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Die Alchemie der Naehe

Die Alchemie der Naehe

Titel: Die Alchemie der Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaia Coltorti
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für sie interessiert, weißt du noch? Für euer nächstes Wiedersehen.
    Mehrmals warst du vor ihrem Haus auf und ab gelaufen, um wenigstens einen kurzen Blick auf sie zu erhaschen. Doch stets prallte er von den kalten, abweisenden Fensterscheiben ab. Als du dich doch einmal dazu durchringen konntest zu klingeln, machte leider niemand auf.
    Vermutlich war es noch zu früh für ein Wiedersehen. Außerdem wolltest du sowieso nur wissen, ob es ihr gut ging, ob sie Heimweh nach Genua hatte, ob …
    Währenddessen wuchs in dir eine sinnlose, idiotische, ja alberne Wut: auf diese Stadt, weil sie dir einen dermaßen begehrten Menschen so lange vorenthielt und dich zu Unrecht wer weiß was für Freuden beraubt hatte. Außerdem belastete dich eine lähmende Angst: die dunkle Ahnung, dass sie längst nicht so viele Gedanken an dich verschwendete wie du an sie. Wenn überhaupt, dann nur einen Bruchteil dessen und auch das längst nicht mit dieser Intensität.
    Manchmal dämmerte dir, wie krank das war, trotzdem kamst du nicht umhin, an sie zu denken – nicht einmal wenn du dir Vorwürfe machtest und dir fest vornahmst, sie zu vergessen, sie in Frieden zu lassen. Schließlich würde, ja durfte sie dir niemals gehören.
    Außerdem war das doch lächerlich: Du hattest sie höchstens dreimal gesehen – wie konntest du dich wegen einer Frau verrückt machen, die du kaum kanntest? Oder wolltest du bloß nicht zugeben, dass du eine wirklich krankhafte, verbotene Schwäche für sie entwickelt hattest?
    Ging es vielleicht auch eine Nummer kleiner?
    Oder wenigstens nicht ganz so pubertär und romaaaaaantisch?
    Leider nein: Du warst wirklich komplett durchgedreht.
    Hattest du etwa wichtige Gespräche mit ihr geführt? Nein, nicht einmal ansatzweise. Und trotzdem wusstest du einfach Bescheid. Ganz so als könntest du hellsehen, spürtest du, dass ihr auf derselben Wellenlänge lagt. Obwohl sie ganz anders war als du und ein ganz anderes Verhalten an den Tag legte.
    Aber aufgrund irgendeiner wundersamen Alchemie verstand sie dich deutlich besser als jede andere, mit der du tatsächlich wichtige Gespräche geführt oder gar eine feste Beziehung gehabt hattest.
    Du hast gegrübelt, dir den Kopf zerbrochen, Vermutungen angestellt.
    Und deshalb hast du dich aufgerafft, endlich aktiv zu werden, statt nur zu leiden und dich zu verwünschen, während du zu ihren verdammten Fenstern in der Via Anfiteatro hinaufstarrtest.
    Â»Wann gehst du das nächste Mal mit Mama aus?«, hast du deinen Vater eines Abends beim Essen gefragt, in der Hoffnung, Selvaggia könnte erneut bei euch übernachten.
    Â»Keine Ahnung«, erwiderte dein Vater – nicht ahnend, in welchem Gefühlssturm du dich befandst. »Ich lasse es langsam angehen.«
    Ach Gottchen, nach siebzehn Jahren bat er sich immer noch Zeit aus!
    Â»Außerdem kenne ich deine Mutter gut genug, um zu wissen, dass sie nicht einfach ist.« (Allerdings!) »Aber warum fragst du?«
    Â»Einfach nur so. Aus reiner Neugier. Weil ihr euch schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen habt.«
    Dein Vater erwiderte nichts darauf, woraus du den Schluss zogst, dass sich die Wiederannäherung deiner Eltern, vorsichtig ausgedrückt, nicht ganz so entwickelte wie erhofft.
    Du warst dermaßen verwirrt und verunsichert, ja wusstest gar nicht mehr, was du eigentlich wollest, dass du dich schließlich zu einem Kompromiss durchrangst: Einerseits betetest du zu Gott, damit deine Eltern sich nicht mehr trafen und du Selvaggia vergessen würdest. Andererseits betetest du zum Teufel, damit du diese göttliche Erscheinung, die dir gerade die Seele raubte, so bald wie möglich wiedersehen konntest.
    Und vielleicht hast du unterm Strich, ohne es zu merken, mehr zum Teufel gebetet.
    Und Pape Satan, Pape Satan Aleppe schien dich erhört zu haben. Und das sogar erstaunlich schnell!
    Du hattest beschlossen, den Nachmittag im Schwimmbad zu verbringen, da Paranoia, Nautilus & Co. sich gerade auf einen unattraktiven, unrealistischen vierzehntägigen Zelturlaub in den Karpaten vorbereiteten. Du hingegen zogst es vor, ein wenig für dich zu sein. Da die Saison so gut wie vorbei war und die Wettkämpfe erst wieder im September beginnen würden, hattest du dein reguläres Fünfzehntausend-Bahnen-Training eher langsam und lustlos absolviert.
    Frisch geduscht wolltest du gerade den

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