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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Kleider anlegte und mein Herz nicht mehr spüren konnte, weil es wie ein Stein in meiner Brust lag, da wusste ich wieder, du bist mir entrissen. Und doch hoffe ich … Ich werde dich wiederfinden. Ich bin dein Ritter! Dich werde ich in meinem Schilde führen, mein Nordstern, meine Geliebte. Und wann immer der Tag es erlaubt, wenn wir laufen oder schwimmen auf den Wegen zu den Lehrstunden in der Burg, kehre ich zurück zu dir, träume mit offenen Augen.
    Oft denke ich dann an jenen Nachmittag und jene Nacht in Iskendria, an die Karawanserei beim Basar der Goldschmiede, den Speicher, wo du mir zum ersten Mal deine Brüste gezeigt hast und wo der Pfeifenkrautduft durch die Lücken zwischen den Dielenbrettern stieg und tief in den bröckelnden Putz der Wände eingezogen war, sodass er uns bei jedem Atemzug unserer ersten Liebesnacht umgab. Ich trage jetzt stets einen Beutel mit Pfeifenkraut bei mir, doch rauche ich nie. Wenn meine Sehnsucht zu groß wird, und wenn ich allein bin, dann rieche ich daran. Und sobald ich die Augen schließe, tragen meine
Tagträume mich zurück nach Iskendria in unsere Karawanserei. Und in diesen Augenblicken spüre ich mein Herz wieder, fühle, wie es wild sich aufbäumt in meiner Brust. Und mein Herz weiß, dass ich zu dir zurückfinden werde, wo immer du auch sein magst, mein Nordstern.
     
    SIEBENTER BRIEF, VERWAHRT IN EINEM WALBEINKÄSTCHEN
IN DER KAMMER DER DREI SCHLÜSSEL
IM HANDELSKONTOR ZU VALLONCOUR

DIE NACHT DER NÄCHTE

    Das Lärmen kam den Flur hinauf. Seit die große Flügeltür der Festhalle aufgeflogen war, hatte sie die Schritte gezählt. Sie blickte auf das kleine Messer, mit dem sie die Gänsefedern anspitzte. So oft hatte sie es angesehen … Doch wenn sie das Walbeinkästchen daneben betrachtete, dann wusste sie, sie würde die Klinge nicht berühren.
    Gishild war früh gegangen. Sie hatte die Blicke in der Festhalle nicht mehr ertragen, das schmutzige Lächeln in den Gesichtern all jener, die, wenn sie zu ihr aufsahen, sich ausmalten, was in dieser Nacht geschehen würde. Die Zeugen sein würden, wie eine Prinzessin zur Königin gemacht wurde.
    Sie hatte keine Zofe in ihrer Kammer geduldet. Allein hatte sie die Kleider abgelegt. Und sie hatte sich nicht gewaschen. Nicht für ihn!

    Stattdessen hatte sie wieder und wieder Lucs letzten Brief gelesen. Und gegen jede Vernunft blickte sie hinab auf den weiten, verschneiten Hof vor der Festhalle und hoffte auf einen Ritter in weißem Umhang. Auf Luc, der auf wunderbare Weise kam, um sie zu retten.
    Als Ollowain begriffen hatte, was vor sich ging, hatte er ihr angeboten, sie nach Albenmark zu bringen. Er war sehr galant gewesen, sehr ritterlich. Sie hatte sich bedankt, aber er konnte ihr nicht helfen.
    Da! Da war eine Gestalt auf dem Hof. Ein Ritter in Weiß! Einen Moment setzte Gishilds Herz aus zu schlagen. Dann erkannte sie ihn … Es war der Schwertmeister. Besorgt blickte er zu ihrem Fenster hinauf. Hinter ihr flog die Tür auf, und die betrunkene Horde drängte herein.
    Sie trugen Erek auf ihren Schultern, grölten ein zotiges Lied und hatten dem jungen Jarl bereits die Beinkleider heruntergezogen. Erek wirkte mitgenommen. Seine Wangen waren gerötet, sein Blick verschleiert.
    Mit ihnen war der Gestank von Met und Wein in das Zimmer gekommen.
    Sie warfen ihren Mann aufs Bett. Gishild musterte sie kühl. Sie trug nur ein Leinennachthemd. Ihr Haar war offen. Die Jarls starrten sie an. Männer, die sie vor kurzem noch für ihren Mut und ihre Besonnenheit geschätzt hatte, führten sich jetzt auf wie die Tiere.
    Sollte ihr nur einer zu nahe kommen! Dann würde Blut fließen in diesem Brautgemach, und nicht das Blut, auf das sie alle warteten.
    »Du musst dich zu deinem Gemahl legen«, rief jemand weiter hinten.
    Es war still. Man hörte nur noch schweres Atmen und gelegentliches Rülpsen.

    »Ich weiß, was zu tun ist«, sagte Gishild ruhig. »Ihr dürft nun gehen.«
    »Aber wir müssen …«
    »Glaubt ihr, ich lasse wie eine Dirne meinen Leib begaffen? «
    »Herrin, die Tradition schreibt vor, dass Zeugen anwesend sind, wenn das königliche Brautpaar zum ersten Mal beieinanderliegt«, entgegnete Iswulf. »Es geht nicht allein um euch. Wenn er keinen hochkriegt, ist er nicht der richtige Mann für dich. Es geht allein darum zu sehen, dass ihr beiden in der Lage seid, Kinder zu zeugen.«
    »Sigurd! Geleite die Herren aus meinem Gemach. Was nun kommt, ist allein mein Geschäft.«
    »Aber …«, wandte Iswulf ein.
    »Nein,

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