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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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aufgegeben.«

    Honoré erhob sich. Er war sich nicht sicher, ob er den Kampf um Ahtaps Herz gewonnen hatte. Es war schwer einzuschätzen, was in den Köpfen von Wesen vorging, die fast Tiere waren. Einen Menschen hätte er mit seinen Worten gewonnen. Oder er hätte jetzt zumindest gewusst, wie ein Mensch sich entscheiden würde. Bei dem Lutin konnte er das überhaupt nicht einschätzen. Er würde morgen früh zurückkehren, um zu sehen, ob der Halbfuchs von den Gitterstäben des Fensters hing.

EINE ALTE ANGST

    Gishild räkelte sich. Es war warm. Sie wurde sanft geschaukelt. Die Wirklichkeit war noch wie ein Schatten über ihrem Traum. Sie wollte die Augen nicht aufschlagen. Im Traum war sie bei Luc gewesen, in dem sanft schaukelnden Boot auf ihrem verborgenen See. Dort, wo sie die Nacht vor dem Hochzeitsfest verbracht hatten.
    Sie zog die dünne, seidige Decke an sich. Zerknüllte sie und presste sie fest an ihre Brust. So wie die Decke wollte sie ihren Traum festhalten.
    Immer entschiedener bestürmte die Wirklichkeit ihre Sinne. Es war heiß. Eine schwüle Hitze, die träge machte und ihr nicht vertraut war. Die Sommer in Valloncour waren heiß und trocken, ganz anders als hier. Der letzte Gedanke vertrieb vollends die Erinnerung an ihren Traum. Wo war sie?
    Das Letzte, woran sie sich erinnern konnte, war, dass sie
völlig ausgekühlt und erschöpft zusammengebrochen war, als man sie aus dem Geschirr unter dem Adler befreit hatte. Sie wusste nicht mehr, wie sie in dieses Bett gekommen war. Und es sollte Herbst sein …
    Ein schrecklicher Gedanke beschlich sie.
    Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen. Sie waren verklebt, als habe sie im Traum geweint. Unsicher sah sie sich um. Das Bett stand in einer großen, luxuriös eingerichteten Schiffskabine. Ein buntes Glasfenster, das verschlungene Pflanzenstängel und wunderschöne weiße Blüten zeigte, nahm den Großteil der Rückwand der Kabine ein.
    Nicht einmal die Galeassenkapitäne hatten so prächtige Quartiere wie diese Kabine. Jetzt erst bemerkte Gishild die Blumen auf dem Tisch. Fremdartig sahen sie aus, mit üppigen, purpurfarbenen Blüten. Nie zuvor hatte sie solche Blumen gesehen.
    Gishild hatte viele Monde auf Schiffen verbracht. So spürte sie auch die leichtesten Veränderungen. Seit sie aufgewacht war, hatte das schwache Schaukeln des Schiffes stetig nachgelassen. Sie mussten in eine große Bucht oder einen Hafen eingelaufen sein. Oben an Deck wurden Kommandos gerufen, doch die dicken Holzwände schluckten den Sinn der Worte. Was Gishild erreichte, waren nur unverständliche Laute …
    Sie streckte sich schläfrig. Da wurde ihr klar, dass sie in einem dünnen Nachthemd steckte. Man hatte sie ausgezogen ! Der Gedanke, dass ihr irgendjemand Wildfremdes alle Kleider abgestreift hatte, erschreckte sie.
    Gishild richtete sich auf. Sie wollte sich anziehen. Ihre Sachen lagen ordentlich gefaltet auf einem Stuhl. Es schien sogar, als seien sie gereinigt worden.
    Im selben Augenblick öffnete sich die Tür der Schiffskabine.
Eine Frau trat ein, die sie nur ein einziges Mal als kleines Kind gesehen hatte und deren Gesicht sie doch niemals hatte vergessen können. Morwenna … Sie schien in all den Jahren um keinen Tag gealtert zu sein. Sie sah noch genauso aus wie in jener unheimlichen Winternacht, in der die Elfe ihren kleinen Bruder Snorri auf die Welt geholt hatte, um dann von ihrem Vater zu fordern, ihr seinen Sohn zu überlassen, sobald er sein siebentes Jahr vollendet habe.
    »Hast du Kopfschmerzen? Ist dir übel?«, fragte Morwenna, ohne sich mit einer Begrüßung aufzuhalten.
    »Mir geht es gut«, entgegnete Gishild frostig.
    Die Elfe trat dicht vor sie und sah ihr in die Augen. »Gut nennst du das?« Sie wandte sich um und nahm einen kleinen Handspiegel vom Kartentisch. Wortlos hielt sie ihn Gishild vors Gesicht.
    Das Mädchen erschrak. Ihre linke Wange war dick geschwollen und prunkte mit einem Farbenreichtum, der von dunklem Lila über verschiedene Blautöne bis hin zu einem durchscheinenden Braun reichte.
    »Du siehst aus, als hättest du eine Schlägerei mit einem Troll verloren. Du bist bei der missglückten Landung hart mit dem Kopf auf das Deck geschlagen.« Sie lächelte unvermittelt. Es war ein kühles, distanziertes Lächeln. »So wie du dich aufführst, erinnerst du dich wohl noch an mich. Es scheint also durch den Schlag nichts in deinem Kopf durcheinandergeraten zu sein.«
    »Wo bin ich?«
    »Auf der Sturmhorst, dem Flaggschiff der Flottille

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