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Die Akte

Titel: Die Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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alt ist er?«
    »Einundfünfzig. Verheiratet, acht Kinder. Katholik, aus ärmlichen Verhältnissen, hat sich nach oben gearbeitet und in Yale studiert. Sehr solide, sehr konservativ. Keine dunklen Punkte, abgesehen davon, dass er vor zwanzig Jahren wegen Alkoholismus behandelt wurde. Seitdem völlig nüchtern. Ein Abstinenzler.«
    »Hat er je Gras geraucht?«
    »Er bestreitet es.«
    »Er gefällt mir.« Der Präsident las das Deckblatt.
    »Mir auch. Das Justizministerium und das FBI haben seine Unterwäsche überprüft, und er ist sehr sauber. So, und wen wollen Sie als zweiten? Siler-Spence oder Watson?«
    »Was ist Siler-Spence für ein Name? Ich meine, was stimmt nicht mit diesen Frauen, die einen Bindestrich benutzen? Was wäre, wenn sie Skowinski hieße und mit einem Typ namens Levandowski verheiratet wäre? Würde ihre kleine emanzipierte Seele darauf bestehen, dass sie künftig als F. Gwendolyn Skowinski-Levandowski durchs Leben geht? Kommt nicht in Frage. Ich werde nie eine Frau mit einem Bindestrich ernennen.«
    »Sie haben es schon einmal getan.«
    »Wen?«
    »Kay Jones-Roddy, Botschafterin in Brasilien.«
    »Abberufen und entlassen.«
    Coal brachte ein kleines Lächeln zustande, legte das Memo auf den Sitz und beobachtete den Verkehr. Über Nummer Zwei würde man später entscheiden. Calderón war im Sack, und er wollte Linda Siler-Spence, also würde er sich für den Schwarzen stark machen und den Präsidenten zu der Frau hindrängen. Eine simple Manipulation.
    »Ich meine, wir sollten noch zwei Wochen abwarten, bevor wir ihre Namen bekanntgeben«, sagte er.
    »Von mir aus«, murmelte der Präsident. Er würde es tun, wenn er dazu bereit war, ohne Rücksicht auf Coals Fahrplan. Er war auch noch nicht sicher, ob er beide gleichzeitig ernennen sollte.
    »Watson ist ein sehr konservativer schwarzer Richter, der in dem Ruf steht, ausgesprochen hart zu sein. Er wäre ideal.«
    »Ich weiß nicht recht«, murmelte der Präsident, während er über Gavin Verheek las.
    Coal hatte die Story auf der zweiten Seite gesehen. Verheek war unter eigenartigen Umständen in einem Zimmer des Hilton in New Orleans tot aufgefunden worden. Der Story zufolge tappte das FBI im dunkeln und hatte nichts darüber zu sagen, weshalb Verheek in New Orleans gewesen war. Voyles war tief betrübt. Vorzüglicher, loyaler Mitarbeiter und so weiter.
    Der Präsident durchblätterte die Zeitung. »Unser Freund Grantham hat nichts von sich gegeben.«
    »Er ist noch auf der Suche. Meines Erachtens hat er von der Akte gehört, aber mehr auch nicht. Er hat alle möglichen Leute angerufen, ohne zu wissen, wonach er fragen sollte. Er tappt im dunkeln.«
    »Nun, ich habe gestern mit Gminski Golf gespielt«, sagte der Präsident selbstgefällig. »Und er hat mir versichert, dass alles unter Kontrolle ist. Wir haben uns über achtzehn Löcher hinweg eingehend unterhalten. Er ist ein miserabler Golfer, der es nicht schafft, sich vom Sand und vom Wasser fernzuhalten. Es war ein Mordsspaß.«
    Coal hatte noch nie einen Golfschläger in der Hand gehabt und hasste das alberne Gerede über Handicaps und dergleichen. »Glauben Sie, dass Voyles da unten der Sache nachgeht?«
    »Nein. Er hat mir sein Wort gegeben, dass er es nicht tun wird. Nicht, dass ich ihm vertraue, aber Gminski hat Voyles nicht erwähnt.«
    »Und wie weit vertrauen Sie Gminski?« fragte Coal mit einem schnellen Blick auf den Präsidenten.
    »Überhaupt nicht. Aber ich glaube, wenn er etwas über die Pelikan-Akte wüsste, dann würde er es mir sagen...« Der Präsident verstummte - ihm war klar geworden, wie naiv sich das anhörte.
    Coal gab seinem Zweifel mit einem Grunzen Ausdruck.
    Sie überquerten den Anacosta River und befanden sich im Prince Georges County. Der Präsident griff wieder nach der Rede und schaute aus dem Fenster. Zwei Wochen waren seit den Morden vergangen, und den Umfragen zufolge hatte er immer noch mehr als fünfzig Prozent. Die Demokraten hatten keinen sichtbaren Kandidaten, der irgendwo dort draußen saß und Lärm schlug. Er war stark und wurde noch stärker. Die Amerikaner hatten Rauschgift und Verbrechen ebenso satt wie die Tatsache, dass lautstarke Minoritäten ständ ig die Aufmerksamkeit auf sich lenkten und liberale Idioten die Verfassung zugunsten von Kriminellen und Radikalen interpretierten. Das war seine große Chance. Zwei Ernennungen für das Oberste Bundesgericht auf einmal. Es würde sein Vermächtnis sein.
    Er lächelte vor sich hin. Was für eine

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