Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman
wenn ich jetzt ja sage? Glaubst du, wir denken dasselbe über den Charakter von Füchsen? Oder von Lutin? Könntest du überhaupt die Unterschiede in Fuchsgesichtern sehen? Ich wette, wenn du ein Dutzend Lutin hier im Kerker hättest, dann sähen wir für dich alle gleich aus. Du wüsstest nie sicher, wen du vor dir hast.«
»Ich belaste mich nicht mit spekulativen Problemen, Tiermann.
Vielleicht haben wir hier noch ein paar andere von deiner Art. Vielleicht sogar Weibchen? Hier in der Zelle gibt es nur dich und diesen verrückten, stets hungrigen Troll. Ich werde dich schon nicht verwechseln.« Der Fuchsmann hatte mit einem seiner Ohren gezuckt, als er von dem Troll gesprochen hatte. Vielleicht sollte er an dieser Stelle noch einmal ansetzen.
»Der Troll hier ist ein ziemlich übler Geselle.«
»Ach, findest du? Wir Lutin verstehen uns seit jeher ganz ausgezeichnet mit Trollen. Unsere Völker verbindet eine tiefe Freundschaft.«
»Deshalb liegst du hier auf der Schwelle, nicht wahr?«
Der Fuchsmann stieß ein kurzes, bellendes Lachen aus. »Nein, Menschensohn. Es ist nicht so, wie es scheint. Meinen Zellengenossen hat so tiefe Freude übermannt, als er mich sah, dass er mich in den Arm schließen und an sich drücken wollte. Nicht, dass ich mich davor gefürchtet hätte … Trolle können erstaunlich feinfühlig sein, Weißhaupt. Aber der Mundgeruch! Bei aller Freundschaft zwischen unseren Völkern ist das etwas, womit wir nur schwer fertig werden. Denn wir Lutin haben eine besonders feine Nase. So habe ich mich ein wenig zurückgezogen, obwohl ich mich für diese unhöfliche Geste zutiefst schäme.«
»Was glaubst du, was ich von dir will?«, fragte Leon.
Der Fuchsmann kratzte sich hinter einem Ohr. »Wissen, was das Lieblingsparfüm meiner Königin ist?«
»Das kennst du?«
Die Frage schien den Fuchsmann aus dem Konzept gebracht zu haben. Er richtete sich halb auf. Dann stieß er wieder dieses bellende Lachen aus. »Jetzt hättest du es fast geschafft. Aber ich werde dir nicht verraten, wie nahe ich der Königin stehe. Glaubst du, sie würde jemanden, der sich
mit ihren Parfüms und vielleicht noch mit anderen Geheimnissen auskennt, als Späher losschicken?«
»Meine Spitzel sind Männer, denen ich vertraue!«
Der Fuchsmann blinzelte. »Das beruhigt mich ungemein. Dann hat Albenmark von den Rittern der Bluteiche ja nicht viel zu befürchten. Besonders guten Spitzeln kann man niemals trauen! Das liegt in der Art ihrer Begabung begründet. Sie stecken ihre Nase in jedes Geheimnis. Gerade das macht sie zu guten Spitzeln.«
»Was glaubst du, was ich tun werde, um dir deine Geheimnisse zu entlocken?«
Der Fuchsmann gähnte. »Für gewöhnlich fällt euch Menschenkindern nichts anderes als Folter ein.«
»Für gewöhnlich hilft das.«
»Frag mal Krötengesicht, wie weit er mit Prügel gekommen ist.«
»Du bist also ein harter Kerl.« Der Lutin war kleiner als ein dreijähriges Kind. Leon konnte sich nicht vorstellen, dass der Fuchsmann wirklich lange durchhalten würde, wenn man ernsthaft versuchte, ihn unter der Folter zu befragen. Aber der Primarch war sich auch darüber im Klaren, dass er unendlich viel mehr erfahren könnte, wenn er einen anderen Weg fände, diese Missgeburt zum Reden zu bringen.
»Du meinst, ich sehe nicht aus wie ein harter Kerl? Was bist du eigentlich? Ein Priester? Wie ein guter Krieger siehst du jedenfalls nicht aus.«
»Warum?«
»Weil du offenbar Schwierigkeiten hast, Schwerthieben auszuweichen, wenn ich mir dein Gesicht so ansehe.«
Leon tastete nach dem Narbengewebe um sein Auge. »Das war nur ein schlechter Tag. Übrigens bin ich auch ein schlechter Folterknecht. Entweder man redet mit mir, oder
man tut es nicht. Für Schweiger habe ich wenig Verwendung. Du hast zugegeben, ein Spitzel zu sein. Ich werde dich dafür hinrichten lassen. Und ich verspreche dir, es wird auf eine ganz besonders unangenehme Weise geschehen. In drei Tagen ist es so weit. Solltest du es dir anders überlegen und reden, verschone ich dich. Foltern werde ich dich nicht. Du kannst jetzt darüber nachdenken, was du bist. Ein Ehrenmann, der seine Geheimnisse mit ins Grab nimmt, oder jemand, der sein Leben höher schätzt als seine Loyalität. Ich bin gespannt, zu welchem Ergebnis du kommst, Fuchsmann.«
Leon zog die Tür zu. Als sie nur noch einen Spalt offen war, hielt er inne. »Du solltest noch etwas wissen. Dein Freund, der Troll, ist schon zu lange in diesem Kerker. Er ist verrückt geworden.
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