Die Akte
die Presse davon erfahren und der Präsident die Hucke voll bekommen. Nächstes Jahr ist seine Wiederwahl fällig, und so weiter.«
»Was hat Gminski dem Präsidenten gesagt?«
»Dass er keine Lust hat, sich in eine FBI-Untersuchung einzumischen, dass wir Besseres zu tun haben und dass es absolut illegal ist. Aber weil der Präsident so inständig darum bat und Coal so viele Drohungen von sich gab, werden wir es trotzdem tun. Und jetzt bin ich hier und erzähle es Ihnen.«
»Voyles wird das zu würdigen wissen.«
»Wir fangen gleich heute an, aber die ganze Sache ist völlig absurd. Wir tun so als ob, kommen euch nicht in die Quere, und in ungefähr einer Woche berichten wir dem Präsidenten, dass die ganze Theorie nichts ist als ein Schuss ins Blaue.« Er knickte das obere Ende seiner braunen Tüte um und stand auf. »Gut. Ich werde Voyles Bericht erstatten. Danke.« Er ging in Richtung Connecticut, fort von den Lederpunkern, und verschwand.
Der Monitor stand auf einem mit Papieren übersäten Tisch in der Mitte der Redaktion, und Gray Grantham saß davor, umrauscht vom Summen und Tosen unzähliger Kurzbesprechungen und eiliger Berichte. Es wollte ihm einfach nichts einfallen, und er saß da und starrte auf den Bildschirm. Das Telefon läutete. Er drückte einen Knopf und griff nach dem Hörer, ohne den Blick vom Monitor abzuwenden. »Gray Grantham.«
»Hier ist Garcia.«
Er vergaß den Monitor. »Ja, was gibt es?«
»Ich habe zwei Fragen. Erstens, nehmen Sie diese Anrufe auf, und zweitens, können Sie sie lokalisieren?«
»Nein und ja. Wir nehmen nichts auf, bevor wir um Erlaubnis gebeten haben, und wir können einen Anruf lokalisieren, aber wir tun es nicht. Hatten Sie nicht gesagt, Sie würden mich nicht in der Redaktion anrufen?«
»Wollen Sie, dass ich auflege?«
»Nein, das ist schon in Ordnung. Ich rede lieber um drei Uhr nachmittags in der Redaktion mit Ihnen als um sechs Uhr morgens im Bett.«
»Entschuldigung. Ich habe einfach Angst, das ist alles. Ich werde mit Ihnen reden, solange ich Ihnen vertrauen kann. Aber wenn Sie mich jemals anlügen, Mr. Grantham, dann erfahren Sie kein Wort.«
»Abgemacht. Wann fangen Sie an?«
»Ich kann jetzt nicht reden. Ich bin in einer Telefonzelle, und ich habe es eilig.«
»Sie sagten, Sie hätten eine Kopie von irgend etwas.«
»Nein, ich sagte, es könnte sein, dass ich eine Kopie von irgendetwas habe. Wir werden sehen.«
»Okay. Wann kann ich mit Ihrem nächsten Anruf rechnen?«
»Müssen wir eine Zeit vereinbaren?«
»Nein. Aber ich bin viel unterwegs.«
»Ich rufe morgen in der Mittagspause an.«
»Dann warte ich hier auf Ihren Anruf.«
Garcia hatte aufgelegt. Grantham drückte sieben Tasten nieder, dann sechs, dann vier. Er notierte die Nummer, dann blätterte er im Branchenbuch, bis er Pay Phones Inc. gefunden hatte. Die Nummer gehörte zu einer Zelle an der Pennsylvania Avenue in der Nähe des Justizministeriums.
15
D er Streit begann beim Dessert, einem Teil der Mahlzeit, den Callahan am liebsten in flüssiger Form zu sich nahm. Sie war bemüht, den Ton des Vorwurfs zu vermeiden, als sie die Drinks aufzählte, die er bereits konsumiert hatte: zwei doppelte Scotch, während sie auf ihren Tisch warteten, einen weiteren, bevor sie bestellten, und zum Fisch zwei Flaschen Wein, von denen sie zwei Gläser getrunken hatte. Er trank zu schnell, man merkte es ihm an, und als sie ihre Liste heruntergerattert hatte, war er verärgert. Er bestellte Drambuie als Dessert, weil er ihn mochte und weil es plötzlich eine Sache des Prinzips war. Er kippte ihn hinunter und bestellte noch einen, und sie war wütend.
Darby rührte ihren Kaffee um und ignorierte ihn. Mouton’s war bis auf den letzten Platz besetzt, und ihr lag daran, es ohne eine Szene zu verlassen und allein in ihre Wohnung zurückzukehren.
Als sie sich auf dem Gehsteig vom Restaurant entfernten, wurde der Streit unerfreulich. Er holte die Schlüssel zu seinem Porsche aus der Tasche, und sie sagte, er wäre zu betrunken, um fahren zu können. Er sollte ihr die Schlüssel geben. Er umklammerte den Bund und torkelte auf den drei Blocks entfernten Parkplatz zu. Sie sagte, sie würde zu Fuß gehen. Viel Vergnügen, sagte er. Sie folgte ihm mit ein paar Schritten Abstand, redete auf ihn ein. Er hatte mindestens zwei Promille. Er war Juraprofessor, verdammt noch mal. Er würde jemanden umbringen. Er torkelte schneller, kam dem Bordstein gefährlich nahe, entfernte sich dann wieder von ihm. Er
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