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Die Alchemie der Naehe

Die Alchemie der Naehe

Titel: Die Alchemie der Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaia Coltorti
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Restaurant. Die sagte: »Das hat nichts mit dir zu tun. Das meiste bekomme ohnehin ich ab, wenn sie wütend ist. Seit dem Umzug sieht sie ihre Freundinnen nur noch sehr selten. Du weißt ja, wie Frauen so sind.«
    Â»Ja, ja, ich weiß«, fielst du ihr ins Wort. Du wusstest nur zu gut, wie Frauen so waren, aber es war Selvaggia, die du verstehen wolltest!
    Und die war keine Frau, sondern eine Fata Morgana.
    Ihr nahmt an dem Tisch Platz, den euer Vater reserviert hatte. Die Erzeuger saßen sich gegenüber, du und Selvaggia ebenfalls. Sie studierte wortlos die Speisekarte. Hätte sie dich lauthals zum Teufel geschickt, wäre es dir lieber gewesen.
    Dann suchtest du dir ein Gericht aus und hörtest ansonsten deinen Eltern zu, die so viele Themen anschnitten, dass dir ganz schwindelig wurde. Sie wirkten eher wie zwei uralte Freunde und nicht wie ein geschiedenes Ehepaar mit zwei seltsamen Kindern im Schlepptau – Kinder, die sich noch vor Kurzem gemocht hatten, doch jetzt … Wer weiß?
    Während des Essens machtest du nicht einmal den Mund auf, ohne vorher gefragt worden zu sein. Die meisten Fragen kreisten um Routinethemen wie das Schwimmtraining, die Schule, die Freunde. Anschließend kam das Gespräch auf die Todesstrafe in China, aber du schlugst vor, über etwas Angenehmeres zu sprechen. Solange ihr noch mit euren Tagliatelle al radicchio beschäftigt wart, fandst du das irgendwie unpassend. Und so wurde schließlich ein Thema angeschnitten, mit dem du niemals gerechnet hättest: »Und Giovanni, was machen die Frauen? Wie läuft’s mit den Frauen? «, fragte Daddy Daniele triumphierend, während er sich hinter einem zuckersüßen Lächeln verschanzte.
    Du warfst ihm einen tödlichen Blick zu. Warum musste er dir ausgerechnet jetzt , da Selvaggia dir direkt gegenübersaß, so eine Frage stellen? Du hättest ihn umbringen können, bloß machte das Restaurantmesser keinen besonders scharfen Eindruck.
    Â»Ja, genau«, nahm eure Mutter den Gesprächsfaden begeistert auf und spielte sich in den Vordergrund. »Los, erzähl schon! Irgendwelche neuen Eroberungen?« Sie beugte sich ermutigend vor und versetzte dir einen freundschaftlichen Stoß zwischen die Rippen, als wäre sie deine engste Vertraute.
    Kurz sahst du zu Selvaggia hinüber, die scheinbar ganz mit ihrem Essen beschäftigt war, und rauntest dann: »Na ja, da ist schon jemand «, um ihr irgendeine Reaktion zu entlocken. Deine Schwester hörte auf zu essen und sah dich an. Das Gericht, auf das sie sich bisher konzentriert hatte, schien auf einmal völlig belanglos zu sein. »Interessant«, dachtest du nur.
    Â»Ach ja? Und wie heißt sie?«, fragte Selvaggia und sah dich schräg von der Seite an: Bisher hatte sie noch keine einzige Silbe verloren, und jetzt zeigte sich auf einmal, dass sie sich durchaus für dich interessierte. Vielleicht hatte deine Mutter doch recht, schoss es dir durch den Kopf. Vielleicht hatte Selvaggias Verhalten wirklich nichts mit dir zu tun. Jedenfalls musstest du dir jetzt so schnell wie möglich etwas Überzeugendes einfallen lassen.
    Â»Ihr kennt sie nicht«, sagtest du beschwichtigend. »Sie geht ins selbe Schwimmbad, aber noch ist es nichts Ernstes.«
    Daraufhin erlosch das Interesse deiner Eltern sofort, nicht aber Selvaggias, die dich nach wie vor nicht aus den Augen ließ und einen wütenden Eindruck machte. War sie tatsächlich eifer süchtig? Ihr kanntet euch gerade mal drei Wochen und hattet euch kaum gesehen. Vielleicht war es eher so, dass sie dich für sich allein haben wollte, da sie im Moment keinen anderen Ansprechpartner hatte.
    Sie ließ dich nicht mehr aus den Augen, und du ertrugst ihren undefinierbaren, unangenehmen Blick, bis du die Geduld verlorst. Doch niemals hättest du ihr den Triumph gegönnt, dir deine Nervosität anmerken zu lassen.
    Â»Selvaggia hatte in Genua einen Freund«, sagte eure Mutter spöttisch. »Aber dann hat sie ihn verlassen. Bestimmt macht sie bald neue Eroberungen. Hat die Schule erst einmal angefangen, wird schon jemand auftauchen.«
    Â»Mama!«, protestierte Selvaggia, starrte ihre Mutter erst in Grund und Boden und verdrehte dann die Augen.
    Für deinen Geschmack hatte eure geschwätzige Mutter bereits viel zu viel gesagt, denn jetzt warst du eifersüchtig und musstest dir eingestehen, dass dir nur dieser eine Sommer mit

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