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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Prinzessin. Bitte entschuldige, Herrin.« Er nickte eifrig, und es tat Gishild im Herzen weh, ihren alten Lehrer so demütig zu sehen.
    »Du kommst morgen zu mir, gleich nach Sonnenaufgang. Du wirst an meiner Tafel sitzen. Und dann erzählst du mir von den Ohrenbläsern.«
    Sie hatte das Gefühl, auf einmal etliche Jahre des Alterns von Ragnars Gesicht abfallen zu sehen. Seine Haut straffte sich, als er lächelte. Die Falten um seine Augen wurden tiefer. Er sah glücklich aus.
    »Ich werde dort sein, Herrin. Gleich nach Sonnenaufgang. «
    Jetzt bedrängten die Menschen sie. Viele wollten sie berühren. Jemand brachte ein gefülltes Methorn. Sie hob es hoch über den Kopf. »Ich bin zu Hause. Endlich!«, rief sie
mit lauter Stimme, und Jubel brandete ihr entgegen. Die Gasse zwischen den Menschen war verschwunden. Sie war eingekeilt in der Menge, und jeder blickte zu ihr auf.
    Gishild war glücklich. Und gleichzeitig spürte sie zum ersten Mal die Last, von der Emerelle gesprochen hatte. Sie hatte es nicht ganz begriffen, in Albenmark … Und sie hatte sich darüber gewundert, dass die Königin immer wieder anhob, davon zu sprechen. Jetzt wusste sie, was die Herrin der Anderen gemeint hatte. Es war der Wunsch, all diese Menschen nicht zu enttäuschen, und das gleichzeitige Wissen, dass dies im Grunde unmöglich war. Ein Wissen, das diesem Augenblick des Triumphs die Wärme nahm.
    Obwohl es vom Stadttor bis zur Königsburg nur wenige Schritt waren, brauchte Gishild für dieses Stück Weg länger als vom Hartungskliff bis hinab nach Firnstayn. Das Bad in der Menge war erschöpfend wie eine Schlacht. Selbst im Burghof wurde sie sofort wieder umringt. Die Elfen und Trolle bemühten sich darum, sie abzuschirmen. Knechte und Mägde waren zusammengelaufen. So viele Gesichter ihrer Kindheit waren hier versammelt. Es war gut, zu Hause zu sein. Doch nun hatte sie sich dem schwersten Teil ihrer Heimkehr zu stellen. Die Jarls sollten vom ersten Augenblick an sehen, dass es ihr ernst war.
    Zwei Trolle stießen die mächtigen Torflügel zur Festhalle auf. Rauch hing in der Luft. Die Glut der Feuergruben spiegelte sich rötlich in den mit Goldblechen beschlagenen Holzsäulen. An die sechzig Männer hatten sich versammelt. Hier jubelte niemand. Etliche dieser neuen Jarls waren ihr unbekannt.
    Ollowain hielt sich zu ihrer Linken. Rechts ging Yulivee. Ein halbes hundert Elfenritter folgte ihr mit klirrendem Schritt. Gishild fixierte einen Kerl mit dem rot aufgedunsenen
Gesicht eines Trinkers, der in der Mitte der Adeligen stand. Ein Niemand. Neben ihm hielt sich ein gut aussehender blonder Kerl. Der einzige, der hier lächelte. Gishild konzentrierte sich auf den Trinker. Sie ging geradewegs auf ihn zu. Den Umhang hatte sie über die Schulter zurückgeschlagen. Ihre Rüstung schimmerte rotgolden im Licht der Glut.
    Der Jarl sah sie zunächst grimmig an. Dann bekam sein Blick etwas Fragendes, als sie keine Anstalten machte, stehen zu bleiben. Schließlich wich er vor ihr zurück und strauchelte dabei fast.
    Wie eine Axt durch einen morschen Schild, so fuhr sie an der Spitze ihrer Elfen durch die Mauer der Jarls. Die Adeligen beeilten sich, Gishild und ihrem Gefolge aus dem Weg zu springen. Einer trat sogar in eine Feuergrube und hüpfte fluchend auf einem Bein davon.
    Es stank nach Met und Wein in der Halle. Auf den Tafeln waren die Reste eines festlichen Essens zu sehen. Die Würdenträger des Reiches darbten nicht.
    Gishild strebte dem Hochsitz entgegen, dem Thron ihres Vaters, der am Ende des Saals auf einem Podest aus schweren Eichenbalken stand. Wolfsfelle lagen auf dem schlichten, hochlehnigen Stuhl. Die klobigen Füße waren Adlerkrallen nachempfunden, doch die Ambitionen des Schreiners, der dieses Möbelstück geschnitzt hatte, hatten eindeutig über seinen Möglichkeiten gelegen.
    Ollowain nahm den Umhang von ihren Schultern. Yulivee öffnete ihren Waffengurt und nahm Rapier und Dolch an sich. In voller Rüstung ließ Gishild sich auf dem Thron nieder. Sie schlug die Knie übereinander und bemühte sich so zu wirken, als sei es ganz natürlich, dass sie auf jenem Stuhl saß, der bisher allein ihrem Vater vorbehalten gewesen war.

    Die Jarls blickten zu ihr auf. Das war der Sinn des erhöhten Throns. Flankiert von Elfen und Trollen, in einer Rüstung, wie keine Menschenhand sie zu erschaffen vermochte, wollte sie ein Bild der Macht abgeben. Und tatsächlich wirkten viele der Männer verunsichert, ja sogar eingeschüchtert. Nur der

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