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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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darüber nach, das Mädchen ins Fjordland zu begleiten. Kannst du alle Ritter, die geblieben sind, zur Dämmerung hier auf dem Hauptdeck versammeln? Ich werde zu ihnen sprechen. Und ich will ehrlich zu dir sein. Ich hatte daran gedacht, allein zu gehen.«
    Fenryl bedachte ihn mit einem schmallippigen Raubvogellächeln. »Wenn du gehst, dann verlieren die Elfenritter ihr Herz. Und nichts kann ohne Herz bestehen. Wenn sie aber aufhören zu existieren, dann sind wir frei, und wir können gehen, wohin es uns gefällt. Es sollte mich sehr wundern, wenn neben uns nicht auch viele andere die kaum erklärliche Lust verspürten, einen längeren Ausflug ins Fjordland zu machen.«
    Seine Worte taten Ollowain gut, auch wenn er sich nichts
anmerken ließ. »Bevor du dich entscheidest, musst du wissen, warum ich gehe. Wenn du nicht aus denselben Gründen gehen kannst, ist es besser, du bleibst. Ich fühle mich schuldig, weil wir Gishild geholt haben. Geraubt wäre das bessere Wort, denn das ist es, was wirklich geschehen ist. Sie hat lange Jahre auf uns gewartet. Wir haben sie enttäuscht, als sie uns am dringendsten gebraucht hätte. Und als sie endlich begonnen hat, sich in ihrem neuen Leben einzurichten und dort ihr Glück gefunden hat, da sind wir erschienen. Wir haben alles zerstört, und wir haben ihr ebenso wenig eine Wahl gelassen, wie die Ordensritter es getan haben, als sie Gishild aus Drusna entführten. Ich empfinde ihr gegenüber eine Schuld, die ich tilgen möchte. Ich weiß, sie wird im Fjordland nicht mit offenen Armen empfangen werden. Es sind die Jarls, die dort regieren, und nicht ihre Mutter. Roxanne ist zu schwach. Die wirkliche Macht liegt bei den Adligen. Und viele von ihnen werden diese Macht nicht aufgeben wollen, um ihr Haupt vor einem Mädchen zu beugen, das zunächst einmal beweisen muss, dass sie die ist, für die sie sich ausgibt. Und dann muss sie auch noch beweisen, dass sie nicht im Herzen eine Tjuredgläubige geworden ist. Gishild wird jede Hilfe brauchen können, wenn sie ins Fjordland heimkehrt. Machen wir uns nichts vor. Eine Heimat hat sie nicht mehr. Sie war zu lange fort, und zu viel ist geschehen.« Er bedachte Fenryl mit einem eindringlichen Blick. »Wenn sie nur einen einzigen Fehler macht, dann wird ihr Volk in ihr eine Verräterin sehen und nicht die rechtmäßige Königin.«

HEIMKEHR

    Gishild ritt durch das Tor in das Zwielicht eines frühen Winterabends. Der eisige Wind schnitt ihr bis ins Mark. Sie hatte sich vorgenommen, darauf gefasst zu sein, und warme Kleidung angelegt. Doch in der Hitze der Mangroven hatte sie geschwitzt, und nun traf sie die Kälte umso härter.
    Sie atmete tief durch. Ihre große Stute tänzelte unruhig. Schwarz, aber mit einer fast sternförmigen Blesse auf der Stirn, war sie das schönste Pferd, das Gishild je gesehen hatte. Sie hatte ihr den Namen gegeben, den Luc ihr in zärtlichen Augenblicken ins Ohr geflüstert hatte: Nordstern.
    Gishild strich dem Pferd beruhigend über den Hals. Hinter ihr drängte ihr Gefolge durch das Tor. Elfenritter und Kobolde, Kentauren, Blütenfeen, einige Trolle und sogar drei Schwarzrückenadler waren mit ihr gekommen. Sie alle waren von den Zeugmeistern der Königin ausgerüstet worden. Nie hatte ein Mensch ein prächtigeres Gefolge gehabt! Schmucksteine, groß wie Taubeneier, funkelten auf silbernen Elfenrüstungen. Die Trolle trugen Schneelöwenfelle um die Schultern und hatten sich die Schädel der toten Raubtiere wie Helme auf die Köpfe gesetzt. Gishild hatte den Verdacht, dass Brandax die Trolle foppen wollte. Er hatte sich nämlich den Pelz einer räudigen Hauskatze um die Schultern gelegt, was in auffälligem Gegensatz zu den teuren, viel zu bunten Stoffen stand, aus denen seine Hose und sein Wams genäht waren.
    Ihre Kentauren trugen Leopardenfelle wie Pferdedecken und warme Pelzjacken. Dunkelrotes Gurtzeug spannte sich vor ihrer Brust, behängt mit Amuletten und silbernen Glöckchen.
Nur die Blütenfeen kamen nackt, wie sie geboren waren. Emerelle hatte ihnen winzige Zauberringe geschenkt, deren magische Macht sie vor der Kälte des Fjordlands schützen sollte.
    Während diese illustre Schar sich hinter ihr auf dem Gipfel des Hartungskliffs sammelte, sah Gishild hinab auf ihre Heimatstadt. Erster Schnee lag auf den steilen Dächern. Der Ostwind drückte den Rauch der Schornsteine in die Gassen. Der Fjord war noch eisfrei. Dutzende Schiffe lagen an den Kais. Endlich war sie zurück! Wehmütig betrachtete sie die

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