollen wir mal hoffen, dass da kein Zaun dahinter ist.‹
    Es war kein Zaun dahinter. Sie brachen durch das Geäst, landeten auf einer Wiese und rappelten sich auf. Erst, als sie losrannten, brach das Geknatter der MPs los. Ein sicheres Zeichen dafür, dass die Geheimpolizei noch immer erbärmlich langsam war.
    »Hört auf!«, brüllte jemand. »Ihr Idioten, hört auf! Ihr erschießt euch gegenseitig!«
    Und ein anderer schrie: »Das sind sie! Das sind die beiden Wichser! Keiner sonst kann sich so schnell bewegen! Findet sie ! Ich bring euch alle um, wenn sie entkommen!«
    Hora kicherte, während sie im Schatten der Hausmauern rannten so schnell sie konnten.
    Ein surrender Ton erklang. Urplötzlich war es ringsum taghell erleuchtet. Chest musste die Augen bedecken, stolperte deshalb und fiel. Er rollte sich ab, blieb einen Sekundenbruchteil sitzen und zwang sich, die Augen an die plötzliche Lichtflut zu gewöhnen. Als er auf die Beine kam und weiterrannte, war ihm Hora einige Meter voraus.
    Rechts tauchte eine kleine, knarrende Maschine auf, gerade einmal handtellergroß, die neben ihm herflog. Eine weitere kam von links.
    ›Libellen!‹, schrie Chest in Gedanken. Er legte einen Zahn zu. Die winzigen Drohnen blieben knapp hinter ihm zurück. Er bog an der nächsten Weggabelung nach rechts in eine Parkanlage ein. ›Wir müssen uns trennen‹, dachte er. ›Bis später. Abend für Abend.‹
    Hora kicherte. ›Bis später. Vergiss Nummer Sechzig nicht.‹
    Plötzlich erfüllte ein neuer surrender Ton die Luft. Ihm flogen Kugeln um die Ohren. Chest warf sich ins Gebüsch, kam sofort wieder auf die Beine und rannte durch das Gehölz weiter. Er spürte die Äste und Dornen, die durch die Kleidung schnitten. Chest ignorierte sie, rannte einfach nur, während um ihn herum immer mehr Kugeln in die Erde einschlugen.
    Sterben oder überleben. Sterben. Überleben. Blutschuld. Überleben. Sterben. – Das war alles, was in seinem Kopf stattfand.
    Wenn er jetzt starb, war alles vorbei. Wenn er jetzt starb, würde er seine Seele auf ewig verlieren. Er durfte nicht sterben, bevor er getan hatte, was er tun musste. Er durfte einfach nicht sterben.
    Chest wurde noch schneller. Die Kugeln blieben einige Zentimeter zurück. Er wusste, dass er diese Geschwindigkeit nicht lange durchhalten konnte, ganz gleich, wie überdurchschnittlich sportlich und gewandt er war. Die Geheimpolizei verfügte über Technik , und damit war sie im Vorteil. Chest hatte nur seinen Körper.
    Aber egal, wie übervorteilt die GP waren – sie waren auch schlecht ausgebildet, dumm und begrenzt. Einer dieser Idioten drückte sich gerade zehn Meter vor Chest durchs Gebüsch. Chest merkte es nicht, doch er grinste unheilvoll.
    ›Wirf mir die Waffe zu, wenn ich vorbeilaufe‹, befahl Chest in Gedanken. ›Du wirst mir die Waffe zuwerfen, sobald ich auf deiner Höhe bin. Du denkst nicht darüber nach. Du tust es einfach.‹
    Zehn Sekunden später fing Chest mit der Linken die MP auf, schlug dem Polizisten die Rechte in den Schädel und sprengte diesen damit. Als sich das Gehirn dieses Tölpels mit einem beinahe lautlosen Platsch ! auf den Erdboden ergoss, war Chest schon zehn Meter weit weg.
    Sobald sich ein weiterer dieser Bastarde ins Gebüsch schob, hob Chest die MP und räumte ihn weg.
    Dennoch kosteten ihn diese Aktionen wertvolle Sekunden, in denen er langsamer hatte werden müssen. Die Kugeln prasselten jetzt wieder auf ihn nieder. Chest schlug Haken wie ein Hase. Er konnte wieder ein Surren hören und war sich sicher, dass inzwischen Todesadler über ihm flogen. Die Kugeln, die von oben kamen, bestätigten seinen Verdacht. Rechts von sich, wahrscheinlich befand sich dort ein Weg, hörte er Motorengeräusche.
    Sie holten auf.
    Chest blieb schlagartig stehen. Die plötzliche Passivität angesichts der hohen Geschwindigkeit, die er noch vor einer Sekunde vorgelegt hatte, irritierte ihn einen Moment selbst. Die Geräusche, sowohl das Surren der Adler als auch das der Motoren, verzogen sich in die Richtung, in die er gerannt war, wurden stetig leiser.
    Wieder musste er grinsen.
    Er sah sich um. Zu seiner Linken lag ein künstlich angelegter See, links ein Fußgängerweg. Zurück konnte er nicht, das war zu riskant. Chest sprang

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