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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Löwen wurde von der Strömung ergriffen. Kaum von einer Verwundung genesen, hatte er wohl nicht die Kraft, den Fluss zu durchwaten. Und er gab keinen Laut von sich, um den Überraschungsangriff der Löwen nicht vor der Zeit zu verraten. Als Gishild sein Fehlen bemerkte, ging sie ohne zu zögern zurück in den Fluss. Ihr alle wisst, wie kalt der Rivanne in dieser Jahreszeit ist. Es ist eine Kälte, die die Kraft aus dem Leib zieht und einen Schwimmer schwach und benommen macht, bis sein Wille, sich gegen die Strömung zu stemmen, verlischt. Gishild, die gerade erst den Fluss durchquert hatte, ging ohne zu zögern ins Wasser zurück, als sie bemerkte, dass der Capitano fehlte. Eine Heldentat, die in
der Aufregung beim Angriff auf die Geschützstellung zunächst unbemerkt blieb. Als Luc, dem Kapitän der Löwen, dann schließlich auffiel, dass Gishild fehlte, war schon einige Zeit vergangen.« Alvarez machte eine kurze Pause, um seine Worte wirken zu lassen. Dann fuhr er fort. »Gishild gelang es, den Capitano zu finden. Und mit letzter Kraft brachte sie ihn ans Ufer …« Alvarez stockte erneut. Doch diesmal war es Ergriffenheit und kein rhetorischer Trick. »Sie … sie gab ihre letzte Kraft, um den Capitano zu retten. Kälte und Erschöpfung ließen ihr Lebenslicht verlöschen. Inzwischen hatten die Löwen und auch die Andalanen begonnen, nach ihnen zu suchen. Als ich hinzukam, hatte sich schon eine größere Gruppe von Männern am Ufer versammelt. Sie sahen zu, wie Luc mit verzweifelter Wut versuchte, Gishild ins Leben zurückzuholen. Ich ging hinab, ich habe sie gesehen … Ihre blauschwarzen Lippen. Das totenbleiche Antlitz. Sie war von uns gegangen, darauf schwöre ich jeden Eid!« Wieder hielt der Flottenmeister inne.
    »Und wo genau am Ufer des Rivanne hat sich das abgespielt ?«, erklang die schneidende Stimme Honorés.
    »Nein, denk das nicht! Ich weiß, worauf du hinauswillst. Dort überall bleibt uns die Kraft unserer Gabe versagt. Luc hat sie nicht auf diesem Weg gerettet. Er …«
    »Der Junge hat als Einziger aus seinem Dorf die Pest überstanden«, unterbrach ihn Honoré. »Bruder Drustan hat uns berichtet, wie er sah, dass sich frische Wunden bei Luc schlossen. Der Junge hat ein außergewöhnliches Talent. Seine Gabe ist so stark, dass wir sie nicht nach unserem Maß …«
    »Nein! Bei Tjured, ich sagte doch, ich war zugegen. Ich habe Gishild gesehen. Sie war von uns gegangen. Und Luc war schier von Sinnen vor Verzweiflung, weil er ihr nicht mehr helfen konnte. Es war nicht die Gabe, die sie rettete.«
Alvarez blickte zur hohen Kuppeldecke. »Es war die Kraft, die Leben schenkt. Die Kraft, die über uns allen steht … Es war ein Wunder, dass Gishild wieder die Augen aufschlug. Jeder, der dort war, hat es gespürt.«
    »Aber wenn ein Albenkind …«
    Leon hatte genug von Honorés Einwänden. Seine Hochstimmung war Ärger gewichen. Er würde nicht dulden, dass ein Wunder zerredet wurde. »Es gibt ein Maß an Zweifel, das an Ketzerei grenzt, Bruder! Du magst morgen nach der Leiche eines Albenkinds suchen. Ich aber vertraue auf Bruder Alvarez und sein Gefühl. Ich denke nicht, dass du ein Albenkind finden wirst. Es gibt einen Punkt, Bruder, an dem man aufhören muss zu fragen und einfach glauben soll. Alles andere ist gottlos.«
    Honoré war klug genug, nichts mehr zu sagen. Leon war sich dennoch sicher, dass sein Ritterbruder schon beim ersten Morgenlicht die Gegend um den Ort des Wunders sehr genau untersuchen lassen würde. Sollte er! Er würde zu keinem Ergebnis kommen, da war sich Leon ganz sicher. »Beschreibe uns, was geschah, als Gishild erwachte«, ermunterte er Alvarez zum Weiterreden.
    Der Flottenmeister hob hilflos die Hände. »Die Begegnung mit Tjureds Macht und Güte entzieht sich dem, was ich in Worte zu kleiden vermag. Wir alle, die wir dort waren, haben seine Kraft gespürt. Da war ein goldenes Licht, es war nur kurz zu sehen. Und ein Duft wie von Lotusblüten lag in der Luft. Gishild … sie tat einen Seufzer. Nie habe ich einen solchen Laut gehört.« Er sah in Richtung der Nische, aus der Honoré gesprochen hatte. »Jeder, der zugegen war, wird dir beschwören, dass es ein Wunder war. So stark war die Kraft Gottes, dass ein toter Kirschbaum in der Nähe frische Blätter und Blüten ausgetrieben hat. Jetzt, im Herbst!
Und der Capitano Duarte, der ein halb lahmes Bein hatte, kann wieder gehen, als sei er nie verwundet worden. Wir alle wurden von der Macht Tjureds berührt, als er die

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