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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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nachgedacht.
    Ihre Amme hatte sie vor allen Adeligen als Prinzessin Gishild anerkannt. Auch ihr alter Lehrer Ragnar hatte in ergreifenden Worten bestätigt, dass sie die war, für die sie sich ausgab. Am schwersten jedoch wog das Wort ihrer Mutter.
    Gishilds Blick wanderte über die Gesichter der versammelten Jarls. Obwohl kein Zweifel mehr an ihrer Abstammung herrschen konnte, lag immer noch eine fast greifbare Spannung in der Luft. Der Festsaal war voller Bewaffneter. Die Leibwache ihres Vaters, die Mandriden, hielten alle
Türen besetzt. Entlang der Wände stand ihr Elfengefolge in voller Rüstung.
    Und auch die Jarls waren zum Kampf gerüstet erschienen, so wie sie es gefordert hatte. Fast alle, die gestern hier gewesen waren, waren gekommen. Einigen schien das nun leidzutun. Ihnen war klar, welche Konsequenzen ihr Verhalten gestern Nacht haben mochte. Immer wieder blickten sie unruhig zu den Bewaffneten an den Türen.
    »In der Nacht ist jemand in mein Schlafgemach eingedrungen«, sagte sie kühl. »Es wurde Blut in meinem Bett vergossen, und das nicht, weil ich meine erste Liebesnacht begangen hätte.«
    Jetzt stand blankes Entsetzen in den Gesichtern der Jarls. Es war bedrückend still. Unruhiges Stiefelscharren, ein einzelnes Husten und das leise Klirren der Kettenhemden waren die einzigen Geräusche. Die Glut in den Feuergruben war zu Asche geworden. In der Kälte stand ihnen der Atem vor den Mündern.
    »Die Katze, die gestern hier in dieser Halle auf meinem Schoß gesessen hat, lag mit aufgeschlitztem Bauch auf meinem Kopfkissen. Ich habe euren Willkommensgruß verstanden, Jarls des Fjordlands!«
    »Das war keiner von uns«, sagte der Grauhaarige, der sie gestern noch nicht hatte wiedererkennen wollen. »Kein Jarl wäre so ehrlos, so etwas …«
    »Ihr haltet euch für Ehrenmänner? Hätten Ehrenmänner hingenommen, dass meine Mutter, eure Königin, im Thronsaal eine Schlampe genannt wird? Sprecht mir nicht von Ehre!« Sie stieg von der hölzernen Plattform hinab und schritt die Reihe der Jarls ab. Sie war sich sicher, wo sie suchen musste, doch ließ sie sich Zeit, bis sie schließlich vor Guthrum trat.

    »Du hast weiße Katzenhaare auf deiner Hose, Jarl«, sagte sie so laut, dass jeder im Saal es hören konnte.
    »Ich mag Katzen eben, so wie du, Prinzessin.«
    »Ich sehe frische Blutspritzer an deinem Ärmel.«
    »Ich habe heute Morgen einen Fisch ausgenommen«, entgegnete Guthrum ruhig. »Offensichtlich war ich dabei ein wenig unachtsam.«
    »Gib mir deine Hand!«
    Er wirkte überrascht, aber er gehorchte. Sie hob die große, schwielige Hand vor ihr Gesicht und schnupperte daran. »Du riechst nicht nach Fisch.«
    Guthrum räusperte sich. »Ich habe mich gewaschen.«
    Die Männer in seiner Nähe rückten von ihm ab.
    Gishild betrachtete einen kleinen, goldenen Klumpen, der in seinem Bart klebte. Geronnenes Eigelb. »Du hast wohl nur deine Hände gewaschen, wie es scheint.«
    Guthrum lächelte frech. »Der Rest vom Mann stinkt halt nicht nach Fisch.«
    »Sigurd, was hätte mein Vater mit einem Mann gemacht, der Roxanne beleidigt und Blut im königlichen Schlafgemach vergießt?«
    Der Hauptmann antwortete, ohne zu zögern. »Er hätte ihn in einem Sack aus festem Leinen einnähen lassen, um ihn im Fjord zu ersäufen, so wie man es mit überzähligen Katzen macht. Die Ehre des Richtschwertes hätte er ihm gewiss verweigert.«
    »Du kannst nicht beweisen, dass ich …«
    »Ich muss nichts beweisen. Ich bin die Thronerbin. Wenn ich Anklage erhebe, ist es an dir zu beweisen, dass du unschuldig bist. Kannst du das, Guthrum?«
    »Das kann ich nicht. Ich war allein.« Er sah sich nach den übrigen Adligen um. Gestern noch mochte er ihr Wortführer
gewesen sein. Jetzt würde niemand mehr für ihn Partei ergreifen. Gishild überlegte, ob sie es damit bewenden lassen sollte. Vielleicht hatte Guthrum seine Lektion gelernt. Ob sie wollte oder nicht, sie musste wieder an all die Unterrichtsstunden in der Ordensschule denken. Sie hatte gelernt, dass Gnade zur falschen Zeit alles noch schlimmer machen konnte. Aber sie wollte ihre Herrschaft nicht mit einem Blutgericht beginnen!
    »Ich fordere ein Gottesurteil!«, rief Guthrum plötzlich. »Die Götter sind meine Zeugen. Wenn ich Gishild im ehrlichen Zweikampf, Stahl gegen Stahl, besiege, dann ist damit meine Unschuld bewiesen.«
    »Lass dich darauf nicht ein«, flüsterte Sigurd ihr zu. »Er ist kein richtiger Krieger. Er hat das Kämpfen in finsteren Gassen gelernt und

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