Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman
der Freiheit der Adler. Er wusste, dass er seinen Elfenbrüdern unheimlich war, wenn er seiner zweiten Seele gehorchte. Aber er konnte das übermächtige Gefühl nicht beherrschen. Er wollte es nicht …
Rauch quoll aus den dichten Reihen der Erdläufer. Fenryl sah Ollowain stürzen.
Wolkentaucher spreizte die Flügel und fing mit schnellen Schlägen den Sturz ab.
Der Elfenfürst wurde in das Gurtzeug unter der Brust des Adlers gepresst. Seine Hände fanden die Haken. Ein leises Klicken, und er fiel dem Gras entgegen.
Fenryl rollte ab und zog sein Schwert. Rings herum landeten die übrigen Elfenritter. Einige der Menschenkinder hatten sich umgedreht. Mit schreckensweiten Augen sahen sie
die riesigen Adler und die Elfenkrieger. Einen Augenblick regierte Entsetzen. Dann erscholl ein Befehl in der groben Sprache der Menschenkinder, und Hunderte Piken senkten sich ihnen entgegen.
»Ollowain!«, schrie Fenryl. Und seine fünfzig Ritter stimmten in den Schlachtruf ein.
Lebe wohl, Nestbruder, hallte es in seinen Gedanken. Ich werde der jungen Brut von dir erzählen, wenn der Sanhalla über die Snaiwamark zieht.
PFEILE IM NEBEL
Eine blutige Pfeilspitze ragte aus seinem Hinterkopf. Ramon sackte seitlich aus dem Sattel. Kein Schrei kam über seine Lippen. Im Augenblick seines Todes war er stumm. Ramon, der ihn so viele Nächte mit seinem Schnarchen wach gehalten hatte.
Luc schrie an seiner Stelle. Der Bogenschütze griff in den Köcher, eine weiß gewandete Gestalt, schlank, mit schmalem Gesicht. Mit unheimlicher Ruhe zog er den Pfeil, obwohl Luc ihn schon fast erreicht hatte.
Er schwang die Lanze herum. Jetzt erst reagierte der Elf auf die Stahlspitze, die kaum noch zwei Schritt von seiner Brust entfernt war.
Luc wusste, dass der Elf nach links ausweichen würde, noch bevor sein Feind sich bewegte. Er hatte es im Gefühl. Ein kleiner Ruck. Er sah den Schrecken in den Augen seines
Feindes, als dieser erkannte, dass er sich der Lanzenspitze entgegenwarf, statt ihr auszuweichen.
Wieder ein Ruck. Luc wurde die Waffe aus der Hand gerissen. Der Elf wurde gegen eine Eiche genagelt, so wie ein Schmetterling, den man auf eine Nadel aufspießte, um sich noch im Winter an den herrlichen Farben seiner Flügel zu erfreuen.
Wo war Gishild? War sie nicht mit ihm losgeritten? Luc blickte über die Schulter. Verfluchter Nebel. Der Wind zerrte ihn in langen, wogenden Bahnen zwischen den Bäumen hervor. Aber er war noch launisch, seine Macht war nicht gänzlich gebrochen. Manchmal verhüllte er Dinge, die nur wenige Schritt entfernt lagen, und gewährte dann wieder weite Blicke.
»Gishild!«
Er hörte das Schreien von Kriegern, den Schlachtruf seiner Silberlöwen. Doch Gishild antwortete ihm nicht.
Sein Pferd bäumte sich auf. Ein Pfeil hatte es im Auge getroffen. Hellrotes Blut ergoss sich über das weiße Fell. Wie von der Faust eines Trolls getroffen, sackte es zur Seite. Luc riss die Füße aus den Steigbügeln und rollte rücklings aus dem Sattel. Er schlug hart auf einer Wurzel auf. Halb benommen sah er den Elfen. Noch ein verfluchter Bogenschütze! Bei ihm war eine Frau. Sie sah seltsam aus. Im Gegensatz zu dem Krieger war sie nicht für die Schlacht gewandet. Sie trug eine weite Hose. In einer Bauchbinde steckten Flöten.
Luc schüttelte benommen den Kopf.
Der Elf hob den Bogen.
Ein Pferdeschweif schlug Luc ins Geicht.
»Schnell!«
Gishild parierte ihre Stute und streckte ihm die Hand entgegen. »Komm!«
»Nicht!« Sie hatte sich zwischen ihn und den Schützen gestellt. Ein Schauder überlief Luc. Nicht auch sie!
»Mach schon!«, herrschte sie ihn an.
Er ergriff ihre Hand und schwang sich hinter ihr in den Sattel. Flüchtig sah er, wie die Elfe dem Bogenschützen in den Arm gefallen war. Sie hatte den tödlichen Schuss abgewendet. Warum? Und was machte eine Flötenspielerin auf einem Schlachtfeld?
Gishild gab der großen Stute die Sporen. Sie setzte über einen gestürzten Baumstamm hinweg und brach durch lichtes Gebüsch.
Ein Mann, umgeben von Flammenzungen, tauchte wie aus dem Nichts auf.
Gishild riss die Stute herum.
Ein Bild! Sie hatten eine Lichtung voller Gauklerkarren erreicht. Ein Arkebusenschütze lief ihnen entgegen. Grüne Federn wehten von seinem Hut. »Was geschieht hier, Herr? Was …« Ein Pfeil durchschlug sein Lederwams. Er war von der anderen Seite der Lichtung gekommen. Sie waren umzingelt!
»Fahrt die Wagen zusammen!«, rief Luc. »Bildet eine Wagenburg! «
Arkebusenschüsse
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