Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Akte

Titel: Die Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
»Wo ist Thomas?« fragte sie und starrte auf einen Riss im Gehsteig.
    Sie schauten sich gegenseitig an. Der erste Feuerwehrwagen kam mit quietschenden Bremsen sechs Meter entfernt zum Stehen, und die Menge wich auseinander. Feuerwehrleute sprangen heraus und rannten in alle Richtungen.
    »Wo ist Thomas?« wiederholte sie.
    »Miss, wer ist Thomas?« fragte der Schwarze.
    »Thomas Callahan«, sagte sie leise, als musste jeder ihn kennen.
    »War er in diesem Wagen?«
    Sie nickte, dann schloss sie die Augen. Die Sirenen heulten und verstummten, und zwischendurch hörte sie die Rufe besorgter Männer und das Prasseln des Feuers. Sie roch den stickigen Qualm.
    Ein zweites, ein drittes Feuerwehrauto kamen heulend aus verschiedenen Richtungen. Ein Polizist bahnte sich einen Weg durch die Menge. »Polizei. Aus dem Weg. Polizei.« Er schob und drängte, bis er sie gefunden hatte. Er ging auf die Knie und schwenkte eine Marke vor ihrer Nase. »Madam, Sergeant Rupert, New Orleans Police Department.«
    Darby hörte es, dachte sich aber nichts dabei. Er war direkt vor ihrem Gesicht, dieser Rupert, mit buschigem Haar, einer Baseballmütze, schwarzer und goldener Saints Jacke. Sie starrte ihn verständnislos an.
    »Ist das Ihr Wagen, Madam? Jemand hat gesagt, es wäre Ihr Wagen.«
    Sie schüttelte den Kopf. Nein.
    Rupert packte ihre Ellenbogen und zog sie hoch. Er redete auf sie ein, fragte sie, ob ihr etwas passiert wäre, und gleichzeitig zog er sie hoch, und es tat teuflisch weh. Ihr Schädel war gespalten, kaputt, und sie stand unter Schock, aber was kümmerte das diesen Idioten. Sie war auf den Beinen. Ihre Knie wollten nicht funktionieren, und sie war schlaff. Er fragte immer wieder, ob ihr etwas passiert wäre. Der Schwarze starrte Rupert an, als wäre er verrückt.
    So, nun funktionierten die Knie, und sie und Rupert gingen durch die Menge, hinter einem Feuerwehrwagen vorbei und um einen anderen herum zu einem ungekennzeichneten Polizeifahrzeug. Sie senkte den Kopf und weigerte sich, zum Parkplatz hinüberzusehen. Rupert redete unaufhörlich. Irgendetwas von einem Krankenwagen. Er öffnete die Wagentür und beförderte sie behutsam auf den Beifahrersitz.
    Ein weiterer Polizist hockte sich vor die Tür und fing an, Fragen zu stellen. Er trug Jeans und spitze Cowboystiefel. Darby lehnte sich vor und legte den Kopf in die Hände. »Ich glaube, ich brauche Hilfe«, sagte sie.
    »Natürlich, Lady. Hilfe ist unterwegs. Nur ein paar Fragen. Wie heißen Sie?«
    »Darby Shaw. Ich glaube, ich stehe unter Schock. Mir ist ganz schwindlig, und ich glaube, ich muss mich übergeben.«
    »Der Krankenwagen ist unterwegs. Ist das Ihr Wagen da drüben?«
    »Nein.«
    Ein weiteres Polizeifahrzeug, eines mit Emblemen und Blinklichtem, kam quietschend vor dem von Rupert zum Stehen. Rupert verschwand blitzschnell. Der Cowboy-Polizist knallte plötzlich die Tür zu, und sie war allein im Wagen. Sie beugte sich vor und übergab sich zwischen ihre Beine. Sie begann zu weinen. Ihr war kalt. Sie legte langsam den Kopf auf den Fahrersitz und rollte sich ganz fest zusammen. Stille. Dann Dunkelheit.
    Jemand klopfte ans Fenster über ihr. Sie öffnete die Augen. Der Mann trug eine Uniform und einen Hut mit einem Abzeichen daran. Die Tür war verriegelt.
    »Machen Sie die Tür auf, Lady«, rief er.
    Sie setzte sich auf und öffnete die Tür. »Sind Sie betrunken, Lady?«
    Ihr Kopf hämmerte. »Nein«, sagte sie mühsam.
    Er machte die Tür weiter auf. »Ist das Ihr Wagen?« Sie rieb sich die Augen. Sie musste überlegen.
    »Lady, ist das Ihr Wagen?«
    »Nein.« Sie starrte ihn an. »Nein. Er gehört Rupert.«
    »Okay. Wer zum Teufel ist Rupert?«
    Es war nur noch ein Feuerwehrfahrze ug da, und der größte Teil der Zuschauer war verschwunden. Dieser Mann an der Tür war zweifelsohne ein Polizist. »Sergeant Rupert. Ein Kollege von Ihnen«, sagte sie.
    Das machte ihn wütend. »Steigen Sie aus, Lady.«
    Bereitwillig mühte sich Darby an der Beifahrerseite heraus und trat auf den Gehsteig. In einiger Entfernung hielt ein Feuerwehrmann seinen Schlauch auf den ausgebrannten Rahmen des Porsche.
    Ein anderer uniformierter Polizist näherte sich und gesellte sich zu ihnen.
    Der erste Polizist fragte: »Wie heißen Sie?«
    »Darby Shaw.«
    »Weshalb sind Sie in dem Wagen ohnmächtig geworden?« Sie betrachtete den Wagen. »Ich weiß es nicht. Ich wurde verletzt, und Rupert brachte mich in den Wagen. Wo ist Rupert?«
    Die Polizisten sahen sich an. »Wer zum Teufel

Weitere Kostenlose Bücher