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Die Akte

Titel: Die Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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auf einen Stuhl an der Wand. Die Männer rückten näher an den Bildschirm heran und warteten auf ein Bild.
    Zuerst erschien das Datum - 12. Oktober. Dann saß Curtis Morgan auf einem Stuhl in einer Küche. Er hielt einen Schalter in der Hand, mit dem er offenbar die Kamera bediente.
    »Mein Name ist Curtis Morgan, und wenn Sie dies sehen, bin ich vermutlich tot.« Es war ein schlimmer erster Satz. Die Männer rückten noch näher heran.
    »Heute ist der 12. Oktober, und ich tue dies in meinem Haus. Meine Frau ist beim Arzt. Ich sollte eigentlich bei der Arbeit sein, aber ich habe mich krank gemeldet. Meine Frau weiß nichts von alledem. Ich habe es niemandem gesagt. Wenn Sie mich sehen, haben Sie auch das hier gelesen. Dies ist eine eidesstattliche Erklärung, die ich unterschrieben habe, und ich habe vor, sie zusammen mit dieser Kassette aufzubewahren, wahrscheinlich in einem Schließfach bei einer Bank in der Innenstadt. Ich werde die Erklärung vorlesen und noch auf einige andere Dinge zu sprechen kommen.«
    »Wir haben die Erklärung«, sagte Gray schnell. Er stand neben Darby an der Wand. Niemand sah ihn an. Alle Augen hingen am Bildschirm. Morgan las langsam die Erklärung vor. Sein Blick wanderte von den Seiten zur Kamera, hin und her, hin und her.
    Dazu brauchte er zehn Minuten. Jedesmal, wenn Darby das Wort »Pelikan« hörte, schloss sie die Augen und schüttelte langsam den Kopf. Darauf war alles hinausgelaufen. Es war ein böser Traum. Sie versuchte zuzuhören.
    Als Morgan mit der Erklärung fertig war, legte er sie auf den Tisch und wendete sich ein paar Notizen auf einem Block zu. Er war ein gutaussehender Mann, der jünger wirkte als neunundzwanzig. Er war zu Hause, deshalb trug er keine Krawatte, nur ein gestärktes weißes Oberhemd. White and Blazevich war nicht gerade der ideale Ort, um dort zu arbeiten, aber die meisten der vierhundert Anwälte waren anständig und hatten vermutlich keine Ahnung von Mattiece. Er bezweifelte sogar, dass außer Wakefield, Velmano und Einstein noch andere an der Verschwörung beteiligt waren. Es gab einen Partner namens Jarreld Schwabe, dem zuzutrauen war, dass er daran beteiligt war, aber Morgan hatte keinen Beweis dafür. (Darby erinnerte sich gut an ihn.) Da war eine Sekretärin, die die Firma ein paar Tage nach den Morden ganz plötzlich verlassen hatte. Ihr Name war Miriam LaRue, und sie hatte achtzehn Jahre in der Öl- und Gasabteilung gearbeitet. Durchaus möglich, dass sie etwas wusste. Sie wohnte in Fall Church. Eine andere Sekretärin, deren Namen er nicht nennen wollte, hatte ihm erzählt, sie hätte gehört, wie Wakefield und Velmano darüber sprachen, ob man ihm, Morgan, vertrauen könnte. Aber sie hatte nur Bruchstücke gehört. Sie behandelten ihn anders, nachdem das Memo auf seinem Schreibtisch gefunden worden war. Es war, als hätten sie ihn am liebsten an die Wand gestellt und ihm mit dem Tode gedroht, falls er über das Memo sprechen sollte, aber das konnten sie nicht, weil sie nicht sicher waren, ob er es gesehen hatte. Sie scheuten davor zurück, deshalb einen großen Wirbel zu machen. Aber er hatte es gesehen, und sie waren fast sicher, dass er es gesehen hatte. Und wenn sie bei den Morden an Rosenberg und Jensen die Hand im Spiel gehabt hatten - er war schließlich nur ein angestellter Anwalt und in Sekundenschnelle zu ersetzen.
    Litsky, der Anwalt, schüttelte ungläubig den Kopf. Die Lähmung ließ nach, und sie bewegten sich ein wenig auf ihren Stühlen.
    Morgan fuhr mit dem Wagen zur Arbeit, und zweimal war ihm jemand gefolgt. Einmal, beim Lunch, hatte er einen Mann gesehen, der ihn beobachtete. Er redete eine Weile über seine Familie, dann begann er abzuschweifen. Es war offensichtlich, dass er keine harten Tatsachen mehr zu bieten hatte. Gray gab Feldman die Erklärung und das Memo, der es las und Krauthammer übergab, der es seinerseits weiterreichte.
    Morgans letzte Worte waren erschreckend. »Ich weiß nicht, wer diese Kassette sehen wird. Ich werde dann tot sein, also spielt es wohl keine Rolle. Ich hoffe, Sie werden dies dazu benutzen, Mattiece und seine skrupellosen Anwälte festzunageln. Aber wenn die skrupellosen Anwälte dies sehen, dann könnt ihr alle zur Hölle fahren.«
    Gray nahm die Kassette aus dem Recorder. Er rieb sich die Hände und lächelte die Anwesenden an. »Nun, meine Herren, haben wir Ihnen genug Beweismaterial gebracht, oder wollen Sie noch mehr?«
    »Ich kenne diese Leute«, sagte Litsky fassungslos.

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