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Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition)

Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Lanze mit zitternder Hast und schwankte an den Tisch, während sein grauer Bart vor freudiger Erwartung wackelte. »Sohn des Abu Ajeeb,« rief er aus. »Ich denke, wir wollen ein wenig Blut sehen.«
    Bei diesen Worten stach er einige der Zwergengestalten mit der Lanze und bearbeitete andere mit dem dicken Ende, worauf die erstere todt auf den Tisch fielen, die übrigen aber sich gegen einander wandten und ein buntes Gefecht begannen.
    Es kostete den Astrologen Mühe, der Hand des friedlichsten aller Monarchen Einhalt zu thun und ihn von einer gänzlichen Vernichtung seiner Feinde abzuhalten; endlich vermochte er es über ihn, den Thurm zu verlassen, worauf eine Streifwache in das Gebirg gegen den Paß von Lope gesandt wurde.
    Diese kehrte mit der Nachricht zurück, ein christliches Heer sey durch das Herz der Sierra, fast bis Angesichts von Granada vorgedrungen, wo aber unter den Kriegern ein Zwiespalt ausgebrochen sey. Sie hätten ihre Waffen gegen einander gekehrt und sich nach einem großen Blutbad über die Grenze zurückgezogen.
    Aben Habuz war außer sich vor Freude, daß sich die Kraft des Talismans so erprobt hatte. »Endlich,« sagte er, »werde ich ein ruhiges Leben führen und habe alle meine Feinde in meiner Gewalt. O weiser Sohn des Abu Ajeeb, was kann ich dir als Lohn für solch eine Wohlthat bieten?«
    »Die Bedürfnisse eines alten Mannes und eines Philosophen, o König, sind gering und einfach; gewähre mir nur die Mittel, meine Höhle zu einer wohnlichen Einsiedelei einzurichten und ich bin zufrieden.«
    »Wie edel ist die Entsagung des wahrhaft Weisen!« rief Aben Habuz aus, innerlich hoch erfreut über das Wohlfeile der Belohnung. Er ließ seinen Schatzmeister kommen und gebot ihm jede Summe zu zahlen, die Ibrahim fordern würde, um seine Einsiedelei zu vollenden und einzurichten.
    Auf Befehl des Astrologen mußten nun verschiedene Kammern in den harten Felsen gehauen werden, welche eine Reihe Gemächer bildeten, die mit seinem astrologischen Saal zusammenhingen; er ließ jene mit üppigen Ottomanen und Divans zieren und die Wände mit den reichsten Seidenzeugen von Damaskus bekleiden. »Ich bin ein alter Mann,« sagte er, »und kann meine Knochen nicht mehr auf steinernen Lagern ruhen lassen, und diese feuchten Mauern müssen eine Bekleidung haben.«
    Auch Bäder ließ er einrichten und versah sie mit allen Arten von Wohlgerüchen und aromatischen Oelen;»denn ein Bad,« sagte er, »ist nothwendig, um der Spröde des Alters entgegenzuarbeiten und der durch Denken eingeschrumpften Gestalt Frische und Federkraft zu geben.«
    Er ließ die Gemächer mit unzählbaren silbernen und crystalnen Lampen behängen, die er mit wohlriechenden, nach einem von ihm in den egyptischen Gräbern gefundenen Recept gefertigten Oele füllte. Dieses Oel war seiner Natur nach unverbrennlich und verbreitete einen sanften Glanz wie das gemäßigte Tagslicht. »Das Licht der Sonne,« sagte er, »ist zu lebhaft und grell für das Auge eines Greises und das Lampenlicht ist den Studien eines Philosophen angemessener.«
    Der Schatzmeister des Königs Aben Habuz seufzte über die Summen, die täglich gefordert wurden, um diese Einsiedelei einzurichten und brachte seine Klagen vor den König. Aber das königliche Wort war gegeben: Aben Habuz zuckte die Schultern. »Wir müssen Geduld haben,« sagte er: »dieser alte Mann hat seine Idee von dem Aufenthaltsort eines Philosophen dem Innern der Pyramiden und den ausgedehnten Trümmern Egyptens entlehnt; aber alles hat ja ein Ende und so auch die Einrichtung seiner Höhle.«
    Der König hatte recht; die Einsiedelei ward endlich fertig und bildete einen prachtvollen unterirdischen Palast. »Ich bin jetzt zufrieden,« sagte Ibrahim Ebn Abu Ajeeb zu dem Schatzmeister: »ich will mich in meine Zelle verschließen und meine Zeit den Wissenschaften weihen. Ich begehre nichts mehr, nichts, als einen unbedeutenden Zeitvertreib, um mich in den Zwischenstunden der geistigen Arbeit zu zerstreuen.«
    »O weiser Ibrahim, fordere, was du willst: ich bin gehalten, dir alles für deine Einsamkeit Nöthige zu liefern.«
    »Dann wünschte ich einige Tänzerinnen zu haben,« sagte der Philosoph.
    »Tänzerinnen?« wiederholte der erstaunte Schatzmeister.
    »Tänzerinnen,« erwiederte der Weise ernsthaft: »wenige werden hinreichen, denn ich bin ein alter Mann und ein Philosoph, von einfachen Sitten und leicht zufrieden zu stellen. Sorge aber, daß sie jung sind und schön anzuschauen; denn der Anblick

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