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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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mit einem Horn voller Met, wie es sich für einen Fürsten geziemt?
Ich habe Beerdigungen erlebt, auf denen es lustiger zuging. Wer ist gestorben? Ist es euer Mut, der zu Grabe getragen wurde?«
    »Wer bist du, Weib, dass du uns solche Beleidigungen an den Kopf wirfst? Keiner hier hat dich je gesehen. Mit einem solchen Gefolge im Rücken ist es leicht, ein freches Wort zu führen.«
    Gishild betrachtete den korpulenten Mann, der sich in die vorderste Reihe geschoben hatte. Er trug gute Kleidung und eine bunte Wollmütze. Ein Pelzkragen war auf seine Jacke genäht. Arm konnte er nicht sein. Seine knollige Nase und die roten, hängenden Wangen kamen ihr vertraut vor. Ganz sicher war sie sich nicht … Aber wenn sie jetzt etwas wagte und gewann, dann würde sie ihre Firnstayner binnen weniger Herzschläge für sich zurückerobert haben.
    »Mich magst du vergessen haben, Hrolf Sveinsson, aber ich erinnere mich gut an dich. An den Mann, der nie seine Mütze abnimmt, weil er es nicht mag, dass seine Glatze glatt wie ein Kinderpo ist. Du hast mir Puppenkleider aus Fellresten geschenkt, als ich klein war. Ein guter Einfall! Mein Vater hat daraufhin hundert pelzgefütterte Mäntel für seine Mandriden bei dir bestellt. Dein Laden steht an der südlichen Ecke des Fischmarkts. Und auf deiner Treppe hat früher immer die blinde Gudrun gesessen, die Gesichter in Äpfel geschnitten hat und sie den Kindern schenkte. Auch solchen, deren Eltern niemals genug Geld hatten, um in deinem Laden einen Mantel zu kaufen. Du giltst als harter Geschäftsmann, aber mein Vater war immer davon überzeugt, dass du in Wahrheit ein weiches Herz hast.«
    Jetzt starrte auch Hrolf sie an, als sei sie eine Erscheinung. Gishild sah sich um, auf der Suche nach weiteren vertrauten Gesichtern. Die meisten waren vermummt, um sich gegen
die Kälte zu schützen. Und sie hatten sich verändert … Sie durfte jetzt keinen Fehler machen. Ein falsches Wort, und ihr kleiner Sieg wäre wieder zunichtegemacht. Da entdeckte sie eine unverwechselbare, hagere Gestalt. Sie winkte ihr zu.
    »Duckst du dich, Ragnar? Weißt du noch, wie oft du mir gesagt hast, dass Schwerter nichts für Mädchenhände sind? Es tut mir leid, dass ich dir eine so schlechte Schülerin war.«
    Erstes Kichern war in der Menge zu hören.
    »Weißt du noch, wie der dritte Sohn von König Osvald Sigurdsson heißt?«, rief der alte Lehrer mit zittriger Greisenstimme.
    Gishild biss sich auf die Lippen. So viele Stunden hatte sie damit verbracht, ihren Stammbaum auswendig zu lernen. Aber an diesen Ahnen konnte sie sich nicht erinnern. Hatte Osvald nicht nur zwei Söhne gehabt?
    »Hah«, rief der Alte. »Du bist wirklich Gishild Gunnarsdottir ! Den kleinen Wulf Osvaldsson hast du für dich schon immer aus der Liste deiner Ahnen gestrichen. Ein Dutzend Mal und öfter hab ich dich an ihn erinnert. Dass er im Kindbett verstarb, noch bevor er das erste Jahr vollendete, ist kein Grund, ihn nicht zu kennen.«
    »Dann solltest du wohl an meiner Tafel sitzen, Ragnar, damit du im Kopf hast, was ich vergesse. Du siehst aus, als hättest du schon lange keinen Braten mehr gekostet. Haben die letzten Zähne dich verlassen?«
    Der Alte sperrte das Maul auf. »Sieben sind mir noch geblieben. Das ist ganz ordentlich für einen Mann in meinem Alter. Und ich versichere dir, Gishild, zubeißen kann ich noch wie ein Fuchs, der sich ein Gänslein schnappt. Allein, mein Wissen zählt heute nichts mehr. An der königlichen Tafel tummeln sich die Ohrenbläser deiner Mutter. Vollgefressene
Jarls, die lieber gute Ratschläge geben, als auf den Schlachtfeldern Drusnas zu kämpfen. Von diesen Armsesselkriegern gibt es viel zu viele im Festsaal der Burg, seit dein Vater losgezogen ist, dich zu suchen. Wo warst du in all den Jahren, Gishild? Und wo ist dein Vater?«
    Gishild war sich bewusst, dass sie jetzt darauf nicht antworten konnte. Nicht hier. Es war zu früh. Und sie musste diese Fragen schnell überspielen, denn schon spürte sie die bohrenden Blicke der Umstehenden.
    »Königliche Familiengeschichten bespricht man in königlichen Gemächern«, sagte sie ein wenig stockend. Emerelle hatte versucht, sie auf solche Augenblicke vorzubereiten. Viele Stunden hatte sie mit Gishild darüber gesprochen, was es hieß, eine Herrscherin zu sein. Und das Mädchen hatte das Gefühl, dass nicht wirklich sie es war, die antwortete. »Das musst du doch wissen, Ragnar. Du hast so lange die Geschichte des Königshauses studiert.«
    »Ja,

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