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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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ungewaschener Leiber. Die Stille lag wie ein Leichentuch über der Gesellschaft.
    Gishild war erstaunt, wie viele zornig verkniffene Gesichter ihr entgegenstarrten. Doch wen immer sie ansah, wich ihrem Blick aus.
    Endlich war es Iswulf Svenson, der Jarl von Gonthabu, einer der mächtigsten Kriegerfürsten des Landes, der es wagte, sich an sie zu richten. Wind und Kummer hatten ihm tiefe Falten ins Gesicht geschnitten und sein langes Haar vor der Zeit ergrauen lassen.
    »Prinzessin, ein Jahr ist nun vergangen, dass du zurückkehrtest, und, bei der Axt von Norgrimm, wir sind stolz auf dich. Du kämpfst, reitest und säufst wie ein Mann. Du führst Schlachten, als seiest du der Kriegsgott selbst. Das Blut Mandreds ist stark in dir. Wer den Schneid hatte, mit dir nach Drusna zu gehen, der konnte das sehen. Du hast deinen Vater bestattet, wie es ein König verdient. Wenn du auf deinem Thron Gericht hältst, dann erringt die Weisheit deiner Urteile den Respekt der Alten und der Priester. Du bist eine Herrscherin, wie man sich besser keine wünschen kann. Doch muss ich dir gestehen, bereitest du uns trotz alledem einen großen Kummer. Du lebst gefährlich. Im Kampf bist du stets in vorderster Reihe. Du schonst dich nicht. Nie gibst du einen Befehl, den du nicht selbst auszuführen bereit wärst.« Er lächelte. »Noch nie wurden so viele neugeborene Töchter Gishild genannt wie seit deiner Rückkehr. Doch weil du bist, wie du nun einmal bist, bedrängt uns alle eine große Sorge. Was geschieht, wenn eine Kugel dich findet? Ein
unglücklicher Schwertstreich deine Deckung durchbricht? Nicht die Kraft der Trolle, nicht die Tücke der Kobolde, nicht die Magie der Elfen und auch nicht die Schwerter und Äxte deiner Mandriden können dich immer beschützen. Wenn du aber stirbst, dann erlischt die Blutlinie Mandreds. Du bist die Letzte aus deinem Geschlecht. Ein Jahr haben wir auf deine Wahl gewartet. Drei Tage haben wir uns beraten. Und zuletzt sind wir alle einer Meinung gewesen, Gishild. Wir glauben, dass du niemals wählen wirst.«
    Statt zu antworten, lächelte sie dünn. Ihre Jarls hatten sie richtig eingeschätzt. Es gab nur einen, den sie wollte. Sie hatte ihre Wahl längst getroffen.
    Iswulf, der kein Feigling war, wirkte gequält. Er erwiderte ihr Lächeln nicht. Niemand tat das.
    »Ich hoffe, dass mir das Schicksal Guthrums erspart bleibt«, fuhr der Jarl von Gonthabu fort. »Ich will dich nicht herausfordern. Niemand hier wird dir die Krone verweigern. Doch um Königin zu sein, um all deine Pflichten gegenüber dem Fjordland zu erfüllen, bedarf es mehr als eines goldenen Stirnreifs. Du brauchst auch einen Mann, Gishild. Du magst noch hundert Siege erringen – wenn du deinem Land keinen Erben schenkst, dann wird aller Ruhm zu Asche werden. Und da du nicht gewählt hast, haben wir es für dich getan.«
    Einige Herzschläge lang war Gishild wie versteinert. Mit allem hatte sie gerechnet: damit, verstoßen zu werden, oder zumindest mit einer schlimmen Schmach. Sie war darauf vorbereitet gewesen, dass die Jüngeren der Jarls wie aufgeplusterte Hähne zur Balz vor ihr aufmarschierten. Aber dass sie sich erdreisten würden, für sie eine Wahl zu treffen, das hätte sie sich niemals träumen lassen.
    Ihre Rechte sank auf den Griff ihres Rapiers. Sie sah, wie Iswulf schluckte.

    Sigurd legte ihr eine Hand auf den Schwertarm und flüsterte ihr ins Ohr. »Bitte, Herrin, tu das nicht. Er will dich nicht fordern. Vergieße nicht sein Blut, weil er als Einziger den Mut hatte, dir zu sagen, was alle Jarls entschieden haben.«
    Sie sah den Hauptmann ihrer Leibwache erschüttert an. »Auch du gehörst zu ihnen?«
    Der alte Kämpe hielt ihrem Blick stand. »Ja, Herrin. Auch ich. Es ist das Richtige. Auch die Priester sind dieser Meinung. Sie waren mit dabei, als wir entschieden haben.«
    Gishilds Rechte schloss sich um den Griff ihres Rapiers. Ollowain und Yulivee rückten ein wenig näher.
    »Ihr glaubt also, ich sei die beste Kuh in euren Ställen – und dass ihr das Recht habt, an meiner Stelle einen Stier zu wählen, der mich bespringen soll. Wer ist es?« Die letzten Worte spuckte sie den Jarls förmlich vor die Füße.
    »Sie haben für mich entschieden!« Aus der Mitte des Saals drängte sich ein Mann nach vorn. Zuerst sah sie nur das lange blonde Haar. Erek Asmundson! Er war bleich, als werde er vor den Richtblock gezerrt.
    Erek, der Einzige, der sie vor einem Jahr mit einem Lächeln empfangen hatte. Nun wollte ihm dieses

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