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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Prinzessin zu uns zurückschickte.«
    Leon ahnte, wie tief diese Worte Honoré treffen mussten. Er kannte das Geheimnis des Ordensbruders. Honoré würde es Tjured niemals verzeihen, dass nicht er dort am Flussufer gewesen war. Dass nicht er von der Kraft Gottes berührt und der Fluch von ihm genommen worden war.
    »Wie geht es Gishild?« Jeromes laute Stimme war unverwechselbar. Er war es gewohnt, den Lärm von Schlachten zu übertönen, wenn er an der Spitze der Schwarzen Schar in die Schlacht ritt.
    »Sie ist etwas benommen«, meldete sich Bruder Drustan zu Wort. »Sie ist in einer Kutsche und auf dem Weg zurück zum Turm meiner Löwen. Ich habe ihr befohlen, sich auszuruhen. Ich habe den Eindruck, die Begegnung mit Tjured hat sie tief erschüttert.«
    Leon musste schmunzeln. Das würde den Irrglauben an ihre Heidengötzen zum Wanken bringen. Nun musste selbst sie begreifen, dass es nur einen Gott gab. Manchmal wählte Tjured gerade die Zweifler aus, um an ihnen Wunder zu wirken. Die Geschichte der Kirche kannte viele solcher Ereignisse. Den tief Gläubigen mochte das ungerecht erscheinen, doch um deren Seelen ging es schließlich nicht … Wer Tjured in sein Herz genommen hatte, der brauchte kein Wunder, um glauben zu können. Es waren die Heiden und die Zweifler oder diejenigen, die vom Glauben abzufallen drohten. Ihnen musste Tjured sich offenbaren.
    »Bruder Primarch. Luc hat vor einigen Tagen eine Frage an mich gerichtet. Er will um Gishilds Hand anhalten. Aber er möchte zuerst deine Erlaubnis haben.«

    Leon war überrascht. Er sah den Jungen jede Woche. Warum hatte er ihn nicht direkt gefragt? »Sollte er sich nicht der Flotte anschließen, die nach dem Herbstmanöver zu den aegilischen Inseln aufbricht?«
    »So war es vorgesehen.« Drustan war sehr bemüht, seiner Stimme nicht anmerken zu lassen, was er dazu dachte.
    Leon passte diese überraschende Wendung nicht. Im Grunde war es genau das, was er wollte. Aber die beiden sollten reifer sein. Ihr Band musste Bestand haben. Wenn sie zu jung die Hochzeit feierten, dann mochte sich dies als fatal erweisen. Trennung hingegen fachte das Verlangen an. Leon wusste, dass die beiden einander leidenschaftliche Briefe schrieben. Honorés Spitzel hatten die meisten davon gelesen, bevor sie ihren eigentlichen Empfänger erreichten. Von einigen der Briefe hatten sie sogar Abschriften angefertigt. Sie durften nichts, was die beiden anging, dem Zufall überlassen.
    »Was darf ich Luc sagen?«
    Leon schob seine Augenklappe hoch und strich vorsichtig über die wunde Augenhöhle. »Sag ihm gar nichts.«
    »Er wird gewiss wieder fragen.«
    »Und du wirst weiterhin schweigen. Beraten wir nun darüber, in welcher Form wir die Heptarchen davon unterrichten, dass sich ein Wunder ereignet hat.«
    »Wir müssen ihnen einen Zeugen schicken«, entgegnete Honoré. »Einen, dessen Wort sie nicht so leicht in Zweifel ziehen werden. Unsere Position in Aniscans ist sehr schwach, seit wir unseren Platz unter den Heptarchen verloren haben. Und die Bruderschaft vom Aschenbaum lässt keine Gelegenheit verstreichen, unserem Ansehen zu schaden. Vielleicht sollte Luc nicht zu den aegilischen Inseln reisen, sondern …«

DER BEFEHL

    Emerelle hatte ein schlichtes, silbergraues Kleid ganz ohne Stickereien angelegt. Es betonte ihre Figur, hatte lange Ärmel und reichte ihr bis zu den Knöcheln. Es war von einer stillen Anmut und sah nicht wie das Gewand einer Königin aus. Falrach hatte es gemocht, wenn sie sich so kleidete. Bei Ollowain wusste sie es nicht. Er war nicht einfach, ihr Schwertmeister. Treu bis in den Tod, aber nicht einfach. Sie wusste, er würde sie hassen … Ja, wahrscheinlich würde er sie wirklich hassen. Aber sie hatte keine andere Wahl.
    Sonnenauge schwebte dicht vor ihrem Gesicht. Der kleine Blütenfeenmann mit seinen Schmetterlingsflügeln sah sie verwundert an.
    »Du bist die Königin! Du solltest niemals besorgt dreinschauen. Du kannst doch Schurken einfach hinrichten lassen !«
    Emerelle musste unwillkürlich lächeln. Sonnenauge gehörte noch nicht lange zu ihrem Gefolge. Sein Volk hatte ihn ausgewählt, weil er ausnehmend hübsch war. Und wahrscheinlich auch, weil er ständig in Schwierigkeiten steckte. Er war zu geradeheraus und hatte eine ausgesprochen draufgängerische Ader.
    »Leider ist es nicht ganz so einfach, zu herrschen. Mit manchen Schurken muss man leben. Und lass dir gesagt sein, oft ist es noch viel schwieriger, mit den Aufrichtigen

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