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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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allein haben die Treppe gehalten. Über eine Stunde lang! Immer wieder sind wir gegen sie angestürmt. Esteban ist dort gefallen«, sagte er mit tonloser Stimme. »Michelle hat eine schlimme Wunde davongetragen, und Maximiliam … er ist im Tortunnel der Burg verbrannt. Ich weiß, auch ich würde nun eingeschlossen in kaltem Stein ruhen, wenn du nicht gewesen wärst. Ich hätte an meinem eigenen Blut ersticken müssen. Ich erinnere mich, wie ich keine Luft mehr bekam. Ich … Wir haben sie heute Morgen zur letzten Ruhe gebettet.« Seine Kinderstimme zitterte. Tränen standen ihm in den Augen. »Esteban, José und Maximiliam. Ich fühle mich wie ein Schurke. Es ist nicht gerecht … Ich hätte so wie sie … Warum ich? Und zugleich bin ich überglücklich zu leben! Ich … Ich danke dir, Luc. Ich danke dir und deiner Gabe. Ich sage mir, Gott habe es so entschieden. Er habe noch eine Aufgabe für mich. Deshalb warst du zur rechten Zeit da, um mich zu retten.«
    Luc fühlte sich verlegen. Er wusste nicht recht, was er darauf sagen sollte. So schwiegen sie beide. Durch das offene
Fenster war das Rauschen von Regen zu hören. Karrenräder mahlten unter ihnen über das nasse Pflaster des Burghofes.
    Luc betrachtete die Ruine. Der Bergfried war nicht wiederzuerkennen. So dicke Mauern, zerrissen in einem einzigen Augenblick. »Die Toten«, sagte er schließlich zögerlich. Die Frage wollte ihm nicht über die Lippen kommen.
    René hatte verstanden. »Drustan und seine Geliebte. Leon …«
    »Der Primarch?«
    »Ja.« René nickte. »Und Lilianne ist so schwer verletzt, dass man das Schlimmste befürchten muss.«
    Sein Schwertbruder brauchte lange, bis er alle Namen genannt hatte. Freunde und Rivalen. Lehrer. Soldaten … So viele, die er gekannt hatte.
    »Und Gishild?«, fragte Luc schließlich, als René endlich verstummt war.
    Der Junge hob in hilfloser Geste die Hände. »Sie ist fort. Es heißt, die Elfen hätten sie verschleppt.«
    »Redet man viel über sie?«, fragte Luc vorsichtig.
    »Natürlich! Wir werden sie zurückholen! Ganz gleich, wohin die Elfen sie gebracht haben. Sie ist eine von uns. Wir haben es uns geschworen. Heute Morgen, im Turm, über den Gräbern unserer Toten.«
    Luc drehte den Kopf und sah zur Wand, damit René seine Tränen nicht bemerkte. Seine Kameraden hatten ja keine Ahnung! Er wusste, wo Gishild war. Und er wusste, dass man sie nicht zurückholen konnte. Kein Ordensritter würde dort hingelangen … Nur, wenn alles zerstört war, was Gishild noch mehr bedeutete als seine Liebe. In Firnstayn war sie ebenso unerreichbar wie in der verzauberten Welt der Elfen und Kobolde. Jetzt gab es keinen Weg mehr zu ihr.

    »Du bist erschöpft?«
    »Ja«, antwortete Luc mit belegter Stimme.
    »Wir werden sie holen, das haben wir uns geschworen! Du wirst dein Hochzeitsfest mit ihr noch feiern. Ganz bestimmt !«
    Luc war froh, als René endlich ging. Er konnte seine Trauer nicht mehr beherrschen. Hemmungslos schluchzte er in sein Kissen. Man würde Gishild im Fjordland zur Königin machen. Und dann würde sie nach Drusna ziehen. Sie würde das Heer der Heiden befehligen. Wenn sie sich je wieder sehen sollten, dann würde es auf einem Schlachtfeld sein. Und sie würde an der Spitze der Erzfeinde stehen. Inmitten von verblendeten Heiden, kaltherzigen Elfen und leichenfressenden Trollen.
    Er sah hinaus zu der Ruine des Turms. So fest wie für die Ewigkeit gemacht, war ihm der mächtige Bergfried immer erschienen. Fest wie seine Liebe zu Gishild. Und nun war alles zerstört. An einem einzigen Vormittag. Ihrem Hochzeitstag.

VERLASSEN

    »Sie waren nicht um deinetwillen hier«, sagte Honoré nüchtern. Er wollte nicht gehässig klingen. Er durfte es nicht!
    Der Lutin kauerte auf seinem Bett und hatte die dünnen Arme um die Knie geschlungen. Er hielt den Kopf gesenkt und wiegte sich leicht vor und zurück.

    Als sie seine Kammer aufgeschlossen hatten, am Abend nach der Schlacht, da hatte er keine Stimme mehr gehabt. Seine Fingernägel waren abgebrochen gewesen, die winzigen Hände blutig. Er hatte mit den Fäusten gegen die Tür getrommelt und gegen Schlachtenlärm angeschrien. Hatte seine Nägel verzweifelt in das raue Holz gegraben wie ein Tier.
    So oder so ähnlich musste es sich zugetragen haben, davon war Honoré überzeugt. Und dass es so war, würde ihm helfen, diese verdammte fuchsköpfige Missgeburt auf ihre Seite zu ziehen. »Sie sind wegen eines Menschenmädchens gekommen. Sie ist fast noch ein Kind.

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