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Die Akte

Titel: Die Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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datiert, an Wakefield gerichtet und lautete:
    Sims:
    Mandanten informieren, dass Recherchen abgeschlossen sind
    - das Gericht wird wesentlich zugänglicher sein, nachdem Rosenberg in den Ruhestand getreten ist. Die zweite Pensionierung ist etwas ungewöhnlich. Einstein ist auf Jensen verfallen, ausgerechnet. Aber der hat natürlich seine eigenen Probleme.
    Weiterhin mitteilen, dass der Pelikan, andere Faktoren vorausgesetzt, in vier Jahren hier eintreffen sollte.
    Das Memo trug keine Unterschrift.
    Gray kicherte und runzelte gleichzeitig die Stirn. Sein Mund stand offen. Sie las schneller.
    Weiter: Marty Velmano war ein skrupelloser Hai, der achtzehn Stunden am Tag arbeitete und sich unnütz vorkam, wenn nicht jemand in seiner Umgebung blutete. Er war das Herz und die Seele von White and Blazevich. Für die Mächtigen in Washington war er ein zäher Verhandler mit massenhaft Geld. Er dinierte mit Kongressabgeordneten und spielte Golf mit Kabinettsmitgliedern. Das Halsabschneiden betrieb er hinter der Tür seines Büros.
    Einstein war der Spitzname von Nathaniel Jones, einem geisteskranken juristischen Genie, das die Firma in seiner eigenen kleinen Bibliothek im sechsten Stock weggeschlossen hatte. Er las jedes Urteil des Obersten Bundesgerichts, der elf Bundes-Berufungsgerichte und der Obersten Gerichte der fünfzig Staaten. Morgan war Einstein nie begegnet. In der Firma bekam ihn nur ganz selten jemand zu Gesicht.
    Nachdem er das Memo kopiert hatte, faltete er seine Kopie zusammen und legte sie in eine Schreibtischschublade. Zehn Minuten später stürmte Wakefield in sein Büro, blass und sehr aufgeregt. Sie suchten auf Morgans Schreibtisch herum und fanden das Memo. Wakefield war stocksauer, was bei ihm nichts Ungewöhnliches war. Er fragte Morgan, ob er es gelesen hätte. Nein, versicherte er. Offensichtlich hatte er es versehentlich mitgegriffen, als er sein Büro verließ, erklärte er. Was ist denn schon dabei? Wakefield war wütend. Er hielt Morgan einen Vortrag über die Heiligkeit eines Schreibtisches. Er schäumte regelrecht, überschüttete Morgan mit Vorwürfen und tobte in seinem Büro herum, bis er endlich begriff, dass er zu heftig reagierte. Er versuchte, sich zu beruhigen, aber der Eindruck war nicht zu übertünchen. Er ging mit dem Memo.
    Morgan versteckte die Kopie in einem Buch in der Bibliothek im neunten Stock. Wakefields Hysterie hatte ihm Angst gemacht. Bevor er an diesem Nachmittag ging, ordnete er die Papiere und Gegenstände in seinen Re galen und auf seinem Schreibtisch auf eine bestimmte Art. Am nächsten Morgen überprüfte er sie. Jemand hatte in der Nacht seinen Schreibtisch durchsucht.
    Morgan wurde sehr vorsichtig. Zwei Tage später fand er hinter einem Buch in seiner Handbibliothek einen kleinen Schraubenzieher. Dann fand er ein Stückchen schwarzes Isolierband, das jemand zusammengeknüllt und in seinen Papierkorb geworfen hatte. Er vermutete, dass man sein Büro verdrahtet und seine Telefone angezapft hatte. Er registrierte argwöhnische Blicke von Wakefield. Er sah Velmano öfter als üblich in Wakefields Büro.
    Dann wurden die Richter Rosenberg und Jensen umgebracht. Für ihn gab es keinerlei Zweifel daran, dass es das Werk von Mattiece und seinen Helfershelfern war. In dem Memo wurde Mattiece nicht erwähnt, aber es war die Rede von einem »Mandanten«. Wakefield hatte keine anderen Mandanten. Und kein Mandant konnte von einem neuen Gericht so viel profitieren wie Mattiece.
    Der letzte Absatz der Erklärung war bestürzend. Nach den Morden war Morgan zweimal ganz sicher gewesen, dass er beschattet wurde. Er wurde von dem Pelikan-Fall abgezogen. Ihm wurde mehr Arbeit abverlangt, mehr Stunden, mehr Leistung. Er hatte Angst, umgebracht zu werden. Wenn sie zwei Richter umgebracht hatten, würden sie auch einen bescheidenen Anwalt umbringen.
    Er unterschrieb die Erklärung vor Emily Stanford, einer Notarin, und beeidete sie. Ihre Adresse stand unter ihrem Namen.
    »Bleiben Sie sitzen. Ich bin gleich wieder da«, sagte Gray, während er die Tür öffnete und hinaus sprang. Wagen ausweichend, rannte er über die E Street. Vor einer Bäckerei stand eine Telefonzelle. Er wählte Smith Keens Nummer und schaute dabei zu seinem auf gut Glück geparkten Mietwagen auf der anderen Straßenseite hinüber.
    »Smith, hier ist Gray. Hören Sie genau zu und tun Sie, was ich Ihnen sage. Ich habe gerade weiteres Material über das Pelikan-Dossier bekommen. Es ist eine ganz große Sache. Smith, ich

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