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Die Alchemie der Naehe

Die Alchemie der Naehe

Titel: Die Alchemie der Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaia Coltorti
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wärst?«
    Â»In der Liebe macht man keine Kompromisse«, gabst du zurück. »Entweder ganz oder gar nicht!«
    Sie löste sich aus deiner Umarmung, und da wusstest du, dass sie dich liebte, es jedoch nicht zugeben konnte. Weder vor sich noch vor dir, weil sie begriff, dass eure Beziehung unwiderruflich zum Scheitern verurteilt war. Hätte sie zugegeben, dass sie dich liebte, wärt ihr tatsächlich in jeder Hinsicht ein Paar gewesen, und das hätte alles nur noch schlimmer gemacht.
    Dieses Wissen, dass sie dich liebte, linderte deine Qualen nicht etwa, sondern verschärfte sie noch. Sie zwang sich zu einem Lächeln und sagte: »Siehst du? Ich bin das unglücklichste Mädchen der ganzen Welt. Ist es nicht ein grausamer Zufall, den Seelenverwandten ausgerechnet im Körper meines Bruders gefunden zu haben, durch den mein eigenes Blut fließt?«
    Fast schon lebensmüde kehrtet ihr anschließend in euer Hotel zurück. Auf eurem Zimmer machtet ihr nicht mal das Licht an. Sie zog sich fürs Bett um, und du saugtest gierig die frische Nachtluft auf dem Balkon ein. Du stecktest dir eine Camel light an und zwangst dich, sie in aller Ruhe zu rauchen, bevor du dich zu Selvaggia ins Bett legtest.
    Sie erwartete dich bereits in hellrosa Spitzenunterwäsche, die ihr dunkles Haar auf dem Kissen besonders zur Geltung brachte. In ihrem Blick lag Traurigkeit, und auf einmal hatte sie so gar nichts mehr von der übermütigen Selvaggia, die du kanntest. Sie war anders, eingeschüchtert von der Realität. Viel leicht ist das ihr wahres Ich ohne Schutzpanzer, sagtest du dir.

39
    Â»Wo sind wir?«, fragte sie und riss die Augen auf. Da hast du ihr zugelächelt und einen Blick aufs Handydisplay geworfen, um zu sehen, wie spät es war. »Wir müssten bald da sein.« Zwanzig Minuten zuvor hattest du dich bei einer Speisewagenkellnerin erkundigt, die dir bestätigte, dass der Eurostar pünktlich war. Selvaggia nickte, zog ihrerseits das Handy aus der Tasche und tippte rasch ein paar Ziffern ein. Du nahmst an, dass sie eure Eltern anrief, um ihnen zu sagen, dass ihr euren Kurzurlaub in Genua fortsetzen würdet. Doch dann merktest du zu deinem Erstaunen, dass sie mit einer gewissen Agnese telefonierte.
    Du sahst aus dem Fenster, gabst vor, deinen Gedanken nach zuhängen. Aber es schien nur ein Routineanruf zu sein, bei dem nichts Wichtiges besprochen wurde.
    Dann wurde das Telefonat beendet. Selvaggia sah dich zufrieden an, und du schenktest ihr ein Lächeln.
    Â»Wir müssen uns in Genau erst noch ein Hotel suchen«, wappnetest du dich gegen ihren Blick, indem du ihr dieses Detail in Erinnerung riefst.
    Sie schüttelte den Kopf, und jetzt strahlten ihre Augen. »Nein«, erwiderte sie. »Agnese, meine Freundin aus Genua, ist stinkreich.«
    Du begriffst nicht, worauf sie hinauswollte. »Wir sind auch nicht gerade arm«, wandtest du ein.
    Selvaggia lachte kurz auf. »Das stimmt. Nur haben wir keine drei Häuser in verschiedenen Regionen Italiens – wenn ich mich nicht täusche, liegt sogar eines davon in Nizza. Und wir haben auch keine Siebzigmeterjacht.«
    Da hast du die Augen aufgerissen: »Siebzig Meter?«
    Selvaggia lachte und nickte. »Wie dem auch sei, meine Freun din ist so nett, uns auf dieser Wahnsinnsjacht zu beherbergen. Gute Freunde können ziemlich nützlich sein.«
    Du warst beeindruckt von ihrem Organisationstalent, auch wenn ihr auf dieser Jacht wahrscheinlich wenig Zeit für euch allein haben würdet – wenn überhaupt. Mal ganz abgesehen davon, dass diese Agnese das Boot bestimmt nutzen würde, um zu Ehren Selvaggias eine Riesenparty mit zig Freundinnen, Exfreunden und Bekannten deiner Schwester zu schmeißen. Und was wird dann aus mir, fragtest du dich. Ja, was wohl inmitten dieser Horde!
    Sofort kam dir der schmerzhafte Gedanke, dass Selvaggia dich vermutlich links liegen lassen würde. Da dämmerte dir, dass es ein Fehler gewesen war, mit ihr nach Genua zu fahren.
    Wenn Selvaggia sich wieder begeistert in ihre Vergangenheit stürzte, wäre sie mit so vielen Leuten beschäftigt, dass du nebensächlich würdest. Wieder einmal warst du ihr auf den Leim gegangen. Bestimmt würdest du die nächsten drei Tage in irgendeiner Ecke sitzen, deine Schwester beobachten und dich mehr nach ihr verzehren denn je. Drei Tage konnten ganz schön lang sein! Du würdest halb wahnsinnig

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