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Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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Lücken in ihrer eigenen Existenz rechtfertigte? Diese Fragen konnte sich der Doktor nur nebenbei stellen, weil seine Aufmerksamkeit von dem gemalten Spektakel in Anspruch genommen wurde.
    In ihrer Struktur ähnelte die Komposition einer Ahnentafel, die sich auf die Zusammenführung zweier großer Familien konzentrierte und von jedem verheirateten Paar aus weiterverzweigte – Eltern, Onkel und Tanten, Geschwister, Cousins, alle verbunden mit Kindern und Ehepartnern. Die Figuren standen wie in einer mittelalterlichen Schrift nicht in korrekter Perspektive. Svenson spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. Eine Hochzeit.
    Das war das Gemälde des Comte, das im Herald Erwähnung gefunden hatte … wie hatte es noch geheißen? Die chymische Hochzeit …
    Dass dies eine Arbeit von Oskar Veilandt war, erlaubte einen klareren Blick auf das Bild. Der detaillierte Hintergrund, den er für reine Dekoration gehalten hatte, wurde zu einem Geflecht aus Buchstaben, Zahlen und Symbolen – die alchemistischen Formeln, die der Comte in seinen Arbeiten verwendet hatte. Die Gestalten selbst waren so plastisch wie in Veilandts anderen Gemälden – grausam gestaltet, mit Gesichtern, verzerrt vor Verlangen, und Händen, die fiebrig nach Befriedigung suchten … aber Svenson konnte den Blick nicht sehr lang auf eine einzelne Gestalt richten, ohne dass ihm der Kopf schwirrte. Er wusste, dass es sich um die Erfahrungen der Contessa handelte und dass er erklärtermaßen ihrem Weg folgte.
    Allerdings hatte sie immer und immer wieder hingeschaut …
    Und dann wusste er es: Es war die Farbe; genauer gesagt, der Comte hatte Splitter von blauem Glas in die Farbe gemischt; und manchmal nicht nur Splitter, sondern ganze Scherben, wie ein Mosaik, das lebhafte Erinnerungsbruchstücke enthielt. Die gesamte Oberfläche glitzerte mit Erlebtem und wogte wie eine schwere See. Die Spannweite war erstaunlich. Wie viele Seelen waren geplündert worden, um der Absicht des Künstlers zu dienen? Wer konnte das zerstörerische Ganze in sich aufnehmen und seine geistige Gesundheit bewahren? Sein Verstand schwirrte vor alchemistischen Verbindungen – repräsentierte jede Figur ein chemisches Element? Einen Himmelskörper? Waren es Engel? Teufel? Er sah Buchstaben des hebräischen Alphabets und die Karten einer Wahrsagerin. Er sah Anatomie – Organe, Knochen, Drüsen, Gefäße. Der Zyklus wurde erneut abgespielt. Er spürte die heldenhafte Entschlossenheit der Contessa, diese Aufzeichnung an sich zu reißen.
    Schließlich gelang es Svenson, seinen Blick auf das zentrale Paar zu richten, die »chymische Hochzeit« selbst. Beide wirkten unschuldig, doch ihre sinnliche Leiblichkeit verriet ein wissendes Verlangen – es gab keinen Zweifel an dem körperlichen Aspekt der Verbindung. Die Braut trug ein Kleid, so dünn wie ein Schleier, der nichts von ihrem Körper verbarg. Ein bloßer Fuß berührte einen azurblauen Teich (Svenson zuckte zusammen, weil er voller Erinnerungen war), während der andere einen orangefarbenen Pan toffel mit orientalisch anmutender, nach oben gebogener Spitze trug. Eine Hand hielt einen Strauß Glasblumen und die andere in der offenen Handfläche einen goldenen Ring. Orangefarbenes Haar fiel ihr auf die bloßen Schultern. Die obere Gesichtshälfte war von einer Halbmaske bedeckt, auf die zweifelsohne die exakten Züge der Contessa gemalt waren. Der Mund darunter lächelte schüchtern, die Zähne darin waren leuchtendblau.
    Der Bräutigam trug eine ähnlich transparente Robe – Svenson erinnerte sie an die Kleidungsstücke derer, die den Prozess durchlaufen sollten –, wobei seine Haut so dunkel war wie die der Braut hell. Ein Fuß steckte knöcheltief in der Erde, während der andere von schimmerndem Metall umhüllt war. In der rechten Hand hielt er einen silbernen Krummdolch und in der linken eine glühendrote Kugel von der Größe eines Säuglingsschädels. Sein Haar, so lang wie ihres, war blau, und wie bei seiner Verlobten war die obere Gesichtshälfte maskiert – eine leere Maske aus weißen Federn, bis auf die Augen, die durchschienen und aus schimmernden Glasovalen bestanden. Svenson wusste, dass jedes Auge, vielleicht mehr als das übrige Gemälde, Erinnerungen barg, die dem Ganzen vielleicht einen Sinn verliehen. Doch die Contessa hatte nicht gewagt hineinzuschauen. Der Kartenzyklus endete und brachte den Doktor zum verschwommenen Anfang zurück.
    Er blinzelte und sah das Turmzimmer, die blaue Karte sicher in Kardinal

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