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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Griff löste sich, das Seil entglitt seinen tauben Fingern. Er stürzte zurück, den Flammen entgegen.

VERLOREN FÜR IMMER

    Als Luc die Augen aufschlug, brauchte er lange Zeit, um sich darüber im Klaren zu werden, wo er war. Er lag auf einem Bett in einer Kammer mit makellos weiß getünchten Wänden. Es roch nach starkem Alkohol. Auf einem Schemel neben dem Bett stand eine Schüssel, in der ein blutiges Tuch lag.

    Durch das kleine Fenster gegenüber dem Bett sah er einen verfallenen Turm, dessen Mauerwerk schwarz von Ruß war. Es war dieser Turm, der ihn verwirrte. Es gab keine Ruine auf der Ordensburg! Wohin hatte man ihn gebracht? War er noch in Valloncour? Wie lange war er bewusstlos gewesen? Warum hatte man ihn fortgebracht?
    Der Blutbaum auf der Wand neben dem Bett verriet ihm, dass er auf jeden Fall in einem Ordenshaus untergebracht war. Aber wo?
    Er starrte aus dem Fenster. Die Ruine hatte etwas Vertrautes an sich. Ein Stück Wehrgang mündete in eine eingestürzte Tür. Darüber spannte sich trüber, grauer Himmel.
    Luc wollte sich aufrichten, um besser aus dem Fenster blicken zu können, doch ihm wurde sogleich schwindelig, und er gab den Plan fürs Erste lieber auf.
    Sein Blick fiel wieder auf die Schüssel. Seine rechte Schulter war so stramm bandagiert, dass er den Arm nicht bewegen konnte. Er drehte sich. Mit spitzen Fingern konnte er gerade eben den Stoff ertasten. Er klemmte ihn zwischen Mittelfinger und Ringfinger. Vorsichtig hob er ihn an.
    Pochender Schmerz meldete sich in seiner verletzten Schulter.
    Er hielt sich den Stoff dicht vor die Augen. Er war makellos gewebt. Es gab nicht die kleinste Unregelmäßigkeit. Prüfend rieb Luc den Fetzen zwischen den Fingern. Glatt und sehr dicht … Der Stoff musste von den Elfen stammen. Aber das ergab keinen Sinn! Sie waren die Todfeinde. Warum sollte einer von ihnen die Blutung seiner Wunde gestillt haben? Sie waren doch hierhergekommen, um so viele Ritter und Novizen wie möglich zu töten. Und um … Lucs Lippen zitterten. Ein dicker Kloß stieg ihm in den Hals. Er sollte sich nichts vormachen! Zuallererst waren sie wegen Gishild gekommen.
Er hatte schon lange gewusst, dass sie darauf wartete, eines Tages von den anderen geholt zu werden.
    Tränen stiegen ihm in die Augen. Bestimmt hatte Gishild nicht geahnt, dass es so kommen würde. Sie war im Herzen zwar immer eine Heidin geblieben, aber das hätte sie nicht gewollt. Er dachte an Josés jämmerlichen Tod. Nein, sie war eine von ihnen gewesen! Eine Silberlöwin! Sie hatte nicht gewusst, was geschehen würde. Niemals hätte sie zugelassen, dass die Schwertbrüder ihrer Lanze um ihretwillen starben!
    Luc betrachtete nachdenklich den Stofffetzen. Er hatte sich für einen ganz passablen Fechter gehalten, aber der Elf hatte ihn mühelos besiegt. Mit Schrecken erinnerte sich Luc, wie schnell und geschickt sein Gegner gewesen war. Und wie hilflos er sich gefühlt hatte, nachdem er erkannt hatte, dass er gegen diesen blassgesichtigen Fechter nicht bestehen könnte. Nach all den Jahren des Übens hätte der Elf ihn nicht so spielerisch leicht besiegen dürfen.
    Er schluchzte wütend. Seine Hand ballte sich um den Stofffetzen. Und warum hatte der Kerl das getan? Alle Elfen waren kaltherzige Mörder. Sie stachen keinen Ritter nieder, um ihm dann das Leben zu retten. Elfen stahlen Kinder. Sie folterten ihre Gefangenen und machten sich einen grausamen Spaß daraus, einsame Wanderer in ihre magischen Steinkreise zu locken und in ihre fremde Welt zu entführen! Es gab keine guten Elfen! Die Welt war klar geordnet. Es war undenkbar …
    Die Zimmertür schwang auf. René trat ein. Das weißblonde Haar hing ihm in nassen Strähnen in die Stirn. »Gut, dass du aufgewacht bist«, sagte er mit seiner Knabenstimme. »Ich war schon dreimal hier, um nach dir zu sehen.«
    »Wie lange war ich bewusstlos?«

    »Zwei Tage. Du hast viel Blut verloren. Hätte nicht irgendeine barmherzige Seele auf dem Schlachtfeld deine Wunde versorgt, du wärst …« René brach ab und blickte zu Boden. Über den Tod sprach man nicht.
    »Wo, bei allen Heiligen, sind wir hier?«
    René sah ihn verwundert an. »Auf der Ordensburg. Wo sonst?«
    Luc deutete auf das Fenster. »Aber der Turm! So einen Turm …«
    »Das ist alles, was vom Bergfried geblieben ist. Honoré hatte befohlen, vierzig Fass Pulver in den Turm zu bringen. Dort war eine Handvoll Elfen verschanzt. Die Letzten, die noch Widerstand leisteten. Es war schrecklich. Zwei Fechter

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