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Die Ameisen

Die Ameisen

Titel: Die Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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»Nicht mehr allein kämpfen, sondern solidarische Gruppen bilden. Es wird unseren Feinden schwerer fallen, zwanzig Termiten auf einmal anzugreifen, die eine gemeinsame Front bilden, als eine einzige, die zu fliehen versucht.« Und so erschloß die Termite einen der Königspfade der Komplexität: den sozialen Bund.
    Diese Insekten begannen in kleinen Zellen, zunächst auf Familienebene, zu leben: alle um die eierlegende Mutter geschart. Dann wurden die Familien zu Dörfern, die Dörfer nahmen an Größe zu und verwandelten sich in Städte. Schon bald erhoben sich ihre Städte aus Sand und Zement auf der ganzen Erdoberfläche.
    Die Termiten waren die ersten intelligenten Herren unseres Planeten, und seine erste Gesellschaft.
    Edmond Wells Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens
     
    Nr. 327 sieht die beiden Killerinnen mit dem Felsengeruch nicht mehr. Er hat sie tatsächlich abgeschüttelt. Mit ein wenig Glück sind sie sogar tot unter dem Geröll begraben.
    Nicht träumen. Und selbst wenn, wäre er längst nicht aus dem Schneider. Er hat keinen »Paß« mehr. Sobald er irgendeiner Kriegerin begegnet, ist er geliefert. Er würde von seinen Schwestern automatisch als Fremdkörper betrachtet.
    Man würde ihm nicht einmal die Möglichkeit geben, sich zu rechtfertigen. Säurestrahl oder Mandibelbiß ohne Vorwarnung, so die Behandlung, die für diejenigen vorgesehen ist, die nicht die Duftmerkmale der Föderation ausstoßen können.
    Das ist verrückt. Wie konnte es nur dazu kommen? Das ist alles die Schuld dieser beiden verfluchten Kriegerinnen mit den Felsenausdünstungen. Was war in sie gefahren? Sie müssen wahnsinnig sein. Auch wenn es nur selten der Fall ist, es kommt vor, daß Fehler im genetischen Programm psychologische Störungen dieser Art nach sich ziehen, ein Phänomen, das ähnlich gelagert ist wie das dieser hysterischen Ameisen, die während der dritten Alarmstufe über alle Welt herfallen.
    Die beiden wirkten jedoch weder hysterisch noch degeneriert. Sie schienen sogar sehr genau zu wissen, was sie taten. Als ob … Man kennt nur einen einzigen Fall, in dem Zellen bewußt andere Zellen des gleichen Organismus zerstören. Die Ammen nennen das Krebs. Als ob …
    irgendwelche Zellen von Krebs befallen wären.
    Dieser Felsengeruch wäre demzufolge der Geruch von Krankheit. Auch da müßte er Alarm schlagen. Nr. 327 hat fortan zwei Rätsel zu lösen: die Geheimwaffe der Zwergameisen und die Krebszellen von Bel-o-kan. Unde r kann mit niemandem reden. Er muß nachdenken. Es könnte gut sein, daß er in sich irgendeine verborgene Ressource hat …
    eine Lösung.
    Er macht sich daran, seine Antennen zu waschen. Anfeuchten (ein merkwürdiges Gefühl, Antennen zu lecken, ohne den charakteristischen Geruch der »Paß«-Pheromone aufzunehmen), abbürsten, glätten an der Ellbogenbürste, abtrocknen.
    Was tun, verflixt? Zunächst einmal überleben.
    Nur ein einziges Wesen kann sich seines Infrarotbildes erinnern, ohne auf die Bestätigung der Identifikationsdüfte angewiesen zu sein: Mutter. Allerdings wimmelt es in der Verbotenen Stadt von Soldatinnen. Auch gut. Wie lautet der alte Satz von Belo-kiu-kiuni: Oft ist man im Zentrum der Gefahr am sichersten aufgehoben.
     
    »An Edmond Wells erinnert man sich hier nicht gern. Als er gegangen ist, hat ihn niemand aufgehalten.«
    Der da so redete, war ein alter Mann mit einem liebenswürdigen Gesicht, einer der stellvertretenden Direktoren der »Sweetmilk Corporation«.
    »Dabei hat er doch, wie es heißt, eine neue Bakterie entdeckt, die einen intensiven Joghurtgeruch verströmt …«
    »Ja, als Chemiker, das muß man ihm lassen, hatte er geniale Eingebungen. Aber sie kamen nicht regelmäßig, sondern stoßweise.«
    »Hatten Sie Schwierigkeiten mit ihm?«
    »Ehrlich gesagt, nein. Sagen wir so: Er hat sich nicht in das Team eingefügt. Er hielt sich abseits. Und auch wenn seine Bakterie Millionen eingebracht hat, ich glaube, geschätzt hat ihn hier niemand.«
    »Könnten Sie das genauer erklären?«
    »In einem Team gibt es Chefs. Edmond mochte keine Vorgesetzten, überhaupt ertrug er keinerlei Form von Hierarchie. Für die Geschäftsführer, die, wie er sagte, ›nur um des Dirigierens willen dirigieren und nichts produzieren‹, hatte er nur Verachtung übrig. Nun, wir sind alle gezwungen, die Stiefel unserer Vorgesetzten zu lecken. Was ist schon dabei?
    Das System will es so. Er hingegen spielte den Stolzen. Ich glaube, uns, seine Kollegen, ärgerte das noch

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