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Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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Ausdruck.«
    Chang räusperte sich. Sie verstummten, und er ging weiter.
    »Der Norwalk war eine Mauer der ursprünglichen Zitadelle. Ich schätze, das hier war eine der tief gelegenen Katakomben.«
    »Warum hat man sie wieder hergerichtet?«, fragte Svenson. »Neuer Fliesenboden und frische Farbe.«
    Chang suchte in seiner Tasche nach dem Rasiermesser. Mit dem Griff kratzte er etwas vom Putz ab und blies den Staub weg. »In den letzten acht Wochen frisch verputzt worden.«
    »Bevor oder nachdem das Luftschiff ins Meer gestürzt ist?«, fragte Svenson.
    Chang zuckte mit den Schultern. Miss Temple hob die Laterne hoch.
    »Wir haben das hier vergessen. Jemand hat sie angezündet. Wir müssen weitermachen und sie dazu bringen, uns alles zu erzählen.«
    Nach einer Viertelmeile war der Tunnel zu Ende: eine Holztür und ein weiterer roter Briefumschlag, der auf dem polierten Türgriff stand. Chang riss ihn auf, blickte auf das Papier und reichte es Svenson mit einem Schnauben.
    Mein lieber Doktor,
    als ein Mann von unübersehbarer Vitalität haben Sie dieses Schlupfloch rechtzeitig gefunden, aber rechtzeitig reicht nicht aus.
    Die Aufgabe übersteigt die Fähigkeiten eines jeden Agenten.
    Lassen Sie nicht zu, dass Liebe Sie blind macht. Es bleibt genug Zeit, um unsere Rechnung zu begleichen.
    RLS
    Miss Temple hob ungeduldig die Augenbrauen, und Svenson reichte ihr das Blatt Papier.
    »Warum spricht sie von ›Liebe‹?«, fragte Chang.
    »Ich nehme an, sie meint Eloise«, antwortete Svenson und fragte sich, ob das stimmte und wie die Contessa – trotz seiner Gewissheit hinsichtlich ihrer Herzlosigkeit – ihre Begegnung einschätzte. Und wie sah er sie? »Sie wird alles sagen, um ihre Schuld zu verharmlosen, wenn Sie unsere Hilfe braucht.«
    Miss Temple gab ihm den Brief zurück. »Ich will an ihrem Geschacher nicht beteiligt sein.«
    »Wenn wir die Contessa finden«, sagte Chang, »egal wo, ist sie tot.«
    Svenson nickte zustimmend. Er wollte die Contessa nicht verschonen – und das tat er auch nicht –, aber er sah in der Ablehnung seiner Gefährten eine bewusste Leugnung der Tatsache, dass ihr Kampf jetzt über die Einzelpersonen hinausging, die sie hintergangen hatten. Würden Miss Temple und Chang ihn am Ende genauso hassen, wenn er die Frau am Leben ließe, um den Comte zur Strecke zu bringen?
    Das »Versteck« sah aus, als wäre es von einem Tier bewohnt. Kleider, mochten sie auch noch so elegant sein, waren über den Fußboden und die Möbel verstreut, schmutzige Teller und Gläser stapelten sich auf den Arbeitsflächen, leere Flaschen waren in die Ecken des Raums gerollt, und eine Strohmatte war an die Wand geschoben worden. Trotz der Unordnung der Contessa war klar, dass der niedrige gemauerte Raum für andere Zwecke ausgestattet worden war. Es roch nach Indigolehm.
    Svenson berührte die Rohre, um ihre Temperatur abzuschätzen. Metallrohre führten in breite Messingkästen an der Wand. »Sehr kalt … könnte das der Fluss sein?«
    Chang schlug mit der Hand gegen die Wand. »Natürlich! Was bin ich für ein Idiot – die Seventh Bridge! Die Turbinen!«
    »Welche Turbinen?«, fragte Miss Temple. »Sie sagen das, als wären Turbinen ein Gesprächsthema fürs Frühstück …«
    Chang ging nicht darauf ein. »In den Brückenpfeilern befinden sich Turbinen – es war eine Idee zum Ablassen von Abwasser.«
    »In den Rohren ist Abwasser ?«
    »Keineswegs – der Plan wurde nie umgesetzt. Aber wir wissen, dass Crabbé und Bascombe gegen ihre Verbündeten intrigiert haben – also benötigen sie ihre eigene Version von der Werkstatt des Comte. Mit der Wasserkraft des Flusses würden die Brückenturbinen genug Strom liefern, um diese gefräßigen Maschinen zu versorgen.«
    »Und ich nehme an, die Contessa hat von ihrem Geheimnis durch ihre Spionin, Caroline Stearne, erfahren.« Miss Temple wedelte den Gestank von ihrem Gesicht weg. »Aber warum hat sie es verlassen?«
    »Das ist die Frage«, fand auch Svenson. »Heute Abend hat sie ihre Zuflucht im Palast aufgegeben, und jetzt ein recht ungewöhnliches Labor …«
    »Da ist noch die Sache mit ihrem Todesurteil«, sagte Miss Temple.
    »Es schien sie nicht besonders zu beunruhigen.«
    »Wenn sie außerdem die Laterne angezündet und die Umschläge hinterlassen hat, um uns hierherzuführen«, sagte Chang, »wo ist sie dann hingegangen?«
    Sie konnten keine weitere Tür entdecken. Svenson suchte hinter der Matratze und unter den Kleiderbergen und blieb vor einer Holzkiste

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