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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Seine Brust schien ihm zu eng für all die Gefühle, die in ihm tobten. Er wollte sich über den Nacken seines Hengstes beugen und lospreschen. Den Wind auf dem Gesicht und in den Haaren spüren. Die Freude eines wilden Ritts genießen. Er musste an sich halten! Sie ritten in dichter Reihe. Die Silberlöwen. Ihre Wappenschilde und die schweren Helme hingen von den Sattelhörnern. Wie eine lebende Mauer waren sie.

    Manchmal teilte sich ihre Front, wenn sie Bäumen auswichen. Wie das Wasser eines wilden Gebirgsbachs umflossen sie jedes Hindernis. Sofort schloss sich ihre Reihe dann wieder. Die kurzen Wimpel an ihren Reiterlanzen wippten leicht. Jeden schmückte der weiße Löwe vor schwarzem Grund. Joaquino hatte sie bei einer Näherin im Hafen anfertigen lassen und sie heute damit überrascht. Gewiss sahen sie sehr eindrucksvoll aus!
    Luc konnte die beiden Enden ihrer kurzen Schlachtreihe nicht sehen. Sie verschwanden im Nebel. Lachen hallte vor ihnen. Hatten sie die Festwiese schon erreicht? Ein Lied ertönte. Er hörte nur Fetzen des Gesangs.
    José stöhnte leise. »Wir haben uns im Nebel verirrt. Hört ihr das?«
    Luc winkte ab. »Nur ein Lied. Der Festplatz muss …«
    »Das ist nicht einfach nur ein Lied«, rief Raffael lachend. »Das ist das Lied vom Knecht Fernando, der seinem Herrn tagsüber die Pferde zureitet und nachts gern einen Ritt mit seiner Herrin Serafina wagt.«
    José nickte bestätigend. »Wo immer wir sind, wir sind nicht in der Nähe der Festwiese und des Hochzeitspavillons. So ein Lied würde der Primarch niemals dulden.«
    »Und wenn er nicht in der Nähe ist?«, entgegnete Gishild lachend. »Ihr kennt doch Belinda und die anderen Küchenmägde. Denen ist nichts heilig.«
    Luc erwartete, dass jemand eine Anspielung auf Gishilds Vergangenheit machen würde. Gerade sie sollte am wenigsten über Weiber reden, denen nichts heilig war. Er sah zu José. An seinem grässlichen, nach vorne gekrümmten Kinn wuchs der erste Flaum. Ein Bart würde ihn ansehnlicher erscheinen lassen. Wenn er noch etwas Fleisch auf die Rippen bekäme …

    Lucs Lanze verfing sich in niedrigen Ästen. Keckernd flog ein schwarzweißer Vogel auf.
    »Eine Elster«, rief Gishild. »In meiner Heimat gelten sie als Glücksboten.«
    Und in Lanzac hat man sie Diebe geschimpft, dachte Luc. So verschieden waren ihre beiden Welten.
    Gishild sah ihn an. Ihre Linke strich über sein Knie. Sie lächelte. »Das ist ein gutes Omen.«
    Luc beugte sich zur Seite und griff nach ihrer Hand. Sie war schwielig von den langen Wochen auf der Galeere und den zahllosen Fechtstunden. Es war eine harte Hand … Er drückte sie sanft. »Ein gutes Omen«, wiederholte er ihre Worte und schalt sich in Gedanken einen Trottel. Warum fiel ihm nie etwas Kluges ein, wenn sie ihn so ansah? Ihr einfach nachzuplappern, was sie sagte … Es war ein Wunder, dass sie ihn nicht für einen Narren hielt.
    Ein Luftzug streifte seine Wange. Es gab einen dumpfen Laut. José stieß ein gurgelndes Röcheln aus. Etwas Warmes spritzte Luc ins Gesicht.
    Josés Lanze fiel ins Laub. Er griff mit beiden Händen nach seiner Kehle. Ein langer, grau gefiederter Pfeil steckte in seiner Kehle. Blut schoss in pulsierenden Stößen aus der Wunde. Es spritzte über Lucs Umhang und lief in den Falten ab.
    »Ein Angriff!«, schrie Raffael und senkte seine Lanze.
    Die anderen Silberlöwen taten es ihm gleich. Immer wieder hatten sie das geübt. Die Neue Ritterschaft flüchtete nicht, wenn sie in einen Hinterhalt geriet. Sie griff an.
    Gishild griff ihm in den Arm. »Zurück in den Wald!«, rief sie.
    Luc machte sich los. Die anderen preschten schon davon.

    »Nein! Wir müssen fliehen. Das ist ein Pfeil, wie die Maurawan sie verwenden. Siehst du die Eulenfedern? Sie lassen ihn lautlos fliegen.« Sie schwenkte ihre Lanze. »Zurück, Silberlöwen ! Zurück!«
    »Wer sind Maurawan?«
    »Sie kommen, um mich zu holen. In Tjureds Namen, Luc! Folge mir nicht! Rette dich und die anderen! Sie sind nur meinetwegen hier.«
    Er verstand nicht, was sie sagte.
    José kippte aus dem Sattel. Zitternd lag er im aufgewühlten Laub. Er starrte Luc mit weiten Augen an. So viel Blut … Seine Hände lösten sich von dem Pfeil. Noch immer sah er Luc an. Doch sein Blick war jetzt leer.
    Luc riss an den Zügeln seines Hengstes. Er senkte die Lanze. Er würde Josés Mörder finden!

DIE PROPHEZEIUNG DES ADLERS

    Der Wind frischte auf, wie Wolkentaucher es vorhergesehen hatte. Ausgerechnet jetzt! Ollowain blickte

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