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Die Albertis: Roman (German Edition)

Die Albertis: Roman (German Edition)

Titel: Die Albertis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Pfannenschmidt
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halten.» Er besann sich. «Nicht dass du jetzt denkst, Pavel, ich liebe deine Mutter nicht mehr. Ich liebe sie. Über alles. Deswegen, wegen ihr und wegen uns, habe ich das alles in Kauf genommen. Aber dieses eine Gefühl, das bleibt: Ich bin eine Sau. Ein Egoist. Ich habe Wolf sehr wehgetan. Ich habe ihn verraten.»
    «Glaubst du nicht: Irgendwann ... ich meine ... ihr könntet irgendwann einmal wieder miteinander reden?»
    «Weiß nicht.» Er schüttelte seinen Kopf. Wassertr0pfen sprangen von seinem Haar. «Nein, ich glaube kaum. Er wird mir das nie verzeihen. Zu Recht. Wenn überhaupt: dann müsste er natürlich den ersten Schritt tun.»
    «Warum das denn?»
    «Soll ich hingehen, zu ihm nach Hause, und sagen: Tut mir Leid, Alter, wir fangen noch mal von vorne an?»
    «Warum nicht?»
    «Es wird nie mehr so sein können. Es ist vorbei. Zu spät.» Paul schwamm langsam weiter.
    Pavel folgte ihm. «Eigentlich wollte ich auch nur sagen: Wie dankbar ich dir bin, Paul. Du hast mir echt geholfen, nach dem Unfall und so.»
    Paul blickte zu ihm rüber und grinste. «Was soll das heißen? Dass du mich nicht mehr hasst?»
    «Hab ich ja nie.»
    «Alles bingobotscho, Pavel?»
    «Alles bingobotscho.»
    Von weither tönte Luis' Stimme über den See: «Wie weit ... wollt ihr denn noch ... schwimmen?»
    Sie stoppten beide, drehten sich im Wasser um, und winkten. Dann schwammen sie gemeinsam zurück und sprachen über diese Sache kein Wort mehr.
    Anne saß zu dieser Zeit mit Ebba beim Lunch. Samstagmittag bei Da Nando: Das war Wir-sind-jung und Uns-geht's-gut, das war Großstadtleben und Bella Italia. Schicke junge Frauen mit ihren Gummibandgesichtern, wie Ebba es nannte, die aussahen, als wären ihre Gesichtszüge so stramm nach hinten gezogen, dass ihnen das Lächeln unmöglich war. Alle teuer und sexy gekleidet, in Pastelltönen, die ihnen die Aura von Reinheit verliehen, von Unantastbarkeit. Männer, oft älter, im norddeutschen Einheitsoutfit, mit blauen Blazern und hellen Hosen, barfuß in Slippern, krawattenlos und gewohnt, dass ein Blick, eine Geste, ein Wort genügte und man für sie tat, wonach es ihnen gelüstete. Keine einzige Familie. Keine Rentner. Nur Modehündchen, deren Straßenköter-Look hoch gezüchtet war. Große Sonnenbrillen, die gerade en vogue waren. Bussis allerorten. 'ne kleine Nudel und ein schicker Vino, und immer dieselben Gespräche: Fahrt ihr nach Malle? Seid ihr auf den Hamptons? Was macht die eigentlich? Geht ihr auf die Party von dem? Mit denen braucht ihr gar nicht zu reden, die sind Konkurs. Es war eine eingeschworene Gemeinschaft, unbeschwert und anscheinend sorglos, und Anne genoss dieses Bad in der Menge, es hatte ihr gefehlt, genau wie ihrer Freundin. Sie saßen draußen, unter riesigen Schirmen, warteten auf ihren Salat, tranken kalten Prosecco und rauchten.
    «Das passt doch mal wieder so richtig in die Raupensammlung!», konstatierte Ebba, während die beiden sich umsahen. Sie kannte fast alle. «O Gott!» Sie drehte sich weg, legte ihre Hand schützend vor die Augen. «Mit dem hatte ich mal was, und jetzt hat der so eine fiese Schlampe an seiner Seite, peinlich.»
    «Der?», fragte Anne. «Hast du mir nie von erzählt.»
    «Wer kennt die Namen, zählt die Typen? Der war so langweilig, Darling, so drö-ge ! Gegen den ist eine Scheibe Knäckebrot ein Feuchtbiotop!»
    Anne musste lachen. «Das hat mir so gefehlt. Du hast mir so gefehlt! Es ist so ... so langweilig ohne dich, Ebbalein.»
    «Und jetzt hast du mich angerufen, um mich zu bitten, zu euch zu ziehen? Nach Ahrensburg?»
    «Genau. Dann wäre die Familie komplett.»
    «Was macht eigentlich eure Familie Puzzlestein?»
    Anne erzählte noch einmal ausführlich von all den Dramen, die in den vergangenen Monaten passiert waren und von denen sie Ebba bisher nur am Telefon berichtet hatte.
    Nando, zu dem Ebba längst ein entspanntes Verhältnis hatte, ohne mit ihm ein Verhältnis zu haben, servierte den Salat. Zu Anne war er besonders freundlich und machte ihr das Kompliment, dass sie immer jünger werden würde.
    «Na na na!», meinte Ebba.
    Anne kam die Geschichte in den Sinn von dem Mann im Vier Jahreszeiten, Jean van der Marsch, der ihr seine Visitenkarte zugesteckt hatte, damals, als sie mit ihren Eltern dort essen war, lachend erzählte sie Ebba von ihren Gedanken.
    «Und?»
    «Na, nichts und. Die Visitenkarte verstaubt in meiner Schreibtischschublade.»
    «Zu schade!», meinte Ebba und schnitt die Salatblätter kurz und klein. «Gib

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