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Die Alchemie der Naehe

Die Alchemie der Naehe

Titel: Die Alchemie der Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaia Coltorti
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Du warfst ihr einen durchtriebenen Blick zu, zogst sofort die Nacht tischschublade auf und nahmst einen unmissverständlichen Tausch vor: Du legtest die Gazzetta hinein und nahmst Kondome heraus.
    Nachdem ihr euch geliebt hattet, schlieft ihr mehr oder weniger auf Anhieb ein, ohne auch nur ein Wort gewechselt zu haben.
    Aber jetzt schlug sie ihre smaragdenen Augen wieder auf, sodass du ihr deine Pläne unterbreiten konntest.
    Â»Wie wär’s mit einem Urlaub?«, fragtest du flüsternd, wobei du dich von ihr löstest, damit du sie besser anschauen konntest.
    Selvaggia sah dich neugierig an. »Urlaub? Und wo?«
    Â»Wo immer du willst, natürlich im Rahmen unserer Möglichkeiten. In Italien oder in Europa. Du hast die Wahl.«
    Â»Haben wir überhaupt so viel Geld?«
    Â»Ja. Für eine Woche dürfte es reichen. Im Ernst, wenn du willst, können wir sofort losfahren.«
    Selvaggia umarmte dich heftig und küsste dich auf den Mund: »Ich bete dich an, Johnny Johnny!«
    Â»Und ich liebe dich über alles.«
    Bei diesen Worten fiel ein Schatten auf ihr Gesicht, und ihre anfängliche Begeisterung wich etwas anderem. »Hör auf, mir zu sagen, dass du verrückt nach mir bist«, flehte sie dich förmlich an. »Hör auf, mir immer wieder zu sagen, dass du verliebt in mich bist. Keine Ahnung, warum du das tust, schließ lich kannst du mich haben, wann immer du willst. Ich kann nur mit solchen Schwüren nichts anfangen.«
    Â»Ich sage das nur, weil es wahr ist«, wehrtest du dich. »Wäre dem nicht so, würde ich es auch nicht sagen. Ich liebe dich, und das ist mein voller Ernst.«
    Â»Hör auf damit!«, würgte sie dich ab. »Ich will diesen Scheiß nicht mehr hören, verstanden?«
    Sie war fast schon an der Tür, fast schon verschwunden.
    Hastig eiltest du hinterher und verstelltest ihr den Weg.
    Â»Ich kann nicht damit aufhören«, sagtest du. »Ganz einfach weil das kein Scheiß ist. Du bist diejenige, die meine Liebe in den falschen Hals bekommt.«
    Selvaggia stöhnte nur auf und sagte: »Ich bitte dich! Du weißt ja nicht mal, was das eigentlich ist, Liebe. Was du empfindest, ist nicht real, darf es auch gar nicht sein. Und das weißt du genau.«
    Â»Aber wenn ich bei deinem Anblick jedes Mal Herzklopfen bekomme, ist das sehr wohl real oder etwa nicht?«, beharrtest du.
    Sie versuchte, dich beiseitezuschubsen, allerdings nicht sehr überzeugend. Sie gab dir einfach nur einen gespielten Stoß vor die Brust, sodass du sagtest: »Und, fahren wir weg?«
    Â»Klar«, erwiderte sie. »Lass uns wegfahren!«
    Zwei Tage später – nachdem ihr eure Erzeuger beschwichtigt und ihnen wieder sonst was erzählt hattet –, nahmt ihr am zehnten August den Zug, und euer Eurostar war absolut pünktlich.

37
    Du hattest hohe Erwartungen an diesen Urlaub – allein der Gedanke, mit Selvaggia in Rom zu sein, erfüllte dich mit unbändiger Freude.
    Ihre Augen würden sich ausschließlich an dir und Rom sattsehen, und sie würde dir auf Schritt und Tritt folgen. Sie würde allein an deinen Lippen hängen, und ihre Hände würden deinen Körper berühren, der bereit war für ausgedehnte Liebesbegegnungen – ein Privileg, das du gegen nichts in der Welt eintauschen würdest.
    Ihr lieft den ganzen Nachmittag durch die Stadt, schautet euch Sehenswürdigkeiten an und stauntet, dass euch niemand schräg ansah oder angewidert auf eure Küsse reagierte.
    Hier wart ihr einfach nur ein Liebespaar auf Reisen, so frei fühltet ihr euch von sozialen Einschränkungen und Vorur teilen.
    Ihr hattet Spaß daran, die Touristen zu spielen und zweihundert Fotos zu knipsen. Die Posen waren dieselben wie bei allen jungen Leuten: Sie gab dir einen Kuss auf die Wange. Ihr küsstet euch auf den Mund. Sie sah dich an und lachte im Profil, während du direkt ins Objektiv starrtest und so ernst drein sahst wie Gebirgsjäger auf historischen Fotos. Zu Hause würde sie ohnehin niemand außer euch zu Gesicht bekommen.
    Als ihr dann endlich auf euer Hotelzimmer kamt, wart ihr müde. Ihr wanktet mehr oder weniger die Treppe hoch und lachtet. Vermutlich hättet ihr gar nicht mehr laufen können, wenn ihr euch nicht gegenseitig gestützt hättet.
    Ihr ließt euch aufs Bett fallen, bliebt dort dicht nebenein ander regungslos liegen und starrtet an die Decke.

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