Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
reichte.
    Blanker Schweiß stand ihr auf dem Gesicht. Schon jetzt bereute sie, nicht das leichte Kleid zu tragen.
    Während sie Morwenna über das Deck folgte, sah sie sich um. Nie hatte sie einen Hafen erlebt, in dem es so still war. Außer den Schiffen der Flottille lagen nur einige flache, kiellose Fischerboote an den Kais. Dabei war der Hafen groß genug, um Hunderten Schiffen Platz zu bieten.
    Ein ganzes Stück entfernt sah sie zwei Kobolde, die nur einen Lendenschurz trugen und leere Körbe auf einer Anlegestelle
stapelten. Sonst war der Hafen verlassen. Wie ausgestorben …
    Die Sonne war hinter dem Horizont verschwunden. Weiches Licht fiel auf die himmelragenden Türme der Stadt und ließ den verwitterten Marmor rosa schimmern.
    Auf dem Landungssteg erwartete sie eine offene Kutsche, ein Vierspänner, vor den vier Fuchshengste gespannt waren, die unruhig mit den Hufen scharrten. Die Kutsche hatte eine seltsame Form. Sie erinnerte an die flachen Fischerboote, die Gishild im Hafen gesehen hatte. Auch der Kobold, der am »Bug« dieser seltsamen Kutsche stand, erinnerte mehr an einen Fischer als an einen Kutscher. Er hatte ein schmales Tuch und bunte Perlenschnüre in sein langes Haar gebunden.
    »Wir sind spät dran«, murmelte er mürrisch, als sie einstiegen.
    Kurz sah Gishild seine schneeweißen Zähne hinter den schmalen Lippen aufblitzen. Es waren schmale, spitz zugefeilte Zähne wie bei dem Kobold Brandax, der sie als Kind so gern erschreckt hatte.
    Ruckend setzte sich die Kutsche in Bewegung. Der Kobold trieb die Füchse fluchend zur Eile an. Aus der Nähe betrachtet, wirkten auch die großen Türme verlassen. Die Stadt war riesig. Tausende Albenkinder hätten hier leben können. Doch die Straßen waren verwaist. Nur hier und dort sah Gishild große rote Krabben, die im Seitschritt vor den Kutschrädern flohen.
    Zwischen den Pflastersteinen wuchs Gras. Nichts war hier so, wie sie sich Albenmark vorgestellt hatte.
    Die Dämmerung verschlang schnell das letzte Licht. Tierrufe hallten durch die weiten, leeren Straßen. Seltsam glucksende Geräusche waren darunter. Gishild sah merkwürdig
verwachsene, haarige Gestalten zwischen den Statuen und Reliefwänden der Türme turnen. Kaum ein Fenster wurde von einem Licht erhellt. Der Ort war wie eine Geisterstadt.
    Morwenna, die ihr in der Kutsche gegenübersaß, hüllte sich in Schweigen. Sie wirkte müde. Ihr Kopf lehnte gegen den Mast, der sich aus der Mitte des Wagens erhob. Obwohl Gishild hundert Fragen auf der Zunge brannten, war sie zu stolz, die Elfe einfach anzusprechen. Auch hatte sie den Verdacht, dass sie nicht wirklich zufriedenstellende Antworten erhalten würde.
    Die Bauwerke entlang der Straße wurden niedriger. Und schließlich erreichten sie eine Straße, die auf einem Damm hinaus in die Mangroven führte. Blassgrüne Irrlichter tanzten über schwarzem Wasser. Die Luft war gesättigt von Düften. Es roch nach verrottenden Pflanzen und Fisch, aber da war auch ein seltsamer Blütenduft, und es roch süßlich nach überreifem Obst.
    Die Schatten riesiger Bäume hoben sich gegen den letzten schmalen Streifen des Abendrots ab. Bäume wie Türme … Von ihren Ästen hingen verschlungene Ranken und ein eigenartiges Gespinst, das an weiße Bärte erinnerte.
    Insekten umschwirrten Gishild, Plagegeister, die nach ihrem Blut gierten. Eifersüchtig bemerkte die Prinzessin, dass keines der kleinen Mistviecher Morwenna behelligte. Ob sich die Elfe mit einem Zauber schützte? Sie schien eingenickt zu sein. Ihre Lider waren geschlossen. Der Kopf war ihr auf die Brust gesunken. Selbst jetzt wirkte sie noch unnahbar.
    Immer tiefer trug die Kutsche sie in die Mangroven. Die Fahrt schien Stunden zu dauern. Wären die Sitze mehr als nur harte Ruderbänke gewesen, wäre sie wohl längst eingeschlafen. Also kauerte sie mit eingesunkenen Schultern auf
ihrem Platz, ließ sich halb zwischen Traum und Wirklichkeit treiben und dachte an Luc. An sein Lachen. An ihren ersten richtigen Kuss, damals in den Klippen, an dem Tag, an dem die Bronzeschlange Daniel getötet hatte.
    Die Kutsche wurde langsamer. Gishild schlug die Augen auf. Sie waren von Nebel umgeben. Morwenna war wach, falls sie denn überhaupt geschlafen hatte. Wenn die verdammte Elfe nur endlich etwas sagen würde! Aber sie genoss Gishilds Unsicherheit.
    Plötzlich hielt die Kutsche an.
    »Willst du dein Ordenskleid ausziehen?«, fragte Morwenna.
    Statt zu antworten, reckte sie nur störrisch das Kinn vor.
    »Dieser

Weitere Kostenlose Bücher