Die Alchemie der Naehe
verbrachtet ihr jeden Tag in der Via Anfiteatro, aber nicht immer erwidertest du ihr Liebeswerben. Oft lagt ihr einfach nur Arm in Arm auf dem Bett und redetet. Mit Sicherheit verpasstet ihr viel von dem, was drauÃen passierte, aber das störte euch nicht weiter. Ihr hattet eure eigene Welt, die keinerlei Einflüssen von auÃen ausgesetzt war. Die Tage vergingen, und ihr wart so fasziniert voneinander, dass ihr euch überall liebtet â es genügte, dass eure Eltern nicht zu Hause waren.
Eines Tages wart ihr zusammen joggen â einfach nur so zur Abwechslung. Dabei hieltet ihr hin und wieder Händchen, und das war schön. Zu Hause wartete eine herrlich entspannende Dusche auf euch, und ihr beschlosst einvernehmlich, dass Selvaggia zuerst an die Reihe käme. Deshalb stauntest du nicht schlecht, als sie nach dir rief und vorgab, den Badezusatz nicht zu finden. Kaum kamst du herein, sahst du den Flakon auf der üblichen Konsole, während sie sich selig im Schaumbad rekelte â ziemlich versteckt im Halbschatten, da sie die Fensterläden geschlossen und Kerzen angezündet hatte.
»Das hat aber lange gedauert«, sagte sie und streckte ein Bein aus dem Wasser, während sie die Arme hinter dem Kopf verschränkte. Der Schaum bedeckte ihre Brüste nur knapp, und du zogst die Tür hinter dir zu.
»Du hast hier ja ganz schön was inszeniert«, sagtest du, ohne auf ihren Vorwurf einzugehen. Dann grinstest du genauso durchtrieben wie sie und machtest Anstalten, dich auszuziehen. Doch sie gebot dir Einhalt.
»Entschuldige, was hast du denn gedacht?«, sagte sie mit schräg gelegtem Kopf.
Du sahst sie an, als würde sie dich auf den Arm nehmen.
»Ich habe dich eigentlich nur um Badezusatz gebeten.«
Hatte sie dich vielleicht doch nicht unter einem Vorwand herbestellt, sondern aus reiner Notwendigkeit?
»Ach so, du hast mich also nur wegen des Schaumbads gerufen«, sagtest du nickend, als wäre das vollkommen normal. Wozu ruft man Männer auch sonst? Damit sie den Laufburschen spielen! Bei diesem Gedanken musstest du lachen und reichtest ihr mit groÃer Geste den Flakon. Sie bedankte sich mit keinem Wort, sondern begann stattdessen, sich mit dem verdammten Schaumbad einzuseifen. Du bliebst wie angewur zelt vor der Wanne stehen und setztest dich schlieÃlich auf ihren Rand, statt zu gehen.
»Und? Verzieh dich!«, befahl sie und machte eine entsprechende Geste. Du verlorst dich im Anblick ihrer nackten Schultern und des Schaums, der in sich zusammenfiel und dir wie bei einem wunderbaren Versteckspiel erlaubte, ihre rosigen Brüste in all ihrer Pracht zu sehen.
»Das ist schon ein seltsames Phänomen«, sagtest du und machtest eine wirkungsvolle Kunstpause.
»Was denn?«
»Dass hier so viel Schaum in der Wanne ist, obwohl du mich gerufen hast, damit ich dir den Badezusatz reiche.«
Sie starrte dich kurz an und brach in lautes Gelächter aus: Das war ihre Art, dir mitzuteilen, dass sie dich wollte.
»Du bist ein aufmerksamer Beobachter, Johnny«, sagte sie, bevor sie dich ohne Vorwarnung packte und heimtückisch in die Wanne zog. Du schriest laut auf, und das Wasser spritzte überallhin, überschwemmte den Boden, während ihr versuchtet, beide Platz in der Wanne zu finden. Selbstverständlich bewahren wir Stillschweigen über das absurde Finale, das aufgeführt wurde, um dich endlich deiner Kleidung zu entledigen. Sie setzte sich rittlings auf dich und sah dir fast schon verzückt in die Augen.
Du begannst, ihren Rücken zu streicheln.
»Ich hab dich so lieb«, sagte sie, und es klang aufrichtig. Du strahltest bis über beide Ohren, weil sie dir ausnahmsweise mal ihre Gefühle gestand. Dann verbargst du dein Gesicht zwischen ihren wohlgeformten Brüsten und lauschtest noch lange dem gefügigen, zarten, ja fast versöhnlichen Klopfen ihres weichen Herzens.
36
Selvaggia kam zu dir ins Zimmer, kaum dass eure Eltern zur Arbeit gegangen waren. Sie erschien in dunkelgrüner Unterwäsche, die hervorragend zu ihren Augen passte, und du last gerade die Gazzetta dello Sport , als du hörtest, wie die Tür aufging. Ehe du überhaupt begriffst, was los war, lag sie schon mit offenen Haaren in deinem Bett.
Sie trug sie nur selten offen, und die wenigen Male konnten nur eines bedeuten, nämlich dass du sie zum Mund führen und küssen oder um deine Finger wickeln musstest.
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