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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Ort kann dich töten, wenn du dein Gewand und das Kettenhemd nicht ablegst. Es ist ein besonderer Ort. Die Magie ist stark hier. Auch wenn es hier keinen großen Albenstern gibt, kreuzen sich doch an vielen Stellen die Wege der Alben. Ich habe dich gewarnt, Kind. Du musst wissen, was du tust.«
    Sie war kein Kind. Und genau deshalb würde sie sich nichts vorschreiben lassen! »Wohin gehen wir?«
    »Ich bleibe hier. Meine Aufgabe war es nur, dich vor den Gefahren zu schützen, die in den Mangroven lauern. Das letzte Stück des Weges wirst du allein zurücklegen. Steig aus! Es ist ganz gleich, wohin du dich wendest. Die Apsaras werden dich finden.«
    »Apsaras?«
    »Du wirst schon sehen.«
    Gishild hasste diese Art! Sie schwor sich, Morwenna nie wieder eine Frage zu stellen. Rasch kletterte sie über die Speichen des Hinterrads hinab. Der Boden des Damms war morastig. Schlamm schmatzte unter ihren Stiefeln. Unsicher
blickte sie sich um. Sie konnte nichts erkennen. Es war immer noch bedrückend schwül.
    Zögerlich entfernte sie sich ein paar Schritt weit von der Kutsche.
    »Gishild?«
    Das war Morwennas Stimme. Die Prinzessin wandte sich um. Die Kutsche war in Dunkelheit und Nebel verschwunden, doch sie musste noch ganz nahe sein. Sie hörte eines der Pferde schnauben.
    »Ich weiß, was man in deiner Heimat über mich erzählt. Ich trage keine Schuld am Tod deines Bruders. Ich bin nicht gekommen, ihn zu entführen. Ich wollte ihn beschützen. Dein Vater hätte ihn mir überlassen sollen! Dann wäre alles anders gekommen.«
    Gishild wünschte, sie könnte Morwenna jetzt ins Antlitz sehen. Die Elfe sprach ruhig. Keinerlei Gefühl lag in ihrer Stimme. Waren es Lügen? Auch Gishild hatte immer geglaubt, dass Morwenna sich dafür gerächt hatte, dass ihr der König seinen Sohn nicht überlassen hatte.
    Vorsichtig ging die Prinzessin weiter. Sie wollte Morwenna nicht vergeben. Es war leichter sich vorzustellen, dass die Elfe es gewesen war, sonst … Gishild schluckte. Sie war Snorri am nächsten gewesen. Sie war seine große Schwester gewesen. Sie hätte besser auf ihn Acht geben müssen! Aber er hatte sie an diesem Tag so oft mit seinem Spottvers gequält. Gishilde, Gishilde, trägt ein Strumpfband im Schilde!
    Wenn Morwenna mit Snorris Tod nichts zu schaffen hatte, wuchs ihre eigene Schuld. Sie hatte sich oft gewünscht, dass Snorri zu Luth gehen sollte. Ihr standen Tränen in den Augen. Aber sie hätte niemals … Er war doch ihr Bruder! Sie …
    Gishild strauchelte. Der weiche Boden hatte unerwartet unter ihren Füßen nachgegeben. Sich überschlagend, rutschte
sie eine steile Böschung hinab und fiel in warmes Wasser. Das Gewicht ihres Kettenhemdes riss sie in die Tiefe. Sie versuchte sich an der Böschung festzuhalten, doch der schlammige Boden verging zwischen ihren Fingern.
    Prustend tauchte sie unter. Sie versuchte sich aus dem Kettenhemd zu befreien. Ihr Herz schlug wie rasend. Die schwere Rüstung schien sich an Dutzenden Stellen mit ihren Untergewändern verhakt zu haben. Wie eine zweite Haut haftete das Hemd aus Eisenringen an ihrem Leib.
    Gishild sank wirbelnd immer tiefer in die Finsternis. Sie wusste nicht mehr, wo oben und unten war. In blinder Panik zerrte sie an ihren Kleidern. Ihre Lungen brannten.
    Plötzlich war eine schlanke Gestalt neben ihr. Sie fühlte eine zarte Berührung an der Hand. Ein Kuss streifte ihre Lippen. Die Flammen in ihren Lungen verloschen. Sie atmete ein. Und erschrak zu Tode, als Wasser ihren Mund und ihre Kehle füllte.
    Hustend versuchte sie es herauszuwürgen. Nase, Mund und Rachen waren voller Wasser! Sie war verloren … In Krämpfen schüttelte sie sich. So also war Snorri gestorben! Und jetzt hatte die verfluchte Morwenna auch sie in den Tod gelockt!
    Dann umgab sie dieselbe Kraft, die sie gespürt hatte, als Luc ihr das Leben gerettet hatte. Aber wie war das möglich, hier in dieser fremden Welt? War das Band zwischen ihnen so stark, dass es selbst bis hierhin hielt?
    Sie wurde angehoben und durch das Wasser geleitet. Flüssiges, silbernes Licht war um sie herum. Sie wehrte sich nicht dagegen zu atmen, so widernatürlich es auch war, hier, tief in den Fluten. Luc war bei ihr, auf eine magische Art, die sie sich nicht zu erklären vermochte. Ihre Liebe hatte einen Zauber gewoben, der sie beschützte.

    Dann wurde sie emporgehoben. Das Wasser wich zurück. Überall war silbernes Licht … und Nebel. Wie man einen Dorn aus geschundenem Fleisch zieht, so wurde das Wasser aus

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