Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition)
König ungeduldig. »Dieses Fräulein habe ich für mich ausersehen. Ich finde viel Behagen an ihr; grade solch Behagen, wie David, Salomons des Weisen Vater, an Abis Abigail der Sunamiterin.«
Ferneres Bitten und Warnen des Astrologen hatten nur eine entscheidendere Antwort des Königs zur Folge und sie schieden in großem Unwillen. Der Weise schloß sich in seine Einsiedelei ab, um über seine fehlgeschlagene Erwartung zu brüten; ehe er aber ging, warnte er den König nochmals, sich vor seiner gefährlichen Gefangenen zu hüten. Aber welcher verliebte Greis wird auf Rath hören? Aben Habuz gab sich der vollen Herrschaft seiner Leidenschaft hin. Sein einziges Trachten war, wie er sich in den Augen der gothischen Schönheit angenehm machen könne. Es ist wahr, durch Jugend konnte er sich nicht empfehlen, aber er hatte Schätze; und wenn ein Liebhaber alt ist, so ist er gewöhnlich freigebig. Der Zacatin von Granada wurde der kostbarsten Erzeugnisse des Morgenlandes beraubt; Seidenzeuge, Juwelen, Edelsteine, herrliche Wohlgerüche, alles was Asien und Afrika Reiches und Seltenes bot, wurde an die Prinzessin verschwendet. Alle Arten von Schauspielen und Festlichkeiten wurden zu ihrer Unterhaltung ersonnen; Gesang, Tanz, Turniere, Stiergefechte. Granada war eine Zeitlang der Schauplatz ununterbrochener Feste. Die gothische Prinzessin betrachtete alle diese Pracht wie jemand, der an solchen Glanz gewöhnt ist. Sie nahm alles als einen Tribut hin, den man ihrem Range oder vielmehr ihrer Schönheit schuldig war, denn die Schönheit ist in ihren Anforderungen sogar noch hochfahrender als der Rang. Ja, sie schien ein geheimes Vergnügen zu empfinden, den König zu Ausgaben zu reizen, vor denen sein Schatzmeister zitterte; und dann behandelte sie seine ausschweifende Freigebigkeit, wie etwas, das sich von selbst versteht. Der ehrwürdige Liebhaber konnte sich überdies bei allem seinem Eifer und seiner Großmuth nicht schmeicheln, einen Eindruck auf ihr Herz gemacht zu haben. Sie zürnte ihm nie, es ist wahr, aber sie lächelte auch nie. So oft er seiner Liebe das Wort reden wollte, schlug sie ihre silberne Leyer an. Es war ein geheimnißvoller Zauber in dem Klang. Augenblicklich fing der König an zu nicken; eine Schläfrigkeit überschlich ihn und er sank allmählig in Schlaf, aus welchem er wunderbar erquickt, aber für eine Weile vollkommen von seiner Liebe abgekühlt, erwachte. Seinem Werben war dies freilich nicht günstig; aber dieser Schlaf war stets von angenehmen Träumen begleitet, welche die Sinne des schläfrigen Liebhabers vollkommen fesselten; so fuhr er fort zu träumen, während ganz Granada über seine Bethörung spottete und über die Schätze seufzte, die für eine Leyer vergeudet wurden.
Endlich brach eine Gefahr auf das Haupt des Aben Habuz herein, vor der sein Talisman ihn nicht warnen konnte. Eine Empörung brach in seiner eignen Hauptstadt aus; sein Palast wurde von bewaffnetem Pöbel umzingelt, der sein und seines christlichen Schätzchens Leben bedrohte. Ein Funken seines alten kriegerischen Geistes erwachte in der Brust des Monarchen. An der Spitze eines Häufleins aus seiner Wache brach er heraus, jagte die Empörer in die Flucht und erstickte die Revolution im Keim.
Als die Ruhe wieder hergestellt war, suchte er den Astrologen, der sich immer noch in seiner Einsamkeit verschlossen hielt und an der bittern Rinde des Unwillens nagte.
Aben Habuz näherte sich ihm mit verhöhnendem Tone: »O weiser Sohn des Abu Ajeeb,« sagte er, »wohl hast du mir Gefahren vorhergesagt, welche die gefangene Schönheit veranlassen würde: sag mir darum auch, der du so schnell die kommende Gefahr erschaust, was ich thun muß, um sie zu vermeiden.«
»Entferne die ungläubige Maid von dir, die der Grund derselben ist.«
»Lieber lass’ ich von meinem Königreich,« rief Aben Habuz.
»Du schwebst in Gefahr, beide zu verlieren,« versetzte der Astrologe.
»Sey nicht rauh und zornig, tiefster aller Philosophen: bedenke das doppelte Unglück eines Königs und eines Verliebten und ersinne mir Mittel, mich vor den Uebeln, die mir drohen, zu schirmen. Ich frage nichts nach Größe, ich frage nichts nach Macht. Ich sehne mich nur nach Ruhe; hätte ich doch einen stillen Aufenthaltsort, wohin ich mich aus der Welt und allen ihren Sorgen, ihrem Prunk und ihrer Unruhe flüchten und den Rest meiner Tage der Ruhe und Liebe widmen könnte.«
Der Astrologe betrachtete ihn einen Augenblick aus seinen buschigen Augenbraunen
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