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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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zurück. Der einarmige Ritter richtete sich auf.
    »Ein Elf ist unter uns!«, schrie der Krüppel und zog eine zweite Pistole aus seiner Bauchbinde.
    Der Schwertmeister drehte sich dem Ritter zu. Die Mündung der Waffe starrte ihn wie ein dunkles Auge an. Der Wind zerriss die treibenden Nebelbänke. Überall waren Ritter. Die meisten waren zu verblüfft. Oder glaubten sie den
Worten des Einarmigen nicht? Nur wenige hatten die Hand an der Klinge.
    Ollowains Gedanken überschlugen sich. Wenn er jetzt fortliefe, dann würden sie dem Einarmigen glauben. Aber wenn er stehen bliebe, würde ebenfalls in Kürze offenbar werden, dass er kein Mensch war. Er hätte nicht so lange bleiben dürfen. So verzweifelt und gegen jede Vernunft hatte er sich gewünscht, Gishild hier unter den Rittern zu finden.
    Der Schwertmeister sah es am Blick des Einarmigen, dass er schießen würde. Er reagierte schon einen Herzschlag, bevor die Flammenzunge aus der Mündung schlug. Die Kugel verfehlte ihn um mehr als zwei Handbreit.
    »Stellt den Elfen!«, schrie der Einarmige wütend.
    Langsam kam Bewegung in die Ritter.
    »Wer bist du?«, rief einer der Krieger, der sein Rapier gezogen hatte.
    »Ich bin Bruder Jean.« Ollowain ging dem Mann entgegen. Verdammter Wind. Er zerrte an den Umhängen und trug den Nebel davon.
    »Welche Lanze?«, wollte der Ritter wissen.
    Was war das für eine Frage? Plötzlich wurden rings herum Klingen gezogen. Er hätte sofort antworten müssen. Der Elf fluchte stumm. Dann zog auch er sein Schwert. Es war eine lange, schmale Klinge, fast wie bei einem Rapier. Doch sie mündete in einen klassischen Griff mit einer Parierstange und ohne schützenden Korb oder Bügel.
    Ollowain begann zu laufen.
    Der Ritter, der nach der Lanze gefragt hatte, war der einzige Gegner, der ihm näher als zehn Schritt stand. Er rannte direkt auf ihn zu. Mit hellem Klang berührten sich ihre Klingen. Der Ritter war schnell, aber nur ein Mensch. Er hatte die Kunst des Fechtens noch keine zwei Jahrzehnte studiert.
Ollowain drehte seine Klinge und stieß durch den Korb des Rapiers in die Hand des Gegners. Er spürte, wie der Stahl Fleisch, Sehnen und Knochen durchdrang.
    Der Elf zog die Klinge zurück. Im Vorbeilaufen rammte er dem Ritter den Ellbogen vor das Kinn. Wo waren die anderen ? Hatten sich die übrigen Späher schon zurückgezogen? Oder bewahrten sie kaltes Blut und blieben inmitten der Ritter?
    Ollowain schlug einen Haken und wechselte die Richtung. Der rettende Waldrand konnte nur wenig mehr als zweihundert Schritt entfernt sein. Da war etwas im Nebel. Wie eine Hecke oder Mauer … Der Elf war verwirrt. Hatte er sich in der Richtung getäuscht?
    Etwas funkelte im Sonnenlicht.
    Die Nebelbank zerriss.
    Ollowain blieb abrupt stehen. Wie eine lebende Mauer verstellte ihm eine dicht gedrängte Front von Soldaten den Fluchtweg.
    »Haltet den Elfen!«, schrie der Einarmige hinter ihm.
    »Erste Reihe, legt an!«, rief ein Offizier mit breiter roter Bauchbinde und grünen Federn am Helm.
    Wohl hundert Arkebusen senkten sich klappernd auf Stützgabeln.
    »Leg deine Waffe nieder, Elf!«, sagte der Befehlshaber der Soldaten mit ruhiger Stimme. Er machte zwei Schritt in Ollowains Richtung, hielt sich dabei aber aus der Schusslinie seiner Männer. Der Krieger hinkte leicht.
    Ollowain atmete ruhig aus. Die Schützen waren etwas mehr als zwanzig Schritt entfernt. Er sah die dünnen Rauchfäden von ihren Lunten aufsteigen. Ein Wort des Offiziers, und sie würden in die Zündpfannen der Waffen niederfahren.
    Der Schwertmeister entspannte sich. Er schätzte die möglichen
Flugbahnen der Geschosse. Schon vor langem hatte er die Kunst gemeistert, Pfeilen auszuweichen, die er kommen sah. Aber hundert Bleikugeln?
    »Die Waffe nieder!«, sagte der Offizier nun mit schneidender Stimme.
    Die Arkebusenschützen standen drei Reihen tief. Und hinter ihnen erhob sich ein Spalier aus Hunderten Piken.
    Ollowain spürte, wie sich die Ritter hinter ihm zurückzogen, um nicht in der Schusslinie zu stehen. Er wagte es nicht, den Blick von den Mündungen zu lassen. Er könnte es schaffen. Jetzt sah er zu dem Offizier. Ihn sollte er im Blick behalten.
    »Dein Tod ist sinnlos, Elf. Gib auf!«
    Der Schwertmeister presste die Lippen zusammen. Dann hob er seine Klinge zum Fechtergruß. »Lasst mich passieren, und ich werde kein Blut vergießen«, antwortete er in der rauen Sprache der Menschen. Die erste Salve fürchtete er nicht. Doch er musste unter ihnen sein, bevor die

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