Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman
»Danke …«
Er lächelte. »Erek Asmundson.«
Sie nickte knapp, dann stieg sie auf das hölzerne Podest und stellte sich vor den Thron. »Nicht diesen Kampf wollte ich heute ausfechten. Ihr kennt die Geschichte von Kadlin Kriegerkönigin. Sie holte den Leichnam ihres Vaters Alfadas, der tief im Herzen des Trolllands verborgen lag. So wie sie werde auch ich ausziehen, den Leichnam meines Vaters zu holen. Er liegt hinter den Linien des Feindes. Ich will, dass er im Hügelgrab meiner Ahnen seine letzte Ruhe findet. Dies wird eine Tat sein, bei der wir keinen Fußbreit Boden gewinnen. Doch sie wird unsere Feinde lehren, dass Fjordländer mehr können, als nur hinhaltende Rückzugsgefechte zu liefern. Wir werden sie besiegen. Und so wie man früher ein gutes Schiff verbrannte, um einen toten Herrscher zu ehren, so werde ich meinem Vater zu Ehren eine ihrer Ordensburgen niederbrennen. Sie sollen uns fürchten lernen. Und sie sollen wissen, dass sie auch weit hinter den Kampflinien nicht sicher vor uns sind. Wer von euch wird mich begleiten?«
Sigurd und seine Mandriden waren die Ersten, die ihre Schwerter hoben. »Gishild Kriegerkönigin«, rief der Hauptmann. »Wir folgen dir.«
Auch Erek hatte sie gewonnen. Er schwenkte eine große Axt und stimmte begeistert in den Schlachtruf der Leibwachen
ein. Dann folgten mehrere Jarls. Zuletzt waren es nur sieben, die sich still aus der Halle davonschlichen, um künftig an ihren eigenen Herdfeuern zu speisen und nicht mehr an der Tafel der Festhalle des Königs.
ALBENMARK
Es war kalt in dieser Nacht, kälter als die Winter in Valloncour sonst wurden. Vielleicht war es auch die Kälte in seinem Herzen, die ihn zittern ließ, dachte Luc. Er hatte die Arme um die Knie geschlungen und saß auf dem Hügel, auf dem er sich so oft bei Neumond mit Gishild getroffen hatte.
Er blickte in den Nachthimmel, hinauf zum Nordstern, den er ihr zum Geschenk gemacht hatte. Wo Gishild jetzt wohl war? Oft stellte er sich vor, dass sie in eben diesem Augenblick vielleicht zum selben Nachthimmel aufsah. So viele Wochen war sie nun fort, und doch blickte er an jedem Morgen, wenn er im Schlafsaal ihres Turms erwachte, als Erstes dorthin, wo noch immer ihr schmales Bett stand. Stets aufs Neue hatte er die Hoffnung, dass all das nur ein schrecklicher Albtraum gewesen war. Dass er sie dort liegen sähe, das zerzauste rotgoldene Haar wie ein Schleier vor ihrem Gesicht. Er würde dann einfach daliegen und ihr beim Schlafen zusehen.
Aber sein Blick fand stets nur ein leeres Bett mit ordentlich gefalteten Decken. Ein Bett, das immer noch so tat, als
werde seine Besitzerin zurückkehren. Als sei sie nicht für immer aus seiner Welt gezerrt worden.
Das Geräusch von Schritten ließ Luc aufblicken. Eine schmale Gestalt, gestützt auf einen Gehstock, mühte sich den Hügel hinauf. Er konnte den schweren Atem hören. Der Primarch! Honoré ging vor ihm in die Hocke. Die Hände über den Griff des Stocks gefaltet, zwang er ihn, seinem Blick zu begegnen.
»Die Bruderschaft vermisst dich.«
Luc wollte davon nichts hören, wagte es aber nicht, das offen auszusprechen. Er tastete nach einem Stöckchen und begann damit in der festgestampften Erde herumzustochern.
»Als ich Novize war, da gab es ein Mädchen, in das ich wie närrisch verliebt war. Einen Teil deiner Gefühle kenne ich, Luc. Du darfst es nicht weitererzählen … Damals habe ich nur gelernt, um ihr zu imponieren. Sie war eine ausgezeichnete Fechterin. Und sie war so wunderschön, dass neben ihr die Sonne verblasste. In meinen Augen jedenfalls. « Er lachte leise. »Ich habe ihr damals Liebesgedichte geschrieben, allerdings habe ich mich nie getraut, sie ihr zu zeigen. Nicht einmal, als wir in unserem letzten Jahr als Novizen zueinanderfanden. Ein paar von diesen Gedichten habe ich behalten. Schwülstiger Unsinn, aber wenn ich sie heute lese, dann scheint mir unsere Liebe immer noch zum Greifen nah.«
Luc dachte daran, wie Michelle Honoré im Jagdzimmer des Grafen von Lanzac die Radschlosspistole auf die Brust gesetzt hatte. Und wie sie geschossen hatte, obwohl es nicht mehr notwendig gewesen wäre. Er hatte nie begriffen, was in den beiden damals vor sich gegangen war.
»Ich weiß, meine Worte sind kaum ein Trost für dich, aber
eine Liebe, die auseinandergerissen wird, wenn die Gefühle am stärksten sind, die wird ewig bestehen. Es sind solche Liebesgeschichten, von denen die Dichter schreiben. Jede andere Liebe wird vergehen. Es ist nur eine
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